Vehlingen. Zwölf Tage lang war das Tier auf der Flucht. Jetzt gaben die Verantwortlichen des Wildpark „Anholter Schweiz“ mit Bedauern die Tötung bekannt.

  • Die ausgebüxte Wölfin versuchte das Gelände zu verlassen und musste daher erschossen werden
  • Den Mitarbeitern ging alles sehr nahe. „Wir sind sprach- und fassungslos“, sagt eine Tierärztin
  • Bisher sind Kosten von 20.000 Euro aufgelaufen. Und es werden noch mehr

Es war kein guter Tag für die Anholter Schweiz. Per kurzer Nachricht ließ Tierpark-Pächterin Monika Westerhoff-Boland Sonntag Morgen mitteilen, dass die seit zwölf Tagen ausgebüxte Wölfin erschossen worden sei. Während in den sozialen Netzwerken direkt danach eine „wilde“ Debatte zum Für und Wider des Erschießens des Tieres im Gange war, äußersten sich die Verantwortlichen am Nachmittag bei einer Pressekonferenz. Kurz zuvor hatte eine Bürgerin eintreffende Besucher an der Zufahrt des einige Stunden zuvor wiedereröffneten Parks gehindert. Ihre Worte: „Geht nicht da hin, die erschießen Wölfe!“ Als die Pächterin der Person Platzverweis erteilte, wurde sie von dieser beschimpft: „Sie verbreiten Todesangst vor einem Wolf. Lügen Sie doch nicht.“

Mitarbeiter sprechen von Zorn, Hilf- und Machtlosigkeit

Man verstehe die Wolfsliebhaber, aber man dürfe nicht die anderen viele Lebewesen vergessen, die im Tierpark hätten gerissen werden können, beschreibt Westerhoff-Boland. Sie spricht von gut anderthalb Wochen, die eine von Zorn, Hilf- und Machtlosigkeit bei allen Mitarbeitern und vielen weiteren geprägte Zeit gewesen sei. „Wir haben schlaflose Nächte verbracht. Es gab keine Normalität mehr.“ Alle Experten-Ratschläge und Versuche, die Wölfin lebend einzufangen seien gescheitert.

Zurück zur Normalität: Die Greifvogelshows fanden am Sonntag wieder statt.
Zurück zur Normalität: Die Greifvogelshows fanden am Sonntag wieder statt. © Dirk Kraayvanger

Keine Chance habe man gehabt. Und Sicherheitskräfte hätten am Sonntagmorgen die Wölfin am Zaun des Geländes zur Pferdehorster Straße erschießen müssen. Denn das Tier versuchte die Anholter Schweiz zu verlassen. „Mit Bravour hatte sie den Zaun am Luchsgehege zuvor übersprungen“, so Revierförster Rolf Schwartke. Das kluge Tier „spielte mit uns Katz’ und Maus und wollte durch den (Außen-)Zaun.“ Sie sei voller Adrenalin und in Panik gewesen und habe „jegliche Scheu vor Menschen und Zäunen verloren“, so Westerhoff-Boland.

Rudel soll jetzt erst einmal zur Ruhe kommen

Wie nahe allen der Tod der anderhalbjährigen Wölfin geht, beschrieb auch Tierärztin Dr. Anne Brömmling: „Wir sind sprach- und fassungslos. Wir haben die Wölfe aufwachsen gesehen. Sie sind vor unseren Augen groß geworden. Es ist für uns alle ganz schlimm.“ Neben der Wölfin sollten zwei weitere die Anholter Schweiz verlassen. Das ist erst einmal vertagt worden. Damit das Rudel nach den Aufregungen erst einmal wieder zur Ruhe kommt. Wir wollen die Tiere nicht mehr stressen“, so Brömmling.

Aus dem Rathaus wurde Ärger über soziale Medien laut

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Eindeutige Worte gab’s aus dem Isselburger Rathaus. „In den sozialen Medien wird der Wildpark zerrissen“, so Ordnungsamtsleiter Frank Schaffeld. Letztendlich sei es aber eine ordnungsbehördliche Maßnahme gewesen. Man habe sicherstellen müssen, das keine Gefahr für Sicherheit und Ordnung bestehen würde. Und die hätte bestanden, wenn das Tier den Park verlassen hätte. Rückendeckung habe es stets von den übergeordneten Behörden gegeben, alles in enger Abstimmung mit dem Borkener Kreisveterinäramt.

Auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) habe man hinzugezogen. „Ich bin hoch zufrieden mit der Zusammenarbeit mit dem Wildpark“, lobte Frank Schaffeld abschließend.

Bisher sind 20.000 Euro Kosten entstanden. Es werden noch mehr

Die bisher entstandenen Kosten (u.a. durch die Schließung) bezifferte Pächterin Monika Westerhoff-Boland derzeit auf 20.000 Euro. „Das werden aber noch mehr. Denn nicht nur der Zaun am Wolfsgehege muss erneuert und ausgebaut werden, sondern auch das Hinzuziehen von Experten muss bezahlt werden. Die Rechnungen werden kommen “, so die Inhaberin im NRZ-Interview.

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