Duisburg-Hamborn. Die Stadt Duisburg wird den Hamborner Altmarkt umbauen. Die Pläne sind stark umstritten. 156 Parkplätze sollen verschwinden – das ist der Grund.
Der Hamborner Altmarkt wird umgebaut. Mit Hilfe des 50 Millionen Euro schweren Förderprogramms „Stark im Norden“ soll seine Aufenthaltsqualität erhöht und gleichzeitig der Autoverkehr verringert werden. Der Vorschlag der Stadtplaner sieht vor, dass von derzeit 276 Parkplätze künftig 156 wegfallen.
Diese Zielvorgabe gefällt längst nicht allen Betroffenen, wie die Stadt Duisburg bei ihrer Präsentation in der Bezirksvertretung Hamborn einräumt. So erwartet sie Widerstand der örtlichen Kaufleute, die möglichst viele Stellplätze für ihre Kundschaft und für Mitarbeiter behalten wollen. Doch auch die Bezirksvertreter sind größtenteils unzufrieden mit der Präsentation, da die städtischen Pläne den bereits hohen Parkdruck noch verschärfen und dafür keine Lösung anbieten. Dasselbe Problem besteht in Marxloh, wo der August-Bebel-Platz und die Weseler Straße entlang der Brautmodenmeile umgestaltet werden sollen.
Pläne der Stadt Duisburg für den Hamborner Altmarkt drohen das Parkchaos zu verschlimmern
„Ich bin ein Fan davon, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, insbesondere für Fußgänger und Radfahrer“, begrüßt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer (CDU), dass grundsätzlich Geld in den Altmarkt investiert wird. Er sehe den Ist-Zustand als „unglücklich“ und die Notwendigkeit für einen Umbau.
Einige städtische Ideen lobt er zudem als „sehr spannend“, etwa eine vergrößerte Fußgängerzone und den geplanten autofreien Bereich für Außengastronomie. Doch an Markttagen verteile sich bereits „alles in die Seitenstraßen“ und das seien „chaotische Zustände“. Daher warnt er: „Wir dürfen nicht eine tolle Lösung schaffen, die an zwölf anderen Stellen neue Probleme verursacht.“
Eine aktuelle Verkehrszählung belegt, dass der Parkdruck in den Nebenstraßen sehr hoch wird, sobald auf dem Altmarkt Stellplätze wegfallen, wie es an Markttagen schon passiert. „Das Parken wird natürlich in Teilen verdrängt“, räumt Martin Dombrowe vom beauftragten Verkehrsplanungsbüro „Fischer Teamplan GmbH“ ein. Er verweist aber darauf, dass immerhin noch rund 120 Parkplätze auf dem Gelände verbleiben.
Ob ein Parkhaus oder eine Tiefgarage möglich ist? Dies betrachte „Stark im Norden“ nicht, so Dombrowe weiter, weil solche Neubauten nicht durch die Projektfördermillionen finanziert werden dürften. Umsetzen lasse sich ein Parkhaus höchstens außerhalb des Projekts mit einem Investor. Über diesen verengten Blick auf die künftige Verkehrssituation ärgern sich die Fraktionen. Genauso über den geplanten Umbau in Marxloh, der bislang ebenfalls den Autoverkehr lediglich in die bereits überlasteten Seitenstraßen verdrängen soll.
Stadt Duisburg: „Öffentliche Flächen gehören nicht nur den Autofahrern“
Derweil verteidigt die städtische Projektleiterin für „Stark im Norden“, Ute Hilmer, die Planungsvorgaben und die Vorschläge aus dem Rathaus für Alt-Hamborn: „Öffentliche Flächen gehören nicht nur den Autofahrern.“ Deshalb soll künftig die Mitte des Altmarkts, rund um den Pavillon und den Brunnen, zur Fußgängerzone werden, ebenso Abschnitte der angrenzenden Parallelstraße. Die Jägerstraße soll am Marktplatz weiterhin autofrei bleiben.
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Geparkt wird auf dem Altmarkt künftig nur noch auf zwei getrennten Bereichen, einem nördlichen mit circa 58 Stellplätzen und dem südlichen Bereich mit rund 62 Stellplätzen. An deren Enden sind zwei verkehrsberuhigte Areale, die gleichberechtigt von Autos, Rädern und Fußgängern genutzt werden („Shared Space“). Die Straßen entlang des Altmarks sollen außerdem nur noch zu erlaubten Lade- und Lieferzeiten und für die Marktbeschicker befahrbar sein. Das regeln unter anderem versenkbare Poller. Letztlich würden von derzeit 276 Parkplätzen mehr als 150 ersatzlos verschwinden.
Autofreier Bereich entsteht für Fußgänger und Außengastronomie
Im autofreien Bereich mitten auf dem Platz erhoffen sich die Stadtplaner eine schöne Aufenthaltsfläche, die vielleicht ebenfalls teilweise für Außengastronomie genutzt wird, wenn gerade kein Wochenmarkt stattfindet. Eltern mit Kinderwagen, Senioren mit Rollatoren oder Rollstuhlfahrer sollen aber trotzdem genug Bewegungsraum bekommen. Aus den Unterlagen geht außerdem hervor, dass sich die Karnevalsvereine dort jeweils am Tulpensonntag für den beliebten Niederrheinischen Kinderkarnevalszug aufstellen wollen.
„Es wird lebenswerter in Hamborn, wenn es eine Fläche gibt, auf der keine Autos fahren dürfen“, findet Michael Boland (SGU). Dem stimmt Herbert Fürmann (Linke) zu und mahnt: „Wenn wir überall Blech abstellen, bekommen wir keine attraktive Einkaufsstraße hin.“ Es gelte, sich zu entscheiden: Autos oder Aufenthaltsqualität, „beides geht nicht“.
Bezirksvertretung Hamborn mahnt: Vor dem Umbau das Parkproblem angehen
Die Bezirksvertretung Hamborn ist sich einig, dass die Stadt das Parkproblem angehen müsse, bevor sie den Hamborner Altmarkt nach den aktuellen Plänen umbauen lässt. Bis zur nächsten Sitzung am 2. November soll aus der vorgestellten Idee – die im Behördendeutsch als „Vorzugsvariante“ bezeichnet wird – eine Beschlussvorlage werden, über die dann abgestimmt wird. Der Stadtrat soll abschließend am 27. November über den Umbau entscheiden. Diese Variante wird die Grundlage für einen Wettbewerb, dessen Sieger das Grundstück umgestalten soll.
>> Projekt „Stark im Norden“ hat circa 950 Ideen zum Altmarkt gesammelt
● Beim Beteiligungsverfahren zur Umgestaltung des Altmarkts führt die Stadt Duisburg acht Veranstaltungen mit rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen sechs und 85 Jahren an. Dort seien gut 950 Hinweise und Ideen zum Grundstück eingegangen. Die beteiligten Gruppen haben ganz unterschiedliche Interessen und Forderungen.
● Weitere Informationen gibt es auf www.du-starkimnorden.de