An Rhein und Ruhr. Tauben gelten oft als Plage und verursache hohe Kosten. Städte wollen die Population begrenzen. Was sie sich dafür einfallen lassen.
Es gibt kaum Orte in unseren Städten, in denen man ihnen nicht über den Weg läuft: Tauben. Die Kommunen werden immer kreativer, wenn es darum geht, ihre Population zu begrenzen. In Bielefeld und Duisburg versucht man, mit Wirkstoffen, die Fortpflanzung der Tauben zu begrenzen. Und für das Füttern der Tiere ist ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro fällig.
Bis zu 1000 Euro können fürs Taubenfüttern fällig werden
Auch wenn es oft gut gemeint ist: Wer Tauben füttert, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Und die kann mit Bußgeldern bis zu 1000 Euro teuer werden. Das ist die maximale Höhe, in der Realität fallen die verhängten Bußgelder niedriger aus. So teilt die Stadt Duisburg auf Anfrage mit, im vergangenen Jahr 54 Bußgelder in Höhe von 50 Euro für das Taubenfüttern erhoben zu haben. Die Höhe der Bußgelder legen die Kommunen selbst fest.
Verboten ist das Füttern, weil die Städte die weitere Vermehrung der Tiere begrenzen wollen. Denn die Überpopulation führe zu Stress und Krankheiten bei den Tauben und das nicht artgerechte Futter habe Mangelernährung zur Folge, wie die Stadt Köln mitteilt.
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Ihr Bußgeld zwischen 35 und 1000 Euro fürs Füttern begründet die Domstadt auch mit den großen Mengen Taubenkot, die Schwärme hinterlassen. „Dieser führt zu Verunreinigungen an Gebäuden, Fassaden sowie Plätzen und verursacht hohe Reinigungskosten.“
Tauben verursachen Hohe Kosten in Millionenhöhe bei der Deutschen Bahn
Solche Kosten muss auch die Deutsche Bahn tragen. Man wende jährlich „einen hohen zweistelligen Millionenbetrag“ für die Reinigung der Bahnhöfe auf, wie eine DB-Sprecherin der Redaktion auf Anfrage berichtet.
Um Tauben nicht anzulocken, ist das Füttern auch laut der Hausordnung der Bahn verboten. „Zudem sollen Vergrämungsnetze, -drähte und sogenannte Spikes die Tauben vom Nestbau abhalten“, so die Sprecherin weiter. „Alle Maßnahmen erfolgen im Einklang mit den Regeln des Tierschutzes, ohne gesundheitsschädigend oder lebensbedrohend auf die Tiere einzuwirken.“
Auch die Städte versuchen, die Taubenpopulation mit den verschiedensten Mitteln zu reduzieren. Dazu zählen mittlerweile auch Wirkstoffe, wie „Ovistop“, das nun in Bielefeld getestet wird. An zwei Stellen soll mit „Ovistop“ versetztes Futter ausgelegt werden, erklärt ein Stadtsprecher. Der Wirkstoff mache die Tiere vorübergehend unfruchtbar, so dass in einigen Berichten von einer „Anti-Baby-Pille für Tauben“ die Rede ist.
Auch Duisburg experimentiert mit „Spezialfutter“
Die Stadt verweist auf das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv): „Das Medikament kann laut Lanuv als ein adäquates Mittel zur Reduktion der Stadttaubenpopulation genutzt werden. So sei laut aktueller Studienlage keine Vergiftung von Greifvögeln möglich, die mit ‚Ovistop‘ gefütterte Tauben reißen“, schreibt die Stadt Bielefeld. Die Wirkstoffe im Mittel würden sich dafür zu schnell zersetzen.
Die Stadt Duisburg experimentiert seit Mai 2023 mit einem „Spezialfutter“, wie ein Sprecher sagt. Dieses sei für die Vögel nicht schädlich, aber unterdrücke die Eientwicklung. „Abschließende Ergebnisse liegen noch nicht vor, aber die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.“ Bei positiven Resultaten wolle man die Maßnahme ausweiten.
Tierschützer kritisieren die „Tauben-Pille“
Kritik am Vorgehen in Bielefeld gibt es von Umweltschützern: „Bei der Verabreichung der ‚Tauben-Pille‘ sind Zweifel berechtigt“, sagt Dirk Jansen, Sprecher des BUND NRW. „Es existieren meines Wissens keine Langzeitstudien in Bezug auf Nebenwirkungen, niemand weiß, was passiert, wenn andere Vogelarten das präparierte Futter fressen.“
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Und auch in Köln gibt es Zweifel an dem Wirkstoff: „Aus Gründen des Artenschutzes wird derzeit davon abgesehen, ein Mittel wie ‚Ovistop‘ einzusetzen“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage. „In Köln gibt es viele Greifvögel. Diese ernähren sich auch von Stadttauben. Daher bestand die Befürchtung, dass die Fruchtbarkeit der Greifvögel beeinträchtigt werden könnte.“
Wirksamer sei dagegen die Errichtung von Taubenhäusern. Seit November 2019 betreibt die Stadt eines am Hansaring. „Es ist hier gelungen, die Population in einem Taubenschlag anzusiedeln und durch ständige Kontrolle und Eieraustausch zu kontrollieren.“ Die Eier in den Nestern werden durch Gips-Eier ausgetauscht. Weitere Taubenschläge seien in der Planung.
Die beste Maßnahme ist laut Dirk Jansen jedoch eine „Verknappung des Nahrungsangebots“. Für ihn ist klar: „Auch die Stadttaube hat ein Recht zu leben.“ Bei der Eindämmung der Population müsse man auch die Menschen addressieren, sagt der BUND-Sprecher und fordert: „Fütterungsverbote müssen kontrolliert und Verstöße geahndet werden.“