Duisburg. Ist ein Kahlschlag bei den Wochenmärkten geplant? Aktuelle Unterlagen der Stadt befeuern Gerüchte. So äußert sich Veranstalter Duisburg Kontor.

Gibt es bald einen Kahlschlag bei den Wochenmärkten in Duisburg? Dieses Gerücht macht zumindest hartnäckig die Runde in der Stadt. Die Ursache sind aktuelle Unterlagen für die Bezirksvertretungen und den Stadtrat. „Es gibt keinen Plan, Wochenmärkte abzuschaffen und Öffnungszeiten zu verkürzen“, widerspricht Uwe Kluge vom städtischen Veranstalter Duisburg Kontor den Gerüchten entschieden.

Zwar streiche die Beschlussvorlage die Duisburger Satzung für die Wochenmärkte zusammen, ergänzt der Kontor-Geschäftsführer, aber die derzeit gültige „Satzung wird nur an die tatsächlichen Begebenheiten angepasst“, an den bereits herrschenden Status quo.

So bauen etwa längst keine Obsthändler, Kartoffelbauern oder Metzger mehr ihre Stände in Obermeiderich auf. Und in Laar gibt es dienstags schon seit 2019 keine Stände mehr auf dem Theo-Barkowski-Platz. Aber in der Satzung steht es noch so und das soll jetzt geändert werden. „Das ist ein großes Geschütz für die Öffnungszeiten auf einem Stadtteilmarkt“, ordnet Kluge ein, doch die Satzung solle nun mal die Realität abbilden und das werde nun „rechtlich nachvollzogen“.

Gerüchte in Duisburg: Will die Stadt einige Wochenmärkte abschaffen?

Der Auslöser für die Satzungsänderung liegt demnach bereits gut anderthalb Jahre zurück, als Händler vom Bauernmarkt in der Innenstadt bei Duisburg Kontor anfragten, ob die Veranstaltung wegen sinkendem Umsatz und wenig Besuchern schon samstagnachmittags enden könne. Die Fachleute in der Stadtverwaltung verwiesen auf die Satzung und wollten sie nicht nur für den Bauernmarkt ändern lassen, sondern gleich alle anderen bekannten Änderungen eintragen – und das hat sehr lange gedauert.

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Zukunftssicher sei der neu eingearbeitete Status quo aber nicht, mahnt Duisburg Kontor. Insbesondere im Duisburger Norden gibt es Wochenmärkte, auf die die Stadttochter mit Sorge blickt. In Bruckhausen, Laar und Neumühl sind bereits Veranstaltungstage weggefallen und der verschwundene Markt in Obermeiderich sei nicht mehr wiederzubeleben. Bereits jetzt schon nicht mehr aufgeführt ist der Wochenmarkt in Beeckerwerth, der vor Jahren eingestampft wurde. Klagen sind auch in Beeck zu hören, dass dort nur noch eine Handvoll Stände stehen. Dabei ist in Laar nur noch ein letzter Obsthändler übriggeblieben.

Im Duisburger Norden gibt es erfolgreiche Wochenmärkte

Im Stadtnorden gibt es allerdings auch große und gut laufende Märkte, wie Kontor-Sprecher Alexander Klomparend betont. So sei vor allem derjenige auf dem Hamborner Altmarkt sehr erfolgreich, obwohl dort viel Neuware und Kleidung angeboten werde. Für den geplanten Umbau des Marktplatzes, wodurch 156 Stellplätze zugunsten von Fußgängern und Außengastronomie ersatzlos wegfallen sollen, spielt das Marktgelände eine wichtige Rolle, und die aktuellen Umbaupläne berücksichtigen den Wochenmarkt.

Als erfolgreich sieht Duisburg Kontor auch den Marxloher Markt auf dem August-Bebel-Platz an. Er sei ebenfalls „vom Angebot nicht mit einem traditionellen Wochenmarkt zu vergleichen“, sagt Klomparend. So murren Alteingesessene schon lange darüber, dass es dort keinen einzigen Lebensmittelstand mehr gibt, geschweige denn einen Metzger mit Schweinefleisch.

Stattdessen viel Klamotten, Schmuck und Neuware. Frisches Obst und Gemüse, ergänzt Uwe Kluge, kaufen die Menschen in Marxloh nun mal im stationären Handel. Wo lebhafte Nebenzentren sind, so die Erkenntnis, haben auch die Märkte keine Probleme.

Erfolgreich, aber ohne traditionelles Angebot: Auf dem Wochenmarkt in Duisburg-Marxloh gibt es längst keine Lebensmittelstände mehr.
Erfolgreich, aber ohne traditionelles Angebot: Auf dem Wochenmarkt in Duisburg-Marxloh gibt es längst keine Lebensmittelstände mehr. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Generell sei im Duisburger Norden aber „das Interesse am typischen Wochenmarkt nicht sehr hoch“, sagt Alexander Klomparend, zudem habe die Gesellschaftsstruktur einen Einfluss auf die Wochenmärkte in den Stadtteilen. Haben früher, in den 80ern und 90er Jahren, noch Zuwanderer aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion die Märkte – auch als Händler – geradezu belebt, herrschen jetzt ganz andere Zeiten.

Markthändler kämpfen mit Nachwuchsproblemen und anderen Schwierigkeiten

So haben die Marktbeschickerinnen und -beschicker „massive Nachwuchsprobleme“ und immer weniger kommen überhaupt noch zu Wochenmärkten, um ihre Waren anzubieten. Sterbende Einkaufsstraßen und Einkaufszentren, Konkurrenz mit Discountern sowie Lieferservices wie Flaschenpost und natürlich stark gestiegene Lebensmittel machen das Geschäft immer schwieriger – ebenso zu heiße Sommertage, an denen Frischware schnell verdirbt und kaum Kunden vor die Tür gehen.

Diese Entwicklung gebe es in der ganzen Bundesrepublik, nicht nur im Duisburger Norden. „Der Kampf um Händler nimmt zu“, so Uwe Kluge. Städte würden sich gegenseitig die Marktbeschicker und Stände abwerben – längst sei das „ein bisschen Wild West“.

Appell vom Veranstalter Duisburg Kontor soll Zukunft der Märkte retten

Duisburg Kontor blicke auf die Entwicklung nicht pessimistisch, sondern realistisch. Die Stadttochter werde weiter versuchen, Händler auf die Wochenmärkte zu bekommen – „bei allen Schwierigkeiten“. Ob sie tatsächlich kommen, hänge vom Umsatz ab, den die selbstständigen Unternehmer vor Ort machen. „Das können wir nicht beeinflussen“, betont Kluge und formuliert einen Appell an alle Duisburgerinnen und Duisburger: „Die Wochenmärkte können wir nicht erhalten, wenn da keiner einkauft. Rafft euch auf und geht da einkaufen.“ Sonst wird es wirklich ein Marktsterben in den Stadtteilen geben.

Das gelte übrigens nicht nur für Wochenmärkte, sondern auch für Bäckereien, Fleischereien, Fachhandel oder Apotheken. Ohne Kunden und Umsatz werden sie verschwinden.

>> Keine Chance für Feierabendmärkte im Duisburger Norden

  • Der städtische Veranstalter Duisburg Kontor unterscheidet zwei Arten von Märkten. Die Wochenmärkte in den Stadtteilen mit ihren Lebensmitteln gehören zur Daseinsvorsorge. Daneben gibt es Eventmärkte wie den Marina-Markt im Innenhafen oder den Bauernmarkt in der Innenstadt.
  • Immer mal wieder gibt es auch Anfragen für Feierabendmärkte, zuletzt aus Walsum. Doch bei solchen Abendmärkten gebe es dieselben Schwierigkeiten, Händlerinnen und Händler zur Teilnahme bewegen.
  • Weitere Informationen zu den Duisburger Märkten gibt es auf www.duisburgkontor.de.