Düsseldorf. . Nach dem Finanzskandal bei der Ordensgemeinschaft der “Armen Brüder des Heiligen Franziskus“ stand auch die Obdachlosenzeitung Fiftyfifty vor dem Aus. Drei Monate nach Bekanntwerden der finanziellen Schwierigkeiten hat sich der Düsseldorfer Asphalt wieder bekrabbelt.
„Ich habe wirklich gedacht, Fiftyfifty geht kaputt!“ So dramatisch schildert Hubert Ostendorf erstmals, wie schlimm es im Februar wirklich um die Obdachlosen-Zeitung und den gemeinnützigen Verein Asphalt als Herausgeber stand: „Wir haben keine Zeitung mehr verkauft, keine Spenden mehr bekommen, keine Bilder mehr für unsere Galerie.“ Asphalt stand vor dem Aus. Hubert Ostendorf, Mitbegründer und Geschäftsführer von Asphalt, konnte nächtelang nicht schlafen, litt physisch und psychisch unter der Situation.
Grund: Fiftyfifty wurde durch den Finanzskandal beim Sozialwerk der Ordensgemeinschaft der „Armen Brüder des heiligen Franziskus“ mit in den Abgrund gerissen – völlig zu unrecht. Das Sozialwerk mit seinem Vorsitzenden Bruder Matthäus und Geschäftsführer Heinz-Theo Wollschläger hatte beim Finanzdienstleister Infinus 7,2 Millionen Euro mit hohem Zinsversprechen angelegt – nach der Pleite des kriminellen Unternehmens ist das Geld futsch.
Verein hat sich mittlerweile endgültig vom Sozialwerk getrennt
Das Sozialwerk der Armen Brüder betreibt in Düsseldorf mehrere Heime für Obdachlose und Senioren, hat eigene Streetworker. Es wurde unterstützt von Asphalt und seiner Zeitung Fiftyfifty. In den vergangenen 18 Jahren wurden 20 Millionen Euro aus Erlösen der vereinseigenen Galerie und Spenden an die Ordensgemeinschaft überwiesen. Als der Finanzskandal im Februar öffentlich wurde, kam der Einbruch bei Asphalt und Fiftyfifty. Besonders ärgerlich: Ostendorf, seine Mitstreiter und auch die Stadt, die neben dem Landschaftsverband Geld für die Notschlafstellen des Sozialwerkes gibt, erfuhren aus den Medien vom Skandal...
Inzwischen hat sich der Verein endgültig vom Sozialwerk der Armen Brüder getrennt. Zahlungen wurden eingestellt, weil Forderungen von Asphalt nach Aufklärung, Rücktritt des Geschäftsführers und einer nachvollziehbaren Finanzstruktur nicht nachgekommen wird.
Auflage der Zeitung ist zum Glück wieder auf altem Niveau
Nach umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit, Gesprächen mit Unterstützern und Helfern hat sich Asphalt wieder bekrabbelt. „Die Auflage der Zeitung ist wieder auf altem Niveau, wir bekommen wieder Spenden und Bilder für unsere Galerie“, freut sich Ostendorf. Besonders schön: Maler Gerhard Richter spendete ein Bild im Wert von 200 000 Euro – das war innerhalb eines Tages verkauft. Und auch Markus Lüpertz, anfangs total sauer über den Skandal, mit dem Asphalt und Fiftyfifty letztlich nichts zu tun hatten, ist wieder versöhnt: Er spendierte bereits ein handsigniertes Postkarten-Set.
Asphalt arbeitet künftig mit anderen Kooperationspartnern, Gespräche laufen derzeit mit der Diakonie. Auch verstärkt in eigene Projekte wird investiert: Vom Erlös des Richter-Bildes wurden zwei Wohnungen gekauft, mit denen Obdachlosen ein neues Leben ermöglicht wird.