Haldern. . Das 34. Haldern Pop Festival steigt vom 10. bis zum 12. August – präsentiert von der NRZ. Wir stellen alle Bands vor und den Zeitplan für ihre Auftritte.
Satte 68 Bands treten dieses Jahr beim 34. Haldern Pop Festival vom 10. bis zum 12. August auf – präsentiert von der NRZ. Mit der Katholischen Jugendheim ist neben der Hauptbühne, dem Spiegelzelt, der St. Georg-Kirche, der Haldern Pop Bar und dem Tonstudio Keusgen nun der sechste Spielort dazu gekommen.
Was gibt’s zu hören? Hier gibt es schon mal die totale Übersicht. Alle Bands werden geordnet nach den Bühnen, auf denen sie spielen werden, im Kurzporträt vorgestellt und Tipps für Hörproben haben wir auch parat. Kurzfristig können sich immer noch Änderungen ergeben (dazu immer www.haldern-pop.com oder Haldern Pop in sozialen Medien im Blick halten).
Eine bescheidene Entscheidungshilfe
Zur Erklärung: Für jede Band haben wir ein Erlebnispotenzial bewertet. Über Geschmack lässt sich streiten, deshalb versuchen wir gar nicht erst die Qualität der Musik zu bewerten. Das soll jeder Zuhörer für sich selbst tun. Wir versuchen mit dieser Wertung einzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass dieses Konzert für Sie zum Erlebnis werden kann. Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Ist die Musik leicht zugänglich? Gibt’s Ohrwürmer? Ist es eher eine Nischenband? Inwieweit kann die Band am jeweiligen Spielort gut funktionieren? Wir haben es uns nicht leicht gemacht und trotzdem werden wir sicher nicht immer recht haben. Es ist eine bescheidene Entscheidungshilfe.
Hauptbühne am Donnerstag, 10. August:
Eröffnung des Hauptfestivalgelände: 17.30 Uhr
Von Wegen Lisbeth (Hauptbühne, 18 bis 18.45 Uhr): Die Berliner Band gibt’s schon seit über zehn Jahren, der Durchbruch gelang in 2016 mit dem Album „Grande“, das es bis Platz 25 der deutschen Albumcharts schaffte. Ihr ideenreicher Indie-Pop taugt auf der einen Seite fürs Radio und bietet reichlich Ohrwurmpotenzial, macht aber auf der anderen Seite auch Mainstream-Hasser glücklich, weil es eben nicht einfach Lieder von der Stange sind. Beim zweiten Hören fallen die spannenden Beatvariationen ins Gewicht: stark! Die Texte geizen nicht mit Wortwitz und sind für Jedermann relevant. Musik für: das vertretbare Maß an Indie im Radio. Erlebnispotenzial: 5/5 Sterne.
Hörtipps: „Wenn Du tanzt“, „Bitch“ (Live)
Get Well Soon (Hauptbühne, 19.15 bis 20 Uhr): Eine starke, gefühlvolle Stimme, aber vor allem ein Mastermind – Konstantin Gropper. Zehn Jahre nach seinem ersten Auftritt beim Haldern Pop kehrt der süddeutsche Musiker mit seiner Liveband zurück. Fünf Alben und etliche Charterfolge später – zuletzt 2016 „Love“ – kann Get Well Soon eine solide Fan-Basis vorweisen. Die Bandbreite der Musik ist groß. Mal leichtfüßig, mal schwermütig, in jedem Fall verspielt ist der Stil irgendwo in der Schnittmenge zwischen Pop, Indie und Avantgarde anzusiedeln. Musik für: das anspruchsvolle Gewissen. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörprobe: „Careless Whisper“, „If this Hat Is Missing I Have Gone Hunting“
A Blaze of Feather (Hauptbühne, 20.45 bis 21.45 Uhr): Um diese Gruppe, die die EP „EP1“ veröffentlicht hat, ranken sich Gerüchte. Steckt Ben Howard dahinter? Diese Frage stellt sich das Internet seit dem Frühjahr. Tatsächlich geht es um die Musik von Mickey Smith, Ben Howards Gitarrist. Und auch sonst sind alle Bandmitglieder dabei, die bei Ben Howard mit auf der Bühne stehen. Ob der begnadete Sänger mit dem genialen Gitarrenspiel auch nach Haldern kommt? Jedenfalls ist mit „ Musik für: Überraschungsmomente. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörprobe: „Six Years“, „Winter“
Conor Oberst (Hauptbühne, 22.15 bis 23.15 Uhr): Der US-Folk-Sänger – bekannt auch durch Bright Eyes und Monsters of Folk – hat für seine Rückkehr zum Haldern Pop (nach 2003 und 2014) die Lieder des im Frühjahr erschienen Albums „Salutations“ im Gepäck. Oberst singt mit leidendem Vibrato, oft mit mehrstimmigen Hintergrundgesang. Der Sound bleibt sich treu: Folk und seine Freunde. Schön sind die Stücke, die dem Leid der Stimme auch gerecht werden. Andere Lieder plätschern zu viel vor sich hin. Musik, die: intensiv oder extensiv gehört das selbe Resultat erzielt. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörprobe: „Till St. Dymphna Kicks Us Out“, „Counting Sheep“
Clueso (Hauptbühne, 0 bis 1.30 Uhr): Clueso und Haldern Pop? Das Timing stimmt. „Neuanfang“ hat der Erfurter sein 2016 erschienenes siebtes Album genannt. Der 37-Jährige hat sich von seiner Band getrennt. Und das nach sehr erfolgreichen Jahren, die gipfelten in dem Duett mit Udo Lindenberg und dem Hit „Cello“. In der Musik spiegelt sich der Neuanfang durch eine neue Leichtigkeit wieder. Stücke wie das zum Tanz ansteckende „Anderssein“, in dem auf dem Album übrigens die in Haldern bekannte Sara Hartman auch zu hören ist, der Hit „Achterbahn“, das treibend-melancholische „Gordo“ oder der Ohrwurm „Lass sie reden“ kann man sich gut in Haldern vorstellen. Auch einige Lagerfeuer-Momente hält „Neuanfang“ vor. Aber auf der Hauptbühne am späten Donnerstagabend ist Clueso wohl eher als Antreiber gefragt. Musik für: Konsens-Momente der Popmusik. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Zum ausführlichen Bericht geht es hier.
Hörproben: „Wenn Du liebst“ (mit Kat Frankie), „Neuanfang“
Spiegelzelt am Donnerstag, 10. August:
Biergarten und Spiegelzelt öffnen um 16.30 Uhr
Nothing (Spiegelzelt, 17 bis 17.45 Uhr): Treibenden Indie-Rock, auch Shoegaze, spielt diese US-Band. Haldern Pop hat bei dieser Art der Bands eine Historie von zu breiig gespielter Musik. Mal sehen ob Nothing die durchaus vorhandenen Nuancen ihrer Lieder, etwa des 2016 erschienen Albums „Tired of Tomorrow“, rüber bringen kann. Der Gitarren-Sound erinnert in den härteren Passagen an den Grunge der 90er. Musik für: die Gehörgang-Sandstrahlung. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Fever Queen“, „Vertigo Flowers“
Hurray for the Riff Raff (Spiegelzelt, 18.30 bis 19.15 Uhr): Die Band aus New Orleans um die starke Sängerin Alynda Segarra hat im März ihr siebtes Album „The Navigator“ veröffentlicht. Ein sehr ausgewogener Tonträger mit vielen Finessen, der zwischen Folk, Blues, Americana und Balladen wandelt. Besonders bei den Gitarren-Soli hat’s was von Santana. Manche Stücke haben einen Retro-Klang, andere wirken aber auch recht modern, wenn etwa das Keyboard einsetzt. Handwerklich alles 1a. Musik für: Momente, die nie enden sollen. Erlebnispotenzial: 5/5 Sterne.
Hörproben: „The Navigator“, „The Rican“
Parcels (Spiegelzelt, 20 bis 20.45 Uhr): Retro durch und durch? Aber ist Retro nicht auch 2018 irgendwie aktuell? Die in Berlin lebende australische Gruppe sieht aus wie die 70er und klingt mal wie die 70er, mal wie die 80er. Die unaufdringlichen Synthie-Melodien sind groovy, funky und poppig. Anfang des Jahres ist die EP „Hideout“ erschienen. Ein durchdachter Tonträger. Tanzbar. Die Titel der Lieder lassen einen Bindestrich vermissen, weil der am heimischen Computer kaputt war. Das zu bemängeln wäre genau so oberflächlich, wie ihrem Look eine Bedeutung zuzuschreiben. Musik für: den Groove-Alarm. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Overnight“, „Hideout“ (Live)
Giant Rooks (Spiegelzelt, 21.30 bis 22.15 Uhr): Die junge Band aus Hamm spielte im Vorjahr noch in einem Tippi. Die Art-Pop-Gruppe, die bei Haldern Pop Recordings ihre großartige EP „New Estate“ veröffentlicht hat, erinnert manchmal an Alt-J und sind inzwischen sehr gefragt. Frederik Rabes wunderbare Stimme wird von sehr melodischen Stücken ummantelt, die sich gerne auch mal treiben lassen. Die Musik funktioniert sowohl mit Elan zum Mittanzen, als auch ruhiger gespielt für intime Stimmungen. Auf den ersten Lang-Spiel-Tonträger darf man gespannt sein. Musik zum: Angeben, dass man die Band ja schon seit den frühen Jahren kennt. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörprobe: „New Estate“, „Bright Lies“
Lisa Hannigan (Spiegelzelt, 23.15 bis 0 Uhr): Lange Zeit war die Irin die weibliche Stimme in der Musik von Damien Rice. Seit 2007 machte die Sängerin, deren Stimme eine große Bandbreite erreicht, Solo Karriere. Alle drei Alben waren ziemlich erfolgreich. „Passanger“ (2011) und „At Swim“ (2016) erreichten Platz 1 der irischen Albumcharts. Aber auch in größeren Märkten hinterließ sie Duftmarken. Ihre melancholischen Folk-Lieder offenbaren dem aufmerksamen Zuhörer kleine Spitzfindigkeiten. Doch als erstes ist es die gefühlvolle Stimme, die einen mitreißt. Musik für: die Hängematte im Garten. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Fall“, „Undertow“
Shame (Spiegelzelt, 0.30 bis 1.15 Uhr): Das junge Londoner Quintett hat sich einen Ruf als gute Liveband in der Metrole erspielt. Noch ohne jegliche Veröffentlichung tourten sie schon mit Bands wie Fat White Family. Griffige Gitarren-Riffs, rotziger Gesang: Ein bewährtes Rezept, der auch hier bleibenden Nachgeschmack hinterlässt. Aggressiver Indie-Rock, auch Post-Punk sind hier wohl die Schubladen, die sie zerbersten lassen. Politisch verstecken sie ihre äußerst linke Gesinnung nicht. Musik für: „Oben Ohne“ bei null Grad aus voller Überzeugung. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Gold Hole“, „Tasteless“
The James Hunter Six (Spiegelzelt, 1.45 bis 2.45 Uhr): Mit James Hunter kommt ein erfahrener Rhythm’n’Blues-Recke, der seit den 80ern in dem Genre aktiv ist und auch schon in Van Morrisons Band spielte, zum Haldern Pop. Auch in der aktuellen Formation klingt sein Sound nach einem lange nicht mehr gesehenen herrlichen Schwarz-Weiß-Film. Das Album „Hold On!“ von 2016 könnte auch 50 Jahre irgendwo auf einem Dachboden versteckt gewesen sein. Motown lebt! Hunter’s Stimme hat Soul. Natürlich. Die Rhythmen lassen einen nicht still stehen, die Bläser kitzeln die Seele. Musik für: den unverzichtbaren Retro-Moment. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „(Baby) Hold On“, „Something’s Calling“
Kirche am Donnerstag, 10. August:
Kirche öffnet um 14 Uhr
Matt Maltese (Kirche, 14.30 bis 15.05 Uhr): Der Liedermacher aus Reading, der inzwischen in London sein Glück sucht, kommt mit einer weichen, warmen Stimme daher. Dazu begleitet er sich meist am Piano. Die melodiösen Stücke strahlen eine innere Ruhe aus. Dabei haben es die Texte in sich. Seine Musik bezeichnet Maltese als Brexit-Pop. In „As the World Caves In“ haben Donald Trump und Theresa May ein letzes Stell-dich-ein, bevor sie den roten Knopf drücken. Musik für: den sanften Weltuntergang. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörprobe: „Even If It’s a Lie“, „Strange Time“
Isaac Gracie (Kirche, 15.15 Uhr bis 15.50 Uhr): Der Engländer aus Ealing mit der herrlichen Melancholie in seiner Stimme hat auf Spotify schon ein Millionen-Publikum erreicht. Nach ersten EPs darf bald gerne das Debüt-Album folgen. Sein Potenzial für schmachtende Balladen hat er längst bewiesen, diese Lieder kann man sich natürlich gut in der Kirche vorstellen. Die neue Single „All in my Mind“ zeigt, dass er auch Pop-Hymnen drauf hat – hier setzt er gesanglich nochmal einen drauf. Musik für: herrliche Gefühlsduseleien. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Reverie“, „Terrified“ (Live)
Ajimal (Kirche, 16 bis 16.40 Uhr): Fran O’Hanlon passt perfekt in die Kirche. Seine Stimme hat etwas Himmlisches. Man kann sich gut vorstellen, wie ihr Klang das Gotteshaus bis in den letzten Winkel einnimmt. Der Musik wohnt etwas Erhabenes inne, wie sich die Melodien orchestral aufbauen. Und doch wirken die Lieder auch verspielt, ja geradezu verliebt. Musik zum: regungslos Aufsaugen und genießen. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Nothing Touches Me“, „Apathy / Apatheia“
Martin Kohlstedt (Kirche, 17 bis 17.45 Uhr): Beim vergangenen Haldern Pop trat der deutsche Komponist noch vor kleinem Publikum im Tonstudio auf, ein Auftritt in der Kirche wird eine andere Dimension ermöglichen. Bei anderen Kirchenauftritten wirkten auch Lichtspiele in besonderer Weise. Wer Klaviermusik pur mag, wird das Konzert lieben. Kohlstedt lässt seine Finger virtuos über die Tasten wandern. Schöne Melodien lassen den Zuhörer versinken. Wer nicht so sehr auf Klavier pur steht, wird bei dieser Musik nicht warm werden. Musik für: die Klaviernische. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Exa“, „Vet“ (Live)
Mahalia (Kirche, 18 bis 18.35 Uhr): Die Frühstarterin aus Leicester hat offenkundig eine beeindruckende Stimme. Man kann sich gut vorstellen, dass sie allein damit die Aufmerksamkeit der Kirchen-Besucher spielend erobert. Haldern Pop-Macher Stefan Reichmann schwärmt von ihrer natürlichen Präsenz. Ihre Musik ist zwischen Singer-Songwriter, Pop und Soul einzuordnen. Musik für: den schweigenden Genuss. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Back up Plan“, „Silly Girl“
Charlie Cunningham (Kirche, 19 bis 19.50 Uhr): Der englische Singer-Songwriter ist für die Kirche eine Idealbesetzung. Seine starke Stimme und sein spektakuläres Gitarrenspiel treffen sich sozusagen auf Augenhöhe. Man guckt zwangsläufig auf die Finger an den Saiten: Wie kriegt er mit so wenig Bewegung solch klopfende Beats aus der Gitarre? Der Flamenco lässt grüßen. Seine helle, prägnante Stimme mit starkem Vibrato lädt zum Träumen ein. Die Herz-Schmerz-Balladen sind zum Dahinschmelzen. Musik für: Hobbygitarristen, die mal neidisch werden wollen. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Lights Off“, „Minimum“
Haldern Pop Bar am Donnerstag, 10. August:
Pop Bar öffnet um 13.30 Uhr.
Bergfilm (Pop Bar, 14 bis 14.40 Uhr): Das Elektro-Pop-Quartett hat in diesem Jahr sein Debütalbum „Constants“ bei Haldern Pop Recordings veröffentlicht. Die Gruppe verzichtet live auf Samples und Computer und schafft handgemachte Elektro-Musik, die an die 80er erinnert, aber das Jahrzehnt ins Jahr 2017 beamt. Das E-Schlagzeug wummert wie ein unaufgeregter Herzschlag, während schöne Pop-Melodien durch die Adern rauschen. Tanzbar und radiotauglich, mit einer guten Portion Emotionalität. Musik für: die Momente, wenn die Bar zum Club wird. Erlebnispotenzial. 3/5 Sterne.
Hörproben: „Nostalgic Love“, „Rules“
Skinny Living (Pop Bar, 15.30 bis 16.10 Uhr): Die Fans haben der englischen Band Aufnahmen in den berühmten Abbey Road Studios finanziert. Dabei kam die erste EP „3“ heraus. Die sanften Pop-Melodien erlauben sich Schwenker Richtung Soul oder Rock. Ryan Johnston besticht durch eine fabelhafte Stimme, die genau diese Bandbreite gut abdeckt. Jüngst ist die Single „Why“ erschienen, Songs wie diese laufen im Radio oft auf „heavy rotation“ – also rauf und runter. Musik für: laue Sommerabende. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Got Control (Cocaine)“ (Live), „Only I“
Little Hurricane (Pop Bar, 16.40 bis 17.20 Uhr): Dieses moderne Blues-Rock-Duo aus Kalifornien kann es krachen lassen. Anthony „Tone“ Catalano und Celeste „CC“ Spina harmonieren stimmlich sehr gut und tänzeln mit ihrer Musik leichtfüßig in den Gehörgang. Obwohl die Gitarre durchaus für den Schwerlastverkehr zugelassen wäre. Gewusst wie! Ob griffig rockend, hymnisch oder subtil verführend – das hat was. Das im April erschienene Album „Same Sun Same Moon“ ist sehr empfehlenswert. Musik für: die Rock’n’Roll-Seele. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Isn’t it Great“, „Bad Business“
Hauptbühne am Freitag, 11. August:
Eröffnung des Hauptfestivalbereichts: 14.30 Uhr
Penguin Café (Hauptbühne, 15 bis 15.45 Uhr): Die Gruppe wurde 2009 von Arthur Jeffes gegründet, dem Sohn des verstorbenen Simon Jeffes, der wiederum The Penguin Café Orchestra gründete. Also eine klare Referenz, zumal auch die Musik des väterlichen Orchesters aufgegriffen wird. Bei den instrumentalen Stücken küsst die Klassik viele Freunde der Unterhaltungsmusik. Im Frühjahr ist das Album „The Imperfect Sea“ auf den Markt gekommen. Manche Stücke sind geradezu monumental, wie „Cantorum“, manche ziemlich verspielt. Musik für: detailverliebte Zuhörer. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörprobe: „Ricercar“ (live mit Nils Frahm), „Wheels Within Wheels“
Faber (Hauptbühne, 16.15 bis 17 Uhr): Der Schweizer hat nach seinen ersten kurzen Tonträgern nun sein erstes Album „Sei ein Faber im Wind“ auf den Markt gebracht. Es ist gut möglich, dass dieser Faber beim Haldern Pop Festival zum „Talk of the Town“ wird – vom Dorfthema zum nächsten großen Ding in der Pop-Welt. Der Sohn des sizilianischen Liedermachers Pippo Pollina hat sein Talent für freche Wortschatzkapriolen vertieft. Sein leiernde Chanson-artiger Gesang dient der gewünschten Grundstimmung treu. Die Betonung der Wörter unterliegt seinem ganz eigenen Gusto. Musik für: diejenigen, die mit Lausbuben sympathisieren. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
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Hörproben: „Wem Du’s heute kannst besorgen“, „Alles Gute“
Blaudzun (Hauptbühne, 17.30 bis 18.30 Uhr): Der Arnheimer Musiker beeindruckt mit seinem Tryptichon „Jupiter“ – also einem dreiteiligen Album. Nach Part I im Oktober 2016 und Part II im März 2017 darf man sich auch auf Part III freuen. Ein verspielter, melancholischer, aber durchaus hoffnungsvoller Pop-Rock bildet die Grundlage seiner Musik. Die treibenden Lieder bleiben sofort im Ohr, bestechen durch geniale Tempiwechsel und intelligente Akzentuierung der einzelnen Instrumente. Der heimliche Champion von Part I ist das Bass-Saxophon. Es ist einzigartig wie dieses Mark-kitzelnde Instrument zum Ende der Lieder immer wieder den letzten Kick gibt. Musik für: extatische Hymnen-Momente. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
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Hörproben: „Between a Kiss and a Sorry Goodbye“, „Everything Stops“
AnnenMayKantereit (Hauptbühne, 19 bis 20.15 Uhr): Die Kölner Formation hat sich seit ihrem letzten Haldern Pop-Auftritt 2015 zu einer festen Größe in der deutschen Pop-Musik entwickelt. Ihr Album „Alles nix Konkretes“ (2016) stand 18 Wochen auf Platz 1 der Deutschen Charts. Ihre Indie-Pop-Stücke, Hymnen und Balladen sind Massentauglich. Neben Henning Mays grandios-rauchiger Stimme sind es die leichtfüßigen Kompositionen und die für Jedermann relevanten Texte, die sehr überzeugen. Übrigens: Die Höchste Eisenbahn ist auch beim Festival - da hat’s auch schon gemeinsame Auftritte gegeben. Musik für: gemeinschaftliche Glücksmomente. Erlebnispotenzial: 5/5 Sterne.
Hörprobe: „Nicht nichts“, „Oft gefragt“
BadBadNotGood (Hauptbühne, 20.45 bis 21.45 Uhr): Das Trio aus Kanada zaubert eine weitgehend instrumentale Melange aus Jazz und HipHop hervor. Erstaunlich, dass HipHop wortarm funktionieren kann. Sehr groovy insgesamt. Ihre Genre-Kreuzung trifft vielleicht nicht den Geschmack eines jeden Jazz-Puristen, trifft aber den Zahn der Zeit. Der beißt nämlich gerne jegliche Schubladen kaputt. 2016 erschien ihr viertes Album mit dem bezeichnenden Titel „IV“. Man darf gespant sein, wie diese detailverliebte Musik auf der Hauptbühne wirkt – das Spiegelzelt wäre die offensichtlichere Bühne gewesen. Musik für: Nischen jenseits des Jazz. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörprobe: „Lavender“ (live), „Kaleidoscope“ (live)
Benjamin Clementine (Hauptbühne, 22.15 bis 23.30 Uhr): Beim Festival wird der Londoner Liedermacher Stücke seines im September erscheinenden Doppelalbums „I Tell a Fly“ zu Gehör bringen. Zu erwarten ist eine spezieller Typ mit einer ganz eigenen, großartigen Stimme. Inzwischen kommt er mit Band zu den Auftritten und eröffnet so einen größeren Spielraum. Seine Stil bleibt eigen. Musik für: querköpfige Zuhörer. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „I Won’t Complain“, „London“
Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi (Hauptbühne, 0 bis 1.15 Uhr): Die Berliner HipHop-Formation hat eine besondere Rolle beim Festival: Sie werden als letzte Band am Samstagabend die Hauptbühnen-Konzerte abschließen. Im Mai ist das neue Album „Das nullte Kapitel“ erschienen. Ein Tonträger der die Vorfreude auf ihren Auftritt hochschraubt. Der Reitplatz wird abtanzen, wenn Stücke wie „Im Labyrinth“ oder „Neue Freunde“ ihre einnehmenden Beats und diesen besonderen Flow entfalten. Geschickt fließt in die Musik auch immer wieder die Gitarre ein, so dass dieser HipHop auch rockt. Käptn Pengs Worte sind wie wissenschaftliche Poesie. Es geht um Pi, um Homo Sapiens, um die hintersten Winkel der Psyche. Intelligent auf den Punkt gebracht fügen die Worte im Kopf bekannte Gedanken neu zusammen. Musik für: die barrierefreie Erklärung des Universums. Erlebnispotenzial: 5/5 Sterne.
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Hörproben: „Der Anfang ist nah“; „Meister & Idiot“
Spiegelzelt am Freitag, 11. August
Biergarten öffnet um 14.30 Uhr
Mammal Hands (Spiegelzelt, 15.45 bis 16.30 Uhr): Das englische Trio ist in der Jazz-Szene unterwegs, allerdings ist ihre instrumentale Musik überraschend rhythmisch und recht flott und durchbricht so Genregrenzen. Wer allerdings versucht dazu zu tanzen, wird einen ganz eigenen Herzklabaster-Tanzstil entwickeln müssen. Und doch hat das Ganze einen gewissen Flow, einen fast hypnotischen Fluss. Entsprechend trägt das 2016 erschienene zweite Album den skandinavischen Titel „Floa“ und besticht auch durch schöne Bläser-Momente. Musik als: Treibgut. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörprobe: „Kandaiki“, „Hourglass“
Mammút (Spiegelzelt, 17 bis 17.45 Uhr): Die Isländer kehren nach 2015 zum Festival zurück. Das neue Album „Kinder Versions“ haben sie über Crowdfunding finanziert. Die experimentelle Musik, beladen mit Gitarrenriffs, Streicher-Eskapaden, düster-irritierenden Stimmungen, ist keine leichte Kost, da muss man sich schon einlassen können. Klingt wie eine Kreuzung aus Islands Top-Export Björk, die ja auch nicht gerade mit Mitsing-Hits punktet, und den Post-Punkerinnen von Savages. Musik als: Antithese zur Harmonie. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Blood Burst“, „Breathe Into Me“
The Amazons (Spiegelzelt, 18.30 bis 19.15 Uhr): Die Band aus Reading sorgte Anfang des Jahres für eine Rekordkulisse in der Pop Bar. Ihr gradliniger Rock erinnert an dei Grunge-Zeiten, gepaart mit klassischem Rock’n’Roll. Ihr in diesem Jahr erschienes Album trägt den Bandnamen. Live ist die Gruppe brüllend laut, weshalb Matt Thomsons gute Stimme manchmal untergeht. Auch die emotionale Dramatik der einzelnen Stücke kommt durch den Geräuschhagel verschleiert daher. Hier kann man sich in jedem Fall richtig auspowern vor der Bühne. Musik für: die Gehörschutzpflicht. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „In My Mind“, „Black Magic“
Loyle Carner (Spiegelzelt, 20.15 bis 21 Uhr): Der Londoner Grime-Rapper (HipHop und 2 Step-Kreuzung) hat im Januar mit seinem Debütalbum „Yesterday’s Gone“ schon für Aufmerksamkeit gesorgt. Lieder wie „The Isle of Arran“ schafften es gar in die Charts. Womöglich hat Haldern Pop hier frühzeitig jemanden gebucht, der zum Zeitpunkt des Festivals eine Größe ist. Sein Rap hat einen eleganten Klang, weil die Wörter zueinander klingen. Die Musik kommt leichtfüßig und elegant daher. Musik für: diejenigen, die zwei Schritte auf den HipHop zugehen. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Ain’t Nothing Changed“, „BFG“
Die Höchste Eisenbahn (Spiegelzelt, 21.30 bis 22.15 Uhr): Nä, ist dat schön. Die Berliner Band lässt Melodien tänzeln. Ihre Musik ist besonders in den melancholischen Momenten stark, wenn etwa die Streicher zum Einsatz kommen. Ansonsten ist die Stimmung hoffnungsvoll. Der Stil? Pop und seine Geschwister. Francesco Wilking und Moritz Krämer bilden ein interessantes Gesangsduo. Ihr 2016 erschienes Album „Wer bringt mich jetzt zu den Anderen“ landete auf Platz 16 der deutschen Albumcharts. Musik, die: Bilder im Kopf malt. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Matthew and the Atlas (Spiegelzelt, 23 bis 23.45 Uhr): Ein Traum, diese Stimme von Matt Hagerty. Gänsehaut pur. Mit dem mehrstimmigen Hintergrundgesang: perfekt. Der Folk der englischen Gruppe ist ideal für intime Spiegelzelt-Momente. Das 2016 veröffentlichte Album „Temple“ ist dafür ideal, da die Instrumentierung noch delikater abgestimmt ist und von dem Tonträger eine komplette Akustik-Version besteht. Keine Frage, die Band hat die Haldern Pop-DNA. Das verdient höchste Aufmerksamkeit. Musik für: spontane Freudentränen. Erlebnispotenzial: 5/5 Sterne.
Hörproben: „Elijah“, „Old Master“ (Live)
The Inspector Cluzo (Spiegelzelt, 0.30 bis 1.30 Uhr): Wer griffige Gitarrenriffs und exzessive Saitensoli mag, wird dieses Duo in der Kombination Gitarre und Schlagzeug lieben. Die Franzosen wären auf jedem Woodstock-Festival schnell heimisch geworden. Auf dem jüngsten Doppelalbum „Rockfarmers“ (2016) sind Soli zu hören, die Jimi Hendrix bestimmt hätte gutheißen können. Sänger Laurent Lacrouts singt rotzig, teils albern hoch. Falls jemand den Bass vermisst, die Franzosen tun es nicht. Musik für: Gitarrensoli-Liebhaber. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „The French Bastards“, „I’m am Japanese Mountain“
Anna Meredith (Spiegelzelt, 2 bis 3 Uhr): Mit ihrem Debütalbum „Varmints“ heimste die Schottin in ihrer Heimat 2016 den Titel Album des Jahres ein. Der Komponistin, einst Dauerkomponistin des BBC Scottish Symphony Orchestra, gelingt es auch in der Elektronik pfiffige Stücke zu schreiben. „The Vapours“ etwa, ist wie ein instrumentaler Elektro-Orgasmus – genial wie Tuba zu dieser Musik passen kann. Das Lichtspiel des Videos würde sich auch im Spiegelzelt gut machen. Es gibt auch Gesang in ihrer Musik. Ihr Album besticht durch Vielseitigkeit, stilistisch und die Stimmungen betreffend. Musik für: Elektro-Abenteuerer. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörtipps: „Nautilus“, „Taken“
Kirche am Freitag, 11. August:
Kirche öffnet um 10.30 Uhr
Cantus Domus (Kirche, 11 bis 11.30 Uhr): Der junge Berliner Chor unter der Leitung von Ralf Sochaczewsky wird von Haldern Pop als Residenz-Chor bezeichnet. Neben dem eigenen Auftritt sorgt der Chor für besondere Momente in Kollaborationen mit anderen Bands und Künstlern. Teils mit Ankündigung, teils als Überraschung. Dadurch werden Auftritte einzigartig, Bekanntes bekommt einen neuen Rahmen. Der Chor hat bewiesen, dass sie trotz Dauerpräsentz praktisch nie langweilig werden. Musik für: das gewisse Etwas beim Festival. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Sediments We Move“ mit Charlotte Greve, als Begleitung bei „Bloodline“ von The Slow Show beim Haldern Pop 2015
Joep Beving (Kirche, 11.35 bis 12.10 Uhr): Der Pianist aus Doetinchem (NL) ist dank des Streamingdienstes Spotify zu Ruhm gekommen, der seine Musik auf einer stark frequentierten Playlist platzierte. So wurde die Musik millionenfach gehört. Seine beiden Alben „Solipsism“ (2015) und „Prehension“ (2017) haben es in die niederländischen Charts geschafft, was bei klassischer Musik eher selten der Fall ist. Die Besucher dürfen sich auf verträumte Piano-Stücke freuen. Musik fürs: in Gedanken Versinken in der Kirche. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Hanging D“, „The Light She Brings“,
Luke Elliot (Kirche, 12.20 bis 13 Uhr): Dieser US-Musiker lebt seine Kunst. Er steckt mitten in seinen emotionsgeladenen Liedern. Seine Stimme ist einfach nur beeindruckend, kraftvoll, leicht rauchig, mit herrlichem Vibrato. Die Musik greift eine satte Bandbreite von Folk über Rock bis Blues, von Balladen bis treibenden, energiegeladenen Stücken ab. Mal mit starken Gitarren- oder Violin-Soli. Oder mit einem galopp-artigem Beat, der eine Western-Atmosphäre verbreitet. Musik für: die Desperado-Momente. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörprobe: „Trouble“, „Let it Rain on Me“ (Live)
Mario Batkovic (Kirche, 13.30 bis 14.15 Uhr): Der in der Schweiz lebende Bosnier zeigt, dass ein Mann mit seinem Akkordeon eine ganze Band oder ein Orchester ersetzen kann.Das hektische Tastenspiel erzeugte fast techno-artige Klänge. Dabei spielt er ohne Strom. Batkovic spielt gekonnt mit den Intensitäten. Die Lieder benötigen keine wiederkehrenden Themen, sie erzählen Geschichten mit Höhen und Tiefen, sind ständig im Wandel, wechseln plötzlich das Tempo. Meist muten die Melodien dramatisch an, manchmal gar bedrohlich, gruselig. Selten spielt er das Instrument klassisch. Musik für: die Dehnbarkeit der Bezeichnung Akkordeon-Konzert. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Quatere“ (Live), „Semper“
Julie Byrne (Kirche, 14.30 bis 15.10 Uhr): Die US-Singer-Songwriterin aus Buffalo bringt die Lieder ihres zweiten Albums „Not Even Happiness“ mit. Ein Tonträger für die stillen Momente. Augen zu und Lauscher auf Empfang. Ihr sanfter Gesang wird von genau so seidensanftem Saitenspiel begleitet. Das Gitarrenspiel ist eine Hommage an ihren Vater, der sie heranführte. Musik, wenn: Flüstern Silber und Schweigen Gold ist. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Natural Blue“, „Prism Song“
Mads Brauer & Cantus Domus (Kirche, 15.30 bis 16.30 Uhr): Der Computer-Experte der experimentellen Indie-Band Efterklang sowie des Elektro-Projektes Liima wird mit dem Chor Cantus Domus auftreten. Das der Däne bisher nicht Solo in Erscheinung getreten ist, darf man sich überraschen lassen. Erfahrungsgemäß sind Kollaborationen mit Cantus Domus in Haldern meist spannend. Bewertung nicht möglich.
Hörproben: Efterklang „The Ghost“, Liima „Amerika“
Haldern Pop Bar am Freitag, 11. August:
Pop Bar öffnet um 11 Uhr.
Toot Ard (Pop Bar, 11.30 bis 12.15 Uhr): Jetzt wird’s exotisch. Die palästinensische Band kreuzt einheimische Klänge mit Rock und Blues sowie westafrikanischen Beats. Das klingt ziemlich groovy. Die Gruppe singt auf Arabisch. Es heißt, sie seien fröhlich, hoffnungsvoll, voller Optimismus. Sie sehen sich frei von jeglichen staatlichen Grenzen und wollen mit Musik Brücken bauen. Da sind sie beim Haldern Pop genau richtig. Musik für: die exotische Note. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Habeitek“, „Laissez Passer“
Aldous Harding (Pop Bar, 12.40 bis 14.10 Uhr): Ihren Stil bezeichnet die Neuseeländerin als Gothic Folk. Wobei das wohl in erster Linie auf ihren Gesang zurückzuführen ist. Sie singt auf ganz spezielle Art und Weise mit einem geradezu aufdringlichem Vibrato, den sie mal abgredreht hell, aber auch mal düster ausprägt. Ansonsten ist die Musik handwerklich als Folk zu sehen. Insgesamt sind die Stücke eher ruhig und minimalistisch. 2017 hat sie ihr zweites Album „Party“ auf den Markt gebracht. Musik für: den subtilen Wahnsinn. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Imagining My Man“, „Horizon“
Emmsjé Gauti (Pop Bar, 14.10 bis 15 Uhr): Schon mal einen Isländer rappen gehört? Abgefahrener Typ. Wenn man nur was verstehen könnte. Seine Videos deuten eine gewisse Selbstironie an. Die Sprache hat genug Härte im Klang, um derbe zu klingen, wie das bei dieser beat- und basslastigen Musik gut funkioniert. Gauti ist 2002 schon als Rapper unterwegs, zunächst in den Gruppen 32c und Skábræður, dann seit 2010 Solo. Der Stil erinnert an bekannte Vorbilder aus den USA. Musik für: HipHop-Puristen. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Reykjavík“, „Lyfti mér upp“
Hauptbühne am Samstag, 12. August:
Eröffnung des Hauptfestivalbereichs: 13.15 Uhr
Messer (Hauptbühne, 13.45 bis 14.30 Uhr): Die Postpunker aus Münster haben 2016 ihr drittes Album „Jalousie“ veröffentlicht, erregten aber 2013 mit „Die Unsichtbaren“ schon Aufmerksamkeit. Auch wenn es nicht beim ersten Hören auffällt: Ihre Musik ist detailverliebt komponiert. Die Gitarrensounds werden von einem kräftigen Bass geprägt, erinnern an die dunkle Seite der 80er. Diese Kühle wirkt fast schon erfrischend in aalglatten Popzeiten. Manchmal klingt die Gitarre wie ein Synthesizer. Hendrik Otrembas rotziger, manchmal halliger Gesang passt natürlich gut ins Genre. Musik für: jene, die es emotional beengt mögen. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörprobe: „Der Mann, der zweimal lebte“, „Neonlicht“
Daniel Brandt & Eternal Something (Hauptbühne, 15 bis 15.45 Uhr): Bekannt aus dem Berliner Trio Brandt Brauer Frick kommt Brandt nun mit einem neuen Projekt zum Festival. Auf seinem Solo-Debüt-Album, das auch „Eternal Something“ (2017) heißt, löst sich der handgemachte Techno von jeglichem clubbigen Charme. Die Musik hat greifbare Ebenen, ob Bass, Posaune, Hang oder Klavier, man fühlt die Schallwellen. Mal sehen, wie das am hellichten Tage wirkt. Musik: wie ein Klangteppich, über dessen Falten man stolpern darf. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne. Hörproben: „Eternal Something“, „Chaparral Mesa“
Pop Radical Face (Hauptbühne, 16.15 bis 17.15 Uhr ): Ben Cooper hat mit seinem Solo-Projekt schon etliche Tonträger veröffentlicht. Zuletzt 2016 „The Family Tree – The Leaves“, der letzte Teil einer 2011 gestarteten Trilogie. Ansonsten ist der US-Musiker Teil des Elektro-Pop-Duos Electric President. Aber bei Radical Face ist handgemachte Singer-Songwriter- und Folkmusik zu hören. Der breiten Masse ist er durch den Song „Welcome Home“ bekannt, der in der Werbekampagne „I Am Nikon“ lief. Seine melodischen Stücke wandeln zwischen delikaten Momenten und euphorischen Ausbrüchen. Kompositorisch jedenfalls ist das alles gut durchdacht. Musik zum: emotionalen Reinsteigern. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörtipps: „Secrets (Cellar Door)“, „The Road to Nowhere“
Nick Waterhouse (Hauptbühne, 17.45 bis 18.45 Uhr): Rhythm’n’Blues, Soul und Rock’n’Roll prägen den leichtfüßigen Retro-Sound des US-Musikers. Ein bisschen Jazz ist auch dabei. Und Altstars wie John Lee Hooker oder Van Morrison hinterlassen ihren Duft. 2016 ist das dritte Album „Never Twice“ des Kaliforniers erschienen. Diese Rhythmen gehen ins Mark und man tanzt, ob man will oder nicht. Diese Bläser und die Gitarre sind Seelenfutter. Die Stimme das Sahnehäubchen. Bei Produktionen der Band Allah-Las, die auch schon in Haldern auftrat, hat Waterhouse mitgewirkt. Musik für: den Tanz-Flashmob. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „It’s Time“, „Katschi“
Bear’s Den (Hauptbühne, 19.15 bis 20.15 Uhr): Diese US-Folk-Band hat sich beim Festival 2013 und 2015 die Herzen der Haldern Pop Fans schon erspielt. Ihre gefühlsgeladenen Hymnen werden auf der großen Bühne gut funktionieren. Von 2013 bis 2016 haben sie sechs Tonträger veröffentlicht und sind dabei weitgehend ihrem Stil treu geblieben. Starker mehrstimmiger Gesang, geniales Banjo-Spiel, treibende Gitarren und ein Talent für besondere Akzente. Mal sehen, ob die Festivalmacher etwas Besonderes geplant haben, damit es nicht „nur“ eine Wiederholung ist. Musik für: Folk-Euphoriker. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörprobe: „Gabriel“, „Above the Clouds of Pompeii“
The Afghan Whigs (Hauptbühne, 20.45 bis 22 Uhr): Kein Zweifel, die Haldern Pop Macher sind Fans von Frontmann Gregg Dulli und seiner Band. Aber der Zeitpunkt für den dritten Auftritt beim Festival in dieser Konstellation nach 1996 und 2012 kommt genau richtig. Denn das aktuelle Album „In Spades“ ist sehr überzeugend. Das achte Studioalbum seit der Gründung 1986 (nach 2001 gab’s auch eine längere Pause) kommt teuflisch daher. Kompositorisch beweist die Alternative-Rock-Gruppe enormen Facettenreichtum. Das lässt hoffen für den Auftritt in Haldern. 2012 wirkte Auftritt in den besten Abendstunden etwas zu gewaltig. Das neue Album dürfte Raum für eine bessere Dramatik des Konzertes bieten, sodass nicht nur eingefleischte Fans auf ihre Kosten kommen. Musik für: unbestechliche Rock’n’Roller. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörprobe: „Demon in Profile“, „Arabian Heights“
Kate Tempest (Hauptbühne, 22.30 bis 23.30 Uhr): Jedes Wort der britischen Rapperin fühlt sich wie eine Anklage an. Ihr Sprechgesang ist beeindruckend rhythmisch, hypnotisierend. Schon 2015 ließ sie beim Haldern Pop ihre Halsadern fast platzen, hat sie doch kaum Zeit zu Atmen, derart rattert sie die Wörter hinunter. Abgesehen vom Atlantik grenzt ihr starker britischer Akzent ihren Rap klar vom US-Rap ab. Die Musik gerät fast zur Nebensache, lädt aber durchaus zum Mitwippen ein. Die Poetin hat ein Botschaft und man hört ihr zu. Musik für: Momente, in denen das gesprochene Wort gilt. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörprobe: „Europe Is Lost“, „The Beigeness“
Bilderbuch (Hauptbühne, 0.15 bis 1.45 Uhr): Auf die Karte Bilderbuch hat Haldern Pop früh gesetzt. Mit Recht, wie sich zeigt. Die Funkrock-/Artpop-Band startet gerade mit dem neuen Album „Magic Life“ kräftig durch. Nach wie vor protzt ihre Musik vor Sexappeal. Ein sehr moderner Sound. Aber was die Gruppe um Sänger Maurice Ernst auf dem Tonträger macht, spiegelt nur eingeschränkt wieder, was sie live abfeuern. Denn auf der Bühne wird richtig gerockt. Wäre auch eine Schande, wenn Gitarrist Klemens Kranawetter sich nicht austoben dürfte: seine Soli sind explosiv. Musik für: das Erlebnis der totalen Bühnenpräsenz. Erlebnispotenzial: 5/5 Sterne.
Hörprobe: „Bungalow“, „Babylon“
Spiegelzelt am Samstag, 12. August
Biergarten öffnet um 13.15 Uhr.
Me + Marie (Spiegelzelt, 14.30 bis 15.15 Uhr): Das Duo überzeugte 2016 schon beim Haldern Pop in der Pop Bar, hat inzwischen mit „One Eyed Love“ auch einen Tonträger vorzuweisen. Live wird das Duo meist von einem weiteren Musiker unterstützt. Ansonsten setzen die Südtirolerin Maria de Val und der Engadiner Roland Scandolla auf die Direktheit ihrer melancholischen Pop-Rock-Melodien, die ihre schöne stimmliche Harmonie unterstreicht. Musik für: schmachtende Momente. Erlebnispotenzenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „You Don’t Know“, „Where’s Your Soul“ (Live)
Voodoo Jürgens (Spiegelzelt, 15.45 bis 16.30 Uhr): Mit Udo Jürgens hat er nichts gemein. Wer den schwarzen Humor verstehen will, muss erstmal den allerstrengsten Wiener Akzent dekodieren. Na hoffentlich versteht das in Haldern jemand! Dann könnte es witzig werden. Sein erster Langspiel-Tonträger „Ansa Woar“ schaffte es 2016 in Österreich auf Platz 1 der Albumcharts. Der Austropop kann seine Wurzeln nicht leugnen, ist aber eher niederschwellig einzustufen. Das ist handwerklich nicht weit weg von der Volksmusik. Musik für: jene, denen Hubert van Goisern zu ernst war. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Heite grob ma Tote aus“, „Gitti“
Wolf Maahn (Spiegelzelt, 17 bis 18 Uhr): Jetzt erst? Auf seine alten Tage kommt er doch noch nach Haldern. Besonders in den 80ern feierte der in München aufgewachsene Sänger größte Erfolge mit Hits wie „Fieber“ oder „Tschernobyl (das letzte Signal)“ oder „Rosen im Asphalt“. Damals noch ein typischer 80er-Sound. Inzwischen spielt er zeitloserer Pop-Rock-Melodien und lebt heute in Köln (klingt ja manchmal auch wie BAP ohne Dialekt). Musik für: den Nostalgie-Moment. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Wunder dieser Zeit“ (Live), „Gelobtes Land“
Wildes (Spiegelzelt, 18.30 bis 19.15 Uhr): Die Karriere der West-Londoner Liedermacherin Ella Walker mit der Engelsstimme nimmt schon Fahrt auf, bevor überhaupt ein echter Tonträger auf dem Markt ist. Einzelne Häppchen haben die Netzkommune schon ziemlich angefixt. Mal minimalistisch, etwas soulig (wie in dem Song „Illuminate“), mal sanft-treibend, verträumt, fast gespenstisch (wie in „Bare“) dreht sich die Musik um ihre schöne Stimme. Musik für: beseelte Träumereien. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Mehr Lieder für eine Hörprobe gibt’s online nicht.
Julia Jacklin (Spiegelzelt, 19.45 bis 20.30 Uhr): Eine Gänsehautstimme bringt diese Australierin mit nach Haldern. Spielend wandelt sie zwischen Bauch- und Kopfstimme. Ihr Debütalbum erschien 2016 mit dem Titel „Don’t Let the Kids Win“. Ihre Stücke erreichen eine Bandbreite von balladenhaften Singer-Songwriter-Liedern über Folk/Country bis Indie-Rock. Ihre starke Stimme kommt in den stilleren Momenten besonders zur Geltung, die Musik dient der Ummantelung der Stimme. Musik für: Leute, die sich gerne durch Stimmen emotionalisieren lassen. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Pool Party“, „Don’t Let the Kids Win“
Let’s Eat Grandma (Spiegelzelt, 20.50 bis 21.30 Uhr): Das britische Art-Pop-Duo Rosa Walton und Jenny Hollingworth ist seit Kindestagen befreundet. Ihre Stimmen klingen noch fast kindlich. Ihr 2016 erschienenes Album „I, Gemini“ hielt vor allem Lieder vor, die sie auch schon in der Kindheit geschrieben hatten. Elektronische Synthie-Sounds und sanfte, durchaus tanzbare Beats bilden die Grundlage ihrer Musik, wenn dann Saxophon, Blockflöte, Banjo oder Xylophon zum Einsatz kommen, wirken sie beinahe wie Fremdkörper. Musik für: Kinderzimmer-Momente. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Eat Shiitake Mushrooms“, „Sax in the City“
Klangstof (Spiegelzelt, 22 bis 22.45 Uhr): Ihre moderne Musik ist treibend, surrend, hypnotisch. Die niederländisch-norwegische Band aus Amsterdam hat 2016 ihre bisher einziges Album „Close Eyes to Exit“ veröffentlicht, das einige echte Höhepunkte vorhält, wie den Song „Seasons“. Es mangelt nicht an kompositorischen Finessen. Geschickt wandelt das Quarett auf dem Grat zwischen Elektro-Pop und Indie-Rock, ja, auch Post-Rock. Manche Stücke nehmen Fahrt auf und sind tanzbar, andere sind eher verträumt. Musik für: Stimmungen im Prozess. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Sleaze“, „Close Eyes to Exit“
Tom Grennan (Spiegelzelt, 23.30 bis 0.15 Uhr): Der Engländer wäre fast Fußball-Profi geworden, doch die Stimme überstimmte den Fuß. Der junge Liedermacher hat im Frühjahr seine zweite EP „Release the Brakes“ veröffentlicht. Nach anfänglichen Singer-Songwriter-Duftmarken kommt er nun mit radiotauglichen Pop-Stücken daher: schön melodiös, satt emotional. Die Stimme deutet zwar eine gewisse Jugend an, hat aber auch eine rauchige Note. Auch der Chase & Status-Single „All Goes Wrong“ schenkte er seine Stimme. Die BBC kündigte ihn schon frühzeitig als eine der Stimmen des Jahres 2017 an. Musik für: die emotinoale Achterbahnfahrt. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Praying“, „Found What I’ve Been Looking For“
Idles (Spiegelzelt, 1.15 bis 2 Uhr): Diese Band aus Bristol lässt auf der Bühne ihrer Wut freien Lauf. Knallharter Punk mit derber, auch witziger Wortwahl, schonungslos im Umgang mit der Gesellschaft, das ist bei diesem musikalischen Konfrontationskurs zu erwarten. Diesen Sommer ist das Debütalbum „Brutalism“ erschienen. Joe Talbot singt genretypisch gerne rotzig. Bemerkenswert, wie er den Verlust der Mutter zu dem sozialkritischen Song „Mother“ verarbeitet. Musik für: Smart-Punks. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Well Done“, „Stendal Syndrome“... allein schon wegen der Tanzdarbietung.
Haldern Pop Bar am Samstag, 12. August
Pop Bar öffnet um 12.30 Uhr.
Sløtface (Pop Bar, 13 bis 13.45 Uhr): Die norwegischen Punkrocker um Sängerin Haley Shea spielen ihre Musik dreckig und gut gelaunt. Hört sich zumindest so an. Der Stil ist recht gradlinig und ehrlich. Sie haben einige Tonträger seit 2013 veröffentlicht, vor allem EPs, zuletzt „Empire Records“ in 2016. Ein vollwertiges Album soll im September 2017 unter dem Titel „Try Not to Freak Out“ erscheinen. Da wird man dann in Haldern eine erste Kostprobe zu hören bekommen. Die Gruppe ist politisch sehr aktiv und setzt sich besonders für die Rechte der Frauen ein. Musik für: den erhobenen Zeigefinger. Erlebnispotenzial: 2/5 Sterne.
Hörproben: „Bright Lights“, „Take Me Dancing“
White Wine (Pop Bar, 14.15 bis 15 Uhr): Die Leipziger Band um Sänger Joe Haege (31 Knots, Tu Fawning), Soundmann Fritz Brückner (Menomena) und Schlagzeuger Christian Kühr (Zentralheizung of Death) bietet...ja, was denn? Ungeschliffenen Indie-Rock? Pop-Rock, der ins Ohr geht? Experimentelle, schräge Hymnen? Ja, von allem etwas ist auf ihrem Debütalbum „Who Cares what the Laser Says?“ zu hören. Die Musik ist auf jeden Fall sehr detailverliebt, das geplante Chaos, sozusagen. Da kann man alle Schubladen getrost abschließen. Musik für: den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Where Is My Line“, „Zeitgeist Plagiarist“ (Live)
Jugendheim am Samstag, 12. August
Jugendheim öffnet um 11.50 Uhr
John Joseph Brill (Jugendheim, 12.20 bis 13.50 Uhr): Der Liedermacher aus Liverpool bringt seine warme Bariton-Stimme mit. Seine fesselnden melancholischen Stücke vermitteln ein wohliges Gefühl und ziehen den Zuhörer in den Bann. Bisher hat er einige EPs veröffentlicht und zuletzt im Februar die Single „I’m Not Alright“. Wird Zeit für ein Album. Beim Haldern Pop zu spielen, das sei für ihn die Erfüllung eines Traumes, schreibt er auf Facebook. Musik für: jene, die aus Melancholie Freude entwickeln. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.
Hörproben: „Pieces“, „The Grape and the Grain“ (Live)
Joseph J. Jones (Jugendheim, 13.50 bis 14.20 Uhr): Harte Fäuste, sanfter Kern. So darf man wohl einen Boxer bezeichnen, der eine gefühlvolle Stimme offenbart. Der junge Sänger aus Essex hat im Herbst seine Debüt-EP „Hurricane“ veröffentlicht und erste Aufmerksamkeit erregt. Seine Musik hat Soul, modern ausgeprägt mit sanften Elektro-Beats hier und da. Absolut radiotauglich. Weniger Klimbim, mehr Stimme – das würde zu Haldern Pop noch besser passen. Musik für: den sanften Kinnhaken. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „Gospel Truth“, „Whisper to a Hurricane“
Tonstudio Keusgen am Samstag, 12. August:
Einlass ab 16.50 Uhr
Joe Fox (Tonstudio, 17 bis 17.35 Uhr): Der Singer-Songwriter sang einst als Obdachloser auf den Straßen Londons und verkaufte seine eigenen Mix-Tapes. Plötzlich entdeckten ihn US-Rapper A$AP Rocky und Produzent Hector Delgado und ließen ihn bei fünf Liedern auf einem Album des Rappers mitsingen. Ohne Zweifel hat der junge Musiker eine eindrucksvolle Stimme, hat was von Bob Marley ohne Reggae. Seine Lieder entfachen Lagerfeuer-Romantik und haben auch eine gute Portion Soul. Erste Singles und Sessions sind auf dem Markt, bleibt das Warten auf das Debütalbum. Musik für: intime Lagerfeuer-Momente. Erlebnispotenzial: 3/5 Sterne.
Hörproben: „What’s the Word“, „Aftershow“
Mavi Phoenix (Tonstudio, 18 bis 18.35 Uhr):Die Österreicherin bringt einen sehr modernen R’n’B mit Elektro-Einflüssen zu Gehör. Eigentlich eine Musik, die man sich in Haldern kaum vorstellen kann. Erst recht nicht im Tonstudio. Oder wird da etwa der Stöpsel gezogen und die Rapperin ist mal ohne elektrische Verzerrung zu hören? Das könnte man sich vorstellen. Nach einigen EPs soll in 2017 ihr erstes Album erscheinen. Musik für: Leute, die sonst nicht zum Haldern Pop kommen. Erlebnispotenzial: 1/5 Sterne.
Hörproben: „Aventura“, „Quiet“