Düsseldorf. Star-Architekt Daniel Libeskind besucht am Montag Düsseldorf. Seine Doppel-Bauten sollen die "Krönung der Königsallee" werden. Während Libeskind mit Oberbürgermeister Elbers über den roten Teppich schreiten wird, will die SPD gegen den Abriss des Tausendfüßlers demonstrieren.

In Datteln fand im Mai mit Architekt Daniel Libeskind das Richtfest für die von ihm entworfene Villa auf den Gelände der Firma Rheinzink statt. (Foto: Dirk Bauer)
In Datteln fand im Mai mit Architekt Daniel Libeskind das Richtfest für die von ihm entworfene Villa auf den Gelände der Firma Rheinzink statt. (Foto: Dirk Bauer) © WAZ

Montag kommt Daniel Libeskind, jener Architekt von Weltruf, der den Kö-Bogen mit glitzernden Glasfassaden bauen will. Libeskind (63) ist der Schöpfer des Jüdischen Museums in Berlin. Auf der Jahrhundert-Baustelle der vernichteten Zwillingstürme in New York hat der streitbare Star ebenfalls den Architektenwettbewerb gewonnen, doch blieb beim Bau von seinen Plänen kaum was übrig.

Düsseldorf hofiert Libeskind. „Die Krönung der Königsallee” sollen seine Doppel-Bauten am Hofgartensee werden, „eine Sternstunde” der erste Spatenstich, „Kö-Geflüster für Fortgeschrittene” sein anschließender Auftritt im Henkel-Saal (17 Uhr, öffentlich, Ratinger Straße 25). Die Developer-Gesellschaft, Finanzier des 300-Millionen-Euro-Projekts, rollt Montag den roten Teppich aus, auf dem auch Oberbürgermeister Dirk Elbers schreiten wird.

"Geldverschwendung!"

Die Stadtverwaltung mag es kaum bescheidener: Sie gibt dem Kö-Bogen die Aura des genialsten Bauprojekts der jüngeren Stadtgeschichte, des Rheinufertunnels, der die Altstadt an den Rhein wachsen ließ. Das ist der offizielle Maßstab für Libeskinds Meisterwerk. Nur: Der Kö-Bogen glitzert - aber ob er mehr zu bieten hat als die Fortsetzung bekannter Ladenketten, tagsüber flanieren, abends Ruhe - das weiß man nicht.

Montag ist zugleich der wichtigste Wahlkampftag. Denn der Tausendfüßler, der mit dem Kö-Bogen-Bau abgerissen wird, ist auf Jahre hinaus „das” Symbol der Gegner. „Lott stonn” rufen die SPD und andere, oder auch: „Geldverschwendung!” Ob sie einen Ansatzpunkt finden, das Prestige-Projekt auszuhebeln, ist äußerst fraglich.

Geprüft werden: etwaige Fehler im EU-Vergabeverfahren, der Denkmalschutz für die Hochstraße und die Stimmung der Bürger. Laut Bauverwaltung ist die 47 Jahre alte Betontrasse „in zehn bis 15 Jahren baufällig”. Der Stadtrat hat den Abriss mehrfach beschlossen; früher haben ihn auch maßgebliche SPD-Politiker befürwortet.

Bleibt der Bau im Tunnel stecken?

Experten halten die Unterwelt des Kö-Bogens für wichtiger als die sichtbare Welt aus Grün und Glas: Auf drei Ebenen, Tunnelstücken mit sieben Rampen, Parkhaus-Zufahrten und darunter der U-Bahn von Bilk bis zum Wehrhahn entscheidet sich der Sinn der verflochteten Super-Projekte. Insgeheim kalkulieren die Gegner damit, dass der Bau im Tunnel steckenbleibt. Doch das kann sich Düsseldorf nicht leisten. Einmal begonnen, müssten die Risiken Woche für Woche streng unter Kontrolle gehalten werden, mahnen Planer deshalb.

Zweifel haben sich daran festgemacht, dass die Developer GmbH eine Bürgschaft von „nur” 120 Millionen Euro beibringen musste, die reicht, bis der erste Tunnel wieder an der Oberfläche ist. Aber auch ein Konsortium von fünf Banken, darunter die Stadtsparkasse, hat einen Ruf zu verlieren. Und der bisweilen bizarre Stararchitekt Libeskind will sein Düsseldorf-Projekt bis zum Ende durchziehen.