Duisburg. Die Vollsperrung der Karl-Lehr-Brücke ist eine Nervenprobe für die Autofahrer. Neue Aufnahmen zeigen, wie schnell die Arbeiten vorankommen.
Duisburg hat mehr Brücken als Venedig – das bekommen Autofahrer und ÖPNV-Nutzer derzeit schmerzlich zu spüren. Seit dem 24. September ist die Karl-Lehr-Brücke, die Kaßlerfeld und Ruhrort miteinander verbindet und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt – nicht nur für Lkw Richtung Hafengebiet ist – gesperrt. In den ersten Tagen bildeten sich auf den Umleitungsstrecken lange Staus. Autofahrer suchen sich ihre Wege durch die angrenzenden Stadtteile. Fahrradfahrer müssen große Umwege in Kauf nehmen. Auch wer auf den ÖPNV angewiesen ist, ist nun wesentlich länger unterwegs. Viele sind genervt von der Situation.
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Dort, wo sonst im Schnitt 30.000 Autos pro Tag rollen, ist es gespenstisch still. Nur die Bauarbeiter machen Lärm, was in diesem Fall ein gutes Zeichen ist: Es tut sich was. „Die sind immer dran. Da langweilt sich keiner. Wir wollen ja auf jeden Fall bis zum Jahresende fertig werden, besser noch früher“, erklärt Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe, die die Federführung beim Neubau übernommen haben. Momentan liege alles im Zeitplan.
Karl-Lehr-Brückenzug: Normalerweise rollen 30.000 Autos über wichtige Brücke in Duisburg
Wer an der Absperrung steht, sieht freilich nicht immer genau, wo gerade gearbeitet wird. Aber neue Bilder, die von beiden Seiten der Brücke aufgenommen wurden, zeigen den Fortschritt der Baumaßnahme. Derzeit werden etwa Gleise über die neue Ruhr-Brücke verlegt, über die dann künftig die Straßenbahnlinie 901 rollen soll.
Über diese parallele Umgehung soll spätestens zum Jahreswechsel 2023/2024 auch der komplette Verkehr fließen, damit die alten Brückenbauwerke außer Betrieb genommen und zurückgebaut werden können. Der hintere Teil ist bereits abgebaut und die Vorarbeiten für die Zufahrt zum neuen Bauwerk lässt sich bereits erkennen. Die neue Ruhr-Brücke misst ohne Vorlandbrücke 140 Meter, ist 34 Meter breit und satte 4400 Tonnen schwer.
Größtes kommunales Bauprojekt kostet rund 200 Millionen Euro
Nach Rückbau der alten Brücken und dem Neubau der Pfeiler sowie Widerlager ist das Verschieben der neuen Brücken in die alte Lage für 2025 vorgesehen. Es handelt sich derzeit um Duisburgs größtes kommunales Bauprojekt – rund 200 Millionen Euro werden investiert. Bei Beginn der Planungen vor gut zehn Jahren hatte die Verwaltung noch mit Kosten deutlich unter 100 Millionen Euro kalkuliert. Im besten Fall hält der Brückenzug wieder rund 100 Jahre.
Ein bisschen Geduld ist noch gefragt: Die aktuelle Vollsperrung wird laut Stadt voraussichtlich bis zum 5. November andauern. Anschließend wird der Brückenzug für Rettungsdienste, Polizei und den öffentlichen Personennahverkehr, also Bus und Bahn, wieder freigegeben. Auch der Hafenverkehr kann über die Brücken dann wieder von Süden kommend bis zur Speditionsinsel anfahren. Eine Durchfahrt über den gesamten Brückenzug ist allerdings noch nicht möglich. „Sollten die Arbeiten schneller beendet werden können, erfolgt die Freigabe der Brücke für die genannten Verkehre zu einem früheren Zeitpunkt“, verspricht die Stadt.
Für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer bleibt die Brücke voraussichtlich bis zum Jahresende gesperrt.