Duisburg. Tauben zu füttern ist in Duisburg verboten. Trotzdem entdecken Anwohner „mengenweise Körnerfutter für Tauben“. Was die Stadt unternimmt.
Hinter einem Stromkasten am Edeka-Parkplatz hocken sie zu zehnt, wenige hundert Meter weiter auf der Wiese hinter dem Kaufland sind es schon über 50: Es sind immer wieder dieselben Orte in Duisburg-Hochheide, an denen sich große Tauben-Schwärme am Boden versammeln.
Das ist kein Zufall, meint Anwohner Uwe Schock: „Die Tiere werden hier andauernd mit dem besten Kraftfutter gefüttert, obwohl das in der ganzen Stadt verboten ist.“ Das verstärke die Plage, die in Hochheide schon seit Jahren für viele Probleme sorge, vor allem rund um die „Weißen Riesen“.
Tauben belasten Anwohner: „hinterlassen viel Kot und Dreck“
Der Zustand des Stadtteils treibt Uwe Schock umher. 1991 ist er mit seiner Frau aus Sachsen-Anhalt nach Hochheide gezogen. Seit einigen Jahren beklagt er regelmäßig zum Beispiel die Müllberge an den Hochhäusern. Bereits 2020 sagte er: „Hierher zu ziehen, war ein großer Fehler.“
Auch die Taubenplage verärgert ihn – obwohl er nichts gegen die Tiere an sich hat. 15 Jahre lang habe er selber Tauben gezüchtet. „Aber in dieser Masse hinterlassen die Tauben so viel Kot und Dreck, dass es Anwohner nur noch belastet“, findet er. „Und solange sie gefüttert werden, vermehren die sich immer weiter.“
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Den Rundgang zu den prominenten Futterstellen beginnt Uwe Schock beim Edeka an der Moerser Straße. „Die Leute kommen meistens sonntags oder frühmorgens und streuen hier eine Menge Futter aus. Letztens war es Reis, weil der billiger ist als das Kraftfutter“, meint er. Die Futterhaufen seien später am Tag oft nicht mehr zu sehen.
Mehrere Fütterungsorte – Schild weist auf Verbot hin
Die nächsten beiden Stationen liegen an der Ecke zur Ottostraße: An der Statue „Mädchen im Wind“ werde oft Futter gestreut, ebenso am Hügel gegenüber. „Hier habe ich schon mehrmals eine Frau gesehen, die die Tauben gefüttert hat“, erklärt Schock.
Er kennt die Frau nicht und weiß auch sonst nicht, wer die Tiere füttert. Organisiert seien die Fütterungen aber nicht: „Das sind einzelne Tierliebhaber, die meinen, sie würden den Tauben damit etwas Gutes tun.“
Am Hügel weist ein Schild darauf hin, dass das Füttern von Tauben verboten ist und mit einer Geldbuße von bis zu 1000 Euro bestraft werden kann. Dort habe sich die Situation gebessert, als die Stadt das Schild aufgestellt hat, „aber seitdem geht die Frau halt zur anderen Seite des Hügels“.
„Gedeckter Tisch“ für Tauben am Hochhaus an der Ottostraße
Am Hochhaus an der Ottostraße 58-64 würden die Tauben „einen gedeckten Tisch“ vorfinden – weniger wegen bewussten Fütterungen, eher wegen des Mülls, den Anwohner aus dem Fenster schmeißen. Zudem würden viele Tiere auf den Balkons brüten, „das tollerieren hier einige Bewohner“.
Bewusst gefüttert werde dann wieder am Bürgermeister-Bongartz-Platz und an der Wiese hinter dem Kaufland. „Hier habe ich schon Schwärme von 200 bis 300 Tauben gesehen“, erklärt Schock.
Auf dem Parkplatz steht schon länger ein Auto ohne Kennzeichen, das zeigt, wie viel Kot die Tauben hinterlassen: Der eigentlich schwarze Audi ist mittlerweile fast weiß.
Anwohner entdecken „mengenweise Körnerfutter“
Auch andere Anwohner haben die Fütterungen bereits beobachtet. Bei Facebook schildert ein Nutzer, er habe gesehen, wie eine Frau am Bismarckplatz „mengenweise Körnerfutter für Tauben“ hinschüttet. Weitere Nutzer nennen die Kirchstraße und Husemannstraße als Fütterungsorte.
Der Stadt ist bekannt, dass es an der Otto- und Kirchstraße in Hochheide eine „größere Taubenpopulation“ gibt, erklärt Sprecher Sebastian Hiedels. Wie viele Tauben dort genau leben, sei nicht bestimmbar. „Die Taubenpopulation beschränkt sich nicht nur auf die Hochhäuser, sondern auch auf übrige Bereiche des Stadtteils.“
Stadt kennt das Problem: „Verbotene Fütterungen gemeldet“
Auch vom ausgestreuten Futter weiß die Verwaltung: „Dem Bürger- und Ordnungsamt wurden im Bereich Moerser Straße / Ottostraße verbotene Fütterungen gemeldet.“ Der städtische Außendienst kontrolliere das Umfeld regelmäßig.
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Die Tiere gezielt zu füttern, ohne die Population zu kontrollieren, ermögliche den Tauben „eine stark erhöhte Aufzuchtrate“. Hiedels sagt: „Dadurch vergrößern sich die bestehenden Bestände sehr schnell, was zu erhöhter Krankheitsanfälligkeit und Stress unter den Tieren führt.“
54 Geldstrafen für Taubenfütterungen in 2023
Im vergangenen Jahr seien 54 Geldstrafen auf dem Stadtgebiet wegen des Vergehens erhoben worden. Die Taubenfütterer mussten aber nicht die maximale Bußgeldhöhe von 1000 Euro, sondern jeweils 50 Euro zahlen.
Das ist Uwe Schock zu wenig: „Mit einer Strafe von 50 Euro lernen es die Täter nie.“ Außerdem fordert er mehr Kontrollen des Ordnungsamts: „Wenn man die Täter wirklich erwischen will, erwischt man sie auch, aber natürlich nicht, wenn nur mal mittags vorbeifährt.“
>> So geht die Stadt gegen die Taubenplage vor
- „Die Stadttaubenpopulation in einer Großstadt wie Duisburg ist sehr groß“, teilt Stadtsprecher Sebastian Hiedels mit. Schwerpunkte gebe es an Orten mit großem Futter- oder Nistangebot, zum Beispiel in der Fußgängerzone in der Innenstadt oder im Hauptbahnhof.
- Die Population könne nur verkleinert werden, wenn die Nachzuchtquote gesenkt wird. Das sei zum Beispiel dadurch möglich, Taubenhäuser zu errichten, Eier auszutauschen oder die Ei-Entwicklung mit einem Spezialfutter zu unterdrücken.
- „Aktuell prüfen wir mögliche Maßnahmen zur Bestandsreduktion“, sagt Hiedels. Auch arbeite die Stadt an einem „Konzept zum Taubenmanagement“.
- Im Mai 2023 hat die Stadt ein Pilotprojekt gestartet und am Hauptbahnhof eine Station mit Spezialfutter installiert. Es unterbinde die Ei-Entwicklung, schade den Tieren aber nicht. „Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend“, meint der Sprecher. Sollte das Projekt erfolgreich sein, werde es auf weitere Stadtteile ausgeweitet.