Duisburg. In das zweite Gebäude der Ottoschule sollen Förderschüler einziehen. Eltern kämpfen mit Demo und Petition dagegen an. Welche Probleme sie sehen.

Bis heute ist Eike Visser über einen Schulbrief verärgert, den er schon vor einem Monat bekommen hat. Darin las er zum ersten Mal vom Plan des Schulamts, dass die Grundschule seines Sohnes bald mit einem Gebäude auskommen muss statt wie bisher mit zwei. „Ich bin entsetzt.“ Deswegen wehren sich die Eltern nun mit einer Petition und Demo.

Der Streit dreht sich um die Grundschule Ottostraße in Duisburg-Hochheide. Sie nutzt zwei Schulgebäude, nämlich auch das der ehemaligen Pestalozzischule, die zum Schuljahr 2017/2018 aufgelöst wurde. In das zweite Haus sollen nun Schüler der Rheinhauser Friedrich-Fröbel-Schule einziehen, um weitere Förderschulplätze zu schaffen.

GGS Ottostraße in Hochheide: Was bisher im zweiten Haus stattfindet

Ein Kampf um die Räumlichkeiten beginnt. „Wir wissen auch, dass mehr Plätze für Förderschüler geschaffen werden müssen, aber das darf nicht auf Kosten der Bestandsschulkindern geschehen“, sagt Eike Visser, der Mitglied in der Schulkonferenz der Ottoschule ist.

Eike Visser, Sprecher der Schulkonferenz der Ottoschule, sieht einige Probleme beim Plan des Schulamts.
Eike Visser, Sprecher der Schulkonferenz der Ottoschule, sieht einige Probleme beim Plan des Schulamts. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Im zweiten Gebäude – „Ottoschule Haus 2“ genannt – seien die Schüler der Jahrgänge drei und vier untergebracht. Sie würden dort im Offenen Ganztag betreut. Auch ihre Essensausgabe und ihr Sportunterricht finde in diesem Gebäude statt, erklärt Visser.

Förderschüler ziehen in Ottoschule Hochheide ein: Diese Probleme sieht Eike Visser

Sollte die Ottoschule das Gebäude nicht mehr nutzen können, würden mehrere Probleme entstehen, meint er. Um alle Schüler in einem Haus unterzubringen, müssten Räume genutzt werden, die bisher eine andere Funktion hatten: „Gruppen-, AG-Räume und die Schulbibliothek wird es dann nicht mehr geben.“

Werden Räume des Offenen Ganztags als Klassenräume genutzt, würden Betreuungsplätze wegfallen. Wie viele genau, könne Visser noch nicht sagen. Er ist aber sicher: „Man wird nicht allen Kindern eine Ganztagsbetreuung garantieren, obwohl das 2026 zur Pflicht wird.“

Die Schüler könnten schon jetzt nicht mehr in die Schulbibliothek: „Vor zwei Wochen waren nämlich schon Umzugswagen da, um die Bibliothek und andere Räume leerzuräumen.“

Folgen für Essensausgabe und Sportunterricht – Vater: „sehe ein großes Fragezeichen“

Die Essensausgabe im Offenen Ganztag müsse neu organisiert werden. Sie finde schon jetzt in zwei Schichten statt, obwohl Essen in zwei Häusern parallel ausgegeben werden kann. „Ich sehe ein großes Fragezeichen dahinter, wie das für vier Jahrgänge in einem Gebäude funktionieren soll.“

Beim Sportunterricht könne es Abstriche geben, da die Schüler der beiden unteren und der oberen Jahrgänge nicht mehr räumlich getrennt Sport treiben, sondern dieselbe Halle nutzen müssen. „Auf 13 Klassen ist die Turnhalle aber nicht ausgelegt.“

Kommt es auf der Ottostraße zum Chaos?

Auf dem Schulhof werde es eng. Rund 350 Kinder müssten sich auf einem Gelände bewegen. „Und das wird obendrauf auch noch verkleinert, weil die Stadt einen Zaun aufbaut, um die Schüler der beiden Schulen voneinander zu trennen.“

Auch auf den Straßen rund um die Ottoschule könne es zum Chaos kommen. „Die Verkehrssituation ist eh angespannt, weil sich in der Nähe noch ein Kindergarten befindet.“ Bislang hätten sich die Autos wenigstens auf drei Stellen verteilt, „aber künftig kommt der ganze Verkehr von Haus 2 zusätzlich auf Haus 1 zu“.

Ein Punkt, der Eike Visser und einige Eltern zusätzlich verärgert: „Wir wurden zu keiner Zeit in die Pläne eingebunden und haben erst davon gehört, als sie beschlossen waren.“

Kommunalpolitiker überrascht: „Kommunikation war sehr schlecht“

Auch Homberger Kommunalpolitiker waren überrascht. So berichtet Michael Büttgenbach, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung, er habe von den Plänen als erstes über Eltern erfahren: „Weder die Bezirksvertretung noch die Eltern wurden rechtzeitig informiert.“ Er findet, das Schulamt habe nicht genug nach Alternativen gesucht: „Das geht alles zu schnell.“

Hombergs Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann (SPD) habe ebenfalls erst in einer Bürgersprechstunde davon gehört. „Die Kommunikation war sehr schlecht“, findet er.

Er sagt aber auch: „Die Ottoschule hatte eine feudale Situation, indem sie das zweite Gebäude nutzen konnte. Es ist nicht schön, dass die Situation endet, aber die Förderschüler müssen nun mal irgendwo beschult werden.“

Fröbelschul-Zweigstelle in Hochheide: So argumentieren Stadt und Schulausschuss

Der Vorsitzende des Schulausschusses, Jürgen Edel, führt ähnliche Argumente an: „Es zeichnet sich ab, dass wir keine Alternativen haben.“ Die Informierung der Eltern sei „unglücklich verlaufen“. Dennoch sei es das „kleinere Übel“, das zweite Gebäude für Förderschüler zu nutzen anstatt sie nicht beschulen zu können.

Das SPD-Stadtratsmitglied findet: „Die Ottoschule hatte jetzt lange einen Standard über dem der anderen Schulen.“

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Diese Ansicht teilt die Stadt auf Anfrage: „Die Ottostraße wurde als Zweitstandort gewählt, da sie in akzeptabler Entfernung zum Hauptstandort der Friedrich-Fröbel-Schule liegt, die Grundschule über ein vergleichbar großzügiges Raumangebot verfügt und der gewählte Gebäudeteil bis vor einigen Jahren bereits eine Förderschule gewesen ist“, sagt Sprecher Maximilian Böttner.

Die Zahl der Schüler mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung steige, doch an der Fröbelschule seien alle Raumpotentiale ausgeschöpft. „Eine Erweiterung der Fläche durch Anmietung oder Ankauf wurde geprüft, ist aber nicht möglich“, so Böttner. Andere Standorte als die Ottoschule seien „leider nicht verfügbar“.

„Feudale Situation“ an der Ottoschule? Visser widerspricht

Eike Visser widerspricht dem Argument, dass es an der Ottoschule genug Platz gebe. Die Situation sei auch mit zwei Gebäuden alles andere als komfortabel – „spätestens seitdem im Sommer 2023 der erste Jahrgang auf vier Züge erweitert wurde und dafür extra Betreuungsplätze geschaffen wurden“.

Er argumentiert: Bevor die Ottoschule das Gebäude der Pestalozzischule nutzen konnte, sei sie zwar auch mit einem Haus ausgekommen, „da waren aber auch 120 Schüler weniger an der Schule“.

Demo, Petition: So wehren sich Eltern der Ottoschule

Am Dienstag gibt es ein Gespräch zwischen der Stadtverwaltung, dem Schulamt und der Elternpflegschaft. Dabei wollen die Eltern erneut ihren Unmut äußern, sagt Visser. Bereits am 15. Februar haben die Eltern eine Petition gestartet. Sie trägt den Titel „Platz für alle Schüler der GGS Ottostraße“ und zählte am Freitag, 23. Februar, über 1100 Unterschriften.

Gleichzeitig zum Gespräch am Dienstag soll eine Demonstration auf dem Schulgelände stattfinden. Damit soll nicht Schluss sein, sagt Visser: „Wenn die Stadt nicht einlenkt, werden wir auch vor dem Schulamt und dem Rathaus protestieren.“