Duisburg. Beim 9. Philharmonischen Konzert liefert das Duisburger Orchester eine gemischte Tüte. Einen Komponisten spielen die Musiker nicht zeitgemäß.

An Abwechslung mangelte es dem 9. Philharmonischen Konzert in der gut besuchten Duisburger Mercatorhalle beileibe nicht. Auch das Motto des Programms, „Entdecker-Freuden“, hielt, was es versprach.

Mit der Uraufführung der fast 100 Jahre alten Ouvertüre zu Schillers Tragödie „Die Jungfrau von Orleans“ des dänischen Romantikers Herman Severin Løvenskiold ging man an den Start. Axel Kober und das Orchester realisierten damit einen Vorschlag des Musikwissenschaftlers Max Rosenthal, der der Aufforderung der Musikdirektion nachgekommen ist, auf völlig vergessene Werke der Musikgeschichte hinzuweisen. Løvenskiold widmete die Ouvertüre seinem großen Idol Felix Mendelssohn Bartholdy, und in der plastischen Darstellung der theatralischen Vorgänge sind Annäherungen an ähnlich gestrickte Werke Mendelssohns unüberhörbar.

Den Ton von Herman Severin Løvenskiold treffen die Philharmoniker überzeugend

Allzu oft ist auch Robert Schumanns merkwürdiges Triptychon „Ouvertüre, Scherzo und Finale“ op. 52 nicht zu hören. Quasi eine Sinfonie ohne langsamen Satz, die nie so recht aus dem Schatten der zeitgleich entstandenen „Frühlings-Sinfonie“ treten konnte. Die Sätze sind durchweg von einer aufgehellten Stimmung getragen, erinnern im Scherzo an Mendelssohns Elfenspuk, wirken in den kontrapunktischen Fugato-Teilen des Finales allerdings ein wenig bemüht.

Das dunkle und dramatisch aufgeheizte Kolorit der Ouvertüre des Dänen traf Axel Kober überzeugend, den leichtzüngigeren Tonfall Schumanns deutlich weniger. Das Orchester klang zu massiv und schwerfällig und blieb damit hinter dem Stand der heutigen Schumann-Rezeption zurück.

Abseits ihrer Schwierigkeiten mit Robert Schumann überzeugten die Duisburger Philharmoniker bei ihrem 9. Konzert in der Mercatorhalle.
Abseits ihrer Schwierigkeiten mit Robert Schumann überzeugten die Duisburger Philharmoniker bei ihrem 9. Konzert in der Mercatorhalle. © Duisburger Philharmoniker | André Symann

Nach der Pause folgten mit dem Violinkonzert Manfred Trojahns der interessanteste und mit Georges Enescus „Rumänischer Rhapsodie“ Nr. 1 der effektvollste Beitrag des Abends. Enescus brillanten, balkanesk eingefärbten Ohrwurm polierten die Duisburger Philharmoniker mit unbändiger Spielfreude und Präzision zu einem orchestralen Feuerwerk. Axel Kober genoss es sichtlich, die Stimmungspalette von leiser Melancholie bis zu exzessiv gesteigerter Ekstase auszuschöpfen.

Violin-Solistin der Duisburger Philharmoniker: ansteckende Begeisterung

Als finales Bravour-Stück sicher recht effektvoll am Ende des Abends platziert, wirkte es allerdings auch ein wenig wie ein Bonbon nach Manfred Trojahns nicht minder blutvollem, aber kompositorisch natürlich ganz anders gearbeitetem Violinkonzert. Wie stets steht Trojahn auch mit diesem vor 25 Jahren uraufgeführten Werk auf der Höhe der zeitgenössischen Musik, ohne die Brücken zu vertrauten Traditionen abzubrechen.

Das dreisätzige Werk vereint Strukturen des Virtuosen- und des sinfonischen Konzerts, wobei Trojahn für die Duisburger Aufführung den Orchesterpart klanglich und dynamisch noch zusätzlich verfeinerte, was den Stellenwert des Solo-Parts erhöhte. Und der, gespickt mit einem breiten Reservoir raffinierter Spieltechniken, aber auch mit ausdrucksvollen Monologen, fand in Antje Weithaas eine ideale Interpretin. Die renommierte Geigerin erwies sich erneut als Musikerin, die mit ansteckender Begeisterung und Bravour jedes musikalische Abenteuer souverän bestehen kann. Das elegisch ausklingende Werk setzte einen ebenso zart klingenden wie schroff wirkenden Kontrast zu Enescus folgendem Furientanz.