Duisburg-Ruhrort. Durch die Sperrung des Karl-Lehr-Brückenzugs kommen viele Schüler nicht mehr zur Schule nach Ruhrort. Die Eltern sind sauer. Das sagt die Stadt.

„Sie haben die Schulkinder vergessen!“ – Laura Brands-Rother ärgert sich. Wie soll ihr Sohn zur Schule kommen, wenn der Karl-Lehr-Brückenzug komplett gesperrt wird? „Das wurde schlecht geplant,“ findet die Mutter eines 16-Jährigen.

So wie ihr geht es aktuell vielen Eltern von Kindern, die die Aletta-Haniel-Gesamtschule in Ruhrort besuchen: Rund 100 Schüler und Schülerinnen fahren oder laufen an einem normalen Tag aus Richtung Kaßlerfeld über die Karl-Lehr-Brücke, um zur Schule zu kommen. Ab Sonntag wird das nicht mehr so einfach möglich sein. Denn dann wird der Brückenzug komplett gesperrt. Autofahrer, Fußgänger und Radler müssen wochenlang Umwege und Staus in Kauf nehmen.

Sperrung Karl-Lehr-Brücke: Ruhrorter Gesamtschule wurde über die Presse informiert

Der OB-Karl-Lehr-Brückenzug ist eine relevante Verbindung aus dem Westen in Richtung Duisburger Innenstadt. Eine hohe Verkehrsbelastung und der schlechte Zustand der Brückenbauwerke machen Abriss und Neubau der Kaiserhafenbrücke erforderlich.
Der OB-Karl-Lehr-Brückenzug ist eine relevante Verbindung aus dem Westen in Richtung Duisburger Innenstadt. Eine hohe Verkehrsbelastung und der schlechte Zustand der Brückenbauwerke machen Abriss und Neubau der Kaiserhafenbrücke erforderlich. © Stadt Duisburg | Ilja Höpping

Dass die Brückensperrung anstehe, habe die Schule aus dieser Zeitung erfahren. „Wir haben dann auf die Homepage der Stadt geschaut. Andere offizielle Informationen haben wir nicht bekommen“, erklärt Schulleiterin Petra Drobek. Die Schule habe inzwischen selbst Ausweichmöglichkeiten für die Kinder und Jugendlichen recherchiert, die mit dem ÖPNV anreisen. „Ein Kollege hat die besten Routen rausgesucht.“ Diese führen mit der Regionalbahn 36 über Oberhausen oder Meiderich-Süd. Oder mit der U-Bahn vom Hauptbahnhof aus ebenfalls über Meiderich.

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Petra Drobek ist davon überzeugt, dass die älteren Schüler die alternativen Routen ohne große Probleme nutzen können. Aber um die Kleinen macht sich die Direktorin Sorgen: „Was ist mit den Fünftklässlern? Die sind gerade mal seit vier Wochen auf der weiterführenden Schule und sollen jetzt quer durch die Stadt fahren und selbstständig umsteigen.“ Das sei problematisch, zumal ja immer wieder auch Bahnen ausfallen und den Plan durcheinanderbringen würden.

Maximilian Krayfelds elfjähriger Sohn, der die Aletta-Haniel-Gesamtschule in Ruhrort besucht, braucht von Neuenkamp eigentlich nicht sehr lange. Das ändert sich, wenn die Karl-Lehr-Brücke gesperrt wird.
Maximilian Krayfelds elfjähriger Sohn, der die Aletta-Haniel-Gesamtschule in Ruhrort besucht, braucht von Neuenkamp eigentlich nicht sehr lange. Das ändert sich, wenn die Karl-Lehr-Brücke gesperrt wird. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ähnlich sieht das Maximilian Krayfeld. Sein Sohn ist elf Jahre alt und geht in die sechste Klasse. Normalerweise braucht der Schüler für den rund vier Kilometer langen Weg von Neuenkamp zur Schule mit Bus und Bahn nicht allzu lange. „Aber wenn die Brücke gesperrt ist, hat unser Sohn einmal eine reine Fahrtzeit von 60 Minuten und eine weitere von nochmals 40 Minuten“, kritisiert Krayfeld. Fußwege, Verspätungen und Ausfälle seien in dieser Rechnung noch gar nicht berücksichtigt.

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Das Fahrrad sei auch keine Alternative. „Die empfohlene Umleitung für Radler bedeutet einen Umweg von mehreren Kilometern“, rechnet Laura Brands-Rother. Außerdem sei die Fahrt über den vielbefahrenen Ruhrdeich selbst für ihren 16-jährigen Sohn zu gefährlich. „Zumal es morgens ja auch erst später hell wird.“

Dabei, finden Brands-Rother und Krayfeld, gäbe es doch für alle eine einfache Lösung: „Sie müssten einen Schulbus einsetzen, der die Kinder sicher rüberbringt und wieder abholt.“ Dieser müsste „nur zweimal pro Tag fahren“ und könnte von der DVG oder einem privaten Unternehmen betrieben werden. Im Gespräch sei auch mal eine Fährverbindung gewesen.

Stadt Duisburg: Fährverbindung führt „zu keiner Zeitersparnis“

Die Stadt hingegen erklärt, eine Fährverbindung führe „zu keiner Zeitersparnis“ und sei obendrein sehr teuer. Auch ein eigener Busverkehr sei nicht angedacht, um den Verkehrsdruck auf den Umleitungsstrecken nicht noch weiter zu erhöhen.

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„Die Schulen werden aktuell über die Möglichkeit der Schülerinnen und Schüler informiert, für die Dauer der Brückensperrung den Schienenersatzverkehr der DVG zu nutzen“, sagt Stadtsprecher Malte Werning. Informationen über die Sperrung gebe es über eine eigene Website, die über duisburg.de schnell aufzufinden sei, sowie über die Social-Media-Kanäle der Stadt.

„Das Fahrrad ist auch keine Alternative“, findet Laura Brands-Rother, Mutter eines 16-jährigen Sohnes.
„Das Fahrrad ist auch keine Alternative“, findet Laura Brands-Rother, Mutter eines 16-jährigen Sohnes. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Laura Brands-Rothers und Maximilian Krayfeld reicht das nicht. „Das wurde schlecht geplant und wir – Eltern und Schule – wurden schlecht informiert.“ Die Stadt habe bei ihren Planungen so viel Vorlauf gehabt. „Warum hat man nicht an die betroffenen Schulkinder gedacht?“

Kostenloses Deutschlandticket für betroffene Schulkinder

Immerhin: In einer gerade veröffentlichten Pressemitteilung erklärt die Stadt, man habe zusammen mit der DVG „einen Weg gefunden, um die Situation etwas zu entspannen“. Kinder und Familien, deren Schulweg über die Karl-Lehr-Brücke führt und die bisher den ÖPNV nicht nutzten, können vorübergehend ein kostenloses Deutschlandticket erhalten. Den knapp 30 Schülern, die Tag für Tag von Kaßlerfeld nach Ruhrort laufen, sollten damit keine zusätzlichen Kosten entstehen.

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Auch Schulkinder, die bisher keinen Anspruch auf ein ermäßigtes Schülerticket hatten und deren Schulweg über die Karl-Lehr-Brücke führt, können sich ab sofort das Deutschlandticket für Schüler kaufen und nachträglich beim Amt für schulische Bildung erstatten lassen.

Und Schulkinder, die aktuell ein ermäßigtes Schülerticket zur Nutzung des ÖPNV haben und von der Sperrung der Karl-Lehr-Brücke betroffen sind, können sich nachträglich den Eigenanteil erstatten lassen.