Duisburg-Ruhrort. Nicht mehr als 100 Millionen Euro sollte der Neubau der Karl-Lehr-Brücke ursprünglich kosten. Inzwischen ist klar: Es wird teurer. Viel teurer.

Der Neubau des Karl-Lehr-Brückenzuges zwischen Duisburg-Kaßlerfeld und Duisburg-Ruhrort wird nochmal teurer: Für den zweiten Bauabschnitt sollen knapp 5,7 Millionen Euro mehr fällig als berechnet. Die Gesamtkosten für die Sanierung der Brücken würden sich damit aktuell auf rund 175 Millionen verteuern.

So jedenfalls steht es in einer Beschlussvorlage, die nun in der Bezirksvertretung Mitte zum ersten Mal angehört wurde. Demnach verteuern sich die Planungskosten und Ingenieurleistungen von bisher 15,7 Millionen auf nun 16,9 Millionen Euro. Vor allem aber die Bau- und die Baunebenkosten sind nochmals gestiegen: von 152,4 Millionen auf rund 157 Millionen Euro.

Karl-Lehr-Brückenzug: Schon 2020 segnete Duisburger Rat erste Kostenexplosion ab

Die Kosten für das Großprojekt sind in den vergangenen Jahren in die Höhe geschnellt. 2008 hatte die Stadtverwaltung noch mit Gesamtkosten unter 100 Millionen Euro gerechnet. Schon vor dei Jahren zeichnete sich aber ab, dass es teurer werden würde: Im Frühjahr 2020 segnete der Stadtrat eine Kostenexplosion in Höhe von rund 42 Millionen Euro ab. Die Gesamtkosten für den Bau wurden damals mit 169,4 Millionen Euro veranschlagt.

Für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger bleibt der Brückenzug noch voraussichtlich bis zum Jahresende gesperrt.
Für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger bleibt der Brückenzug noch voraussichtlich bis zum Jahresende gesperrt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Jetzt sollen es weitere 5,7 Millionen mehr werden. Dies sei auf verschiedene Gründe zurückzuführen, heißt es auf Nachfrage von der Stadt. „So haben zum Beispiel weltweit spürbare Krisen wie die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg zu gestörten Lieferketten und zu höheren Rohstoffpreisen geführt“, erklärt Stadtsprecher Max Böttner. Die Preise in der Baubranche seien dadurch vielerorts nach oben getrieben worden. „Hinzukommen aber auch Unwägbarkeiten, die für derart aufwändige Bauvorhaben wie den Neubau einer Brücke typisch sind und unglücklicherweise Mehrkosten verursachen.“

Die Mitglieder der Bezirksvertretung Mitte haben den Beschlussentwurf zur aktuellen Kostensteigerung bereits einstimmig angenommen. Am 14. November wird das Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr diskutiert, bevor am 27. November (ab 15 Uhr, Mercatorhalle) eine endgültige Entscheidung im Rat fällt.

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Duisburgs größtes kommunales Bauprojekt

  • Der Brückenneubau zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort ist zurzeit Duisburgs größtes kommunales Bauprojekt. Aktuell befindet sich das Mega-Projekt im zweiten Bauabschnitt, bei dem bis 2025 aus drei Brücken zwei werden sollen.
  • Die Verbindung zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort hat für die städtische Infrastruktur eine herausragende Bedeutung. Über 30.000 Fahrzeuge nutzen sie pro Tag, darunter viele Lkw, die den Ruhrorter Hafen ansteuern. Der Brückenzug ist einer von vier Überwegen über die Ruhr im Stadtgebiet.
  • Die neue Ruhr-Brücke misst ohne Vorlandbrücke 140 Meter, ist 34 Meter breit und satte 4400 Tonnen schwer.
  • Im besten Fall hält der neue Brückenzug rund 100 Jahre.
  • Über die neue Vinckekanalbrücke und die Vinckewegbrücke, die in der ersten Bauphase ausgetauscht wurden, rollt der Verkehr bereits seit 2015.
  • Das Wäldchen, das am Kasslerfelder Kreisel abgeholzt wurde, um Platz zu schaffen für die Vormontage der neuen Brücken, wird wohl erst 2029/30 wieder aufgeforstet. Das teilte Martin Linne bereits im Juni mit. Der Platz werde in den kommenden Jahren weiterhin als Lagerfläche für Material und Maschinen benötigt. Denn auch am Kreisverkehr Kaßlerfeld, der zu den Unfallschwerpunkten in Duisburg zählt, wird gebaut: Hier soll eine Kreuzung entstehen.

>> Diese Vorteile bringt der neue Brückenzug für die Duisburger

  • Gewinner des neuen Brückenzuges sollen am Ende Fußgänger und Radfahrer sein. Denn: Die neuen Brücken sind zwölf Meter breiter als die Vorgänger. So soll mehr Platz für Radweg (1,75 Meter breit) und Fußweg (zwei Meter) sein. Eine bessere Sichtbarkeit des Radweges soll die bisherige Gefahrenstelle an der Einfahrt Pontwert entschärfen.
  • Auf den neuen Brücken ist außerdem ein gesonderter Straßenbahn-Bereich vorgesehen. Bislang war der Oberbürgermeister-Karl-Lehr-Brückenzug ein Nadelöhr für die Linie 901, da nur ein Gleis befahrbar ist, das auch noch im Bereich des Straßenverkehrs liegt.