Rees. Der Fischotter kehrt langsam an den Niederrhein zurück. Ein sogenannter Otterholt soll ihm dabei helfen, sich in Rees anzusiedeln.

Über unbefestigte Wege geht es einmal quer über das Gelände der Firma Holemans, vorbei an hohen Kiesbergen und ratternden Förderbändern, bis hin zum renaturierten Teil des Reeser Meeres. Versteckt am Ufer befindet sich ein kleines Loch, in dem an diesem Donnerstagvormittag der erste künstliche Fischotterbau von Rees eingegraben wird. Ein sogenannter Otterholt.

„In den Niederlanden und im Münsterland gibt es bereits Fischotterpopulationen, die sich langsam ausbreiten“, erklärt Sebastian Wantia vom Euregio-Projekts Grün-Blaue Rhein-Allianz (GBRA). „Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Tiere auch hier ansiedeln. Und ein solcher Otterholt soll ihnen das erleichtern.“

Das Konzept kommt aus England

Denn ein herkömmlicher Baggersee ist nicht gerade der perfekte Lebensraum für Fischotter, wie Wantia erklärt: „Fischotter graben sich keine eigenen Bauten, sondern ziehen lieber in die von anderen Tieren.“ Ein gutes Bespiel dafür sind Biberbauten. Aber auch unterspülte Wurzeln oder Hohlräume an Gebäuden können ihnen Unterschlupf bieten.

Im renaturierten Teil des Reeser Meeres müssen sich passende Strukturen erst über die Jahre hinweg bilden, so dass die GBRA ein wenig nachhilft. Das Konzept des Otterholts kommt ursprünglich aus England, wurde in den Niederlanden perfektioniert und soll nun die Bedürfnisse von Fischottern am Niederrhein erfüllen. In der großen Hauptkammer kann sich ein Tier aufhalten, bei Bedarf auch ein Weibchen mit den Jungtieren. Viel mehr Platz braucht es auch nicht, denn Fischotter sind Einzelgänger.

Fischotter haben große Reviere

Eines gibt es aber dann doch noch im Otterholt. Ein Flur, der eine ähnliche Funktion wie in einer menschlichen Wohnung hat. „Wenn ein anderes Tier, wie zum Beispiel ein besonders kleiner Fuchs, reinkommen sollte, steht es nicht direkt in der Wohnstube und überfällt den Fischotter“, sagt Wantia. Und für alle Fälle gibt es sogar ein Belüftungsrohr. Alles natürlich aus recyceltem Plastik.

Doch mit einem einzigen Otterholt ist es nicht getan. Denn Fischotter haben große Reviere, schwimmen gerne über 20 Kilometer durchs Wasser. Und brauchen zwischendurch ein paar Orte zum Ausruhen. Aus diesem Grund hat die GBRA noch einen weiteren Otterholt in Elten geplant. Genauer möchte Wantia aber nicht werden, denn: „Wenn Leute danach suchen und dort lang laufen, haben die Tiere keine Ruhe.“

Reeser Meer als Naturschutzgebiet

Genau deshalb sei auch die Stelle am Reeser Meer optimal, sagt Ilka Ufert von Holemans: „Durch den Zaun kommt hier keiner rein und stört die Tiere.“ Das gelte auch für die viele andere, darunter Brut- oder Zugvögel, die in dem Naturschutzgebiet bereits einen Lebensraum gefunden haben. Deshalb hofft sie ebenso wie die GBRA: „Vielleicht gibt es ja hier in zwanzig Jahren auch viele Fischotter.“

>>> Das Euregio-Projekt Grün-Blaue-Rhein-Allianz

Ziel des Projektes ist es, die deutsch-niederländische Zusammenarbeit im Rhein-Waal-Gebiet in Bezug auf Wasser, Natur, Flussbewirtschaftung, Fischerei und Natur- und Umweltbildung zu verstärken. Die zehn Partner tauschen dazu Kenntnisse miteinander aus und führen gemeinsam Biotop-verbindende Maßnahmen für Otter und Wanderfische durch.

Am Projekt beteiligt sind zehn Partner: ARK Natuurontwikkeling, Rijkswaterstaat, Waterschap Rijn en Ijssel, Vereniging Nederlands Cultuurlandschap, Sportvisserij Nederland, De Bastei, Bezirksregierung Düsseldorf, NZ Kreis Kleve, Biologische Station im Kreis Wesel, Nabu Kranenburg.

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