Haldern. . Der Liedermacher Clueso gastiert beim 34. Haldern Pop. Wie das Festival und der Erfurter Musiker über die Jahre aufeinander zugegangen sind.

  • Vor einigen Jahren hätte die Buchung von Clueso noch für Diskussionen bei den Festivalfans gesorgt
  • 2016 erschien das siebte Album „Neuanfang“ – die Musik passt gut zum Festival
  • Eigentlich kann sich Haldern Pop einen Clueso nicht leisten, aber der Künstler wollte gerne

Clueso beim Haldern Pop Festival? Vor einigen Jahren hätte eine solche Entscheidung noch eine hitzige Debatte ausgelöst. Der ist doch Mainstream pur, hätten die Kritiker geunkt. Nicht, dass Festivalchef Stefan Reichmann und Co. jemals den Anspruch gehabt hätten, jedem gerecht zu werden. „Wir holen die Musik zum Festival, die uns gefällt“, sagt er immer wieder. Dieser Weg hat sich ausgezahlt. Und inzwischen hat sich auch die Einstellung beim Publikum geändert. Denn sie haben erlebt, wie etwa Jan Delay oder Sam Smith doch funktionierten. Oder sogar Musiker aus Haldern Pop-untypischen Genren wie der Alpen-Rocker Hubert van Goisern.

Starkes Album „Neuanfang“

Clueso und Haldern Pop – vielleicht sind sie beide einen Schritt aufeinander zugegangen. Das Timing stimmt. Das Festival hat sein Publikum subtil erzogen. Die Neugier hat die Erwartung besiegt. Und so ist man auch gespannt, wie sich der erfolgreiche Erfurter am Niederrhein schlägt.

Zugleich hat sich auch Thomas Hübner, wie der Künstler im bürgerlichen Leben heißt, geändert. „Neuanfang“ hat er sein 2016 erschienenes siebtes Album genannt. Der 37-Jährige hat in seinem Leben ein paar Dinge geändert, ist aus der WG ausgezogen, hat sich von seiner Band getrennt, ging mehr eigene Wege. Und das nach sehr erfolgreichen Jahren, die gipfelten in dem Duett mit Udo Lindenberg und dem Hit „Cello“.

Eigentlich nicht zu bezahlen

In der Musik spiegelt sich der Neuanfang durch eine neue Leichtigkeit wieder. Stücke wie das zum Tanz ansteckende „Anderssein“, in dem auf dem Album übrigens die in Haldern bekannte Sara Hartman auch zu hören ist, der Hit „Achterbahn“, das treibend-melancholische „Gordo“ oder der Ohrwurm „Lass sie reden“ kann man sich gut in Haldern vorstellen. Auch einige Lagerfeuer-Momente hält „Neuanfang“ vor. Aber auf der Hauptbühne am späten Donnerstagabend ist Clueso wohl eher als Antreiber gefragt.

Dass Clueso überhaupt beim Haldern Pop auftritt, ist aus finanzieller Sicht erstaunlich. Eigentlich mag man sich einen Künstler aus dieser Preisklasse nicht leisten. Auch wenn er donnertags auftritt, was weniger kostet als freitags oder samstags. Vor allem aber wollte Clueso gerne zum Haldern Pop. In der Branche wird gemunkelt, dass der Musiker sein Image weiter ändern möchte. Zumindest sein musikalisches. Trotz aller Erfolge. Haldern Pop passe zu dem Profil, dass sich Clueso gerne auferlegen möchte.

Musik für: Konsens-Momente der Popmusik. Erlebnispotenzial: 4/5 Sterne.