Düsseldorf. Im Fall um die im November 2004 brutal ermordete Susanne Lucan hat ein wichtiges Beweisstück an Bedeutung verloren. Nach Aussage der Mutter des Opfers muss der Täter die blutverschmierte Trainingshose, die dem Ex-Freund Thomas S. gehört haben soll, nicht unbedingt getragen haben.

Die Mutter des Mordopfers, Inge Meuter, erkannte die Kleidungsstücke sofort: „Die hat immer der Thomas angehabt.“ Ein graues T-Shirt und vor allem eine dunkelgraue Trainingshose spielten am Dienstag eine wichtige Rolle im Prozess in Düsseldorf um den Mord an Susanne Lucan – und für sein mögliches Ende.

Die junge Frau (27) wurde im November 2004 brutal in ihrem Bett erschlagen. Ihrem Ex-Freund Thomas S. (39) wird derzeit, neun Jahre nach der Bluttat, der Prozess gemacht. Er war am Abend vor ihrem Tod bei ihr. Nach seiner Aussage lebte sie aber noch, als er ging. Die Hose galt als wichtiges Indiz gegen ihn. Sie trägt zahlreiche Blutspritzer. Die könnten auf der Hose gelandet sein, so ein Gutachten, weil der Täter die Hose bei seiner brutalen Attacke anhatte.

Angeklagter kann sich nicht an die Kleidungsstücke erinnern

Der Angeklagte sagte am Dienstag, er könne sich nicht mehr genau an die Kleidungsstücke erinnern. Susannes Mutter dagegen war sich sicher, dass sie Thomas damals regelmäßig in der Hose bei Susanne gesehen hat. „Wegen der Katzenhaare und weil es bequemer ist“, habe er sich umgezogen, wenn er kam. „Ich weiß das noch, weil ich so eine Raschelhose nicht mag. Susanne hätte die auch nie angezogen.“

Der Vorsitzende Richter Rainer Drees hatte die beiden Teile mit Latexhandschuhen aus Packpapierbeuteln geholt. Am Shirt gab es nicht viel zu sehen, aber die Hose sahen sich alle Prozessbeteiligten genau an. Auf der Vorder- und Rückseite waren viele kleine leuchtend orangene Aufkleber befestigt, die die Blutspritzer markierten.

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Auf dem Zeugentisch in der Mitte des Saals schob und faltete Drees die Hose so zusammen, dass am Ende alle Marker zu sehen waren. Ergebnis: Die Blutspritzer könnten auch auf der Hose gelandet sein, als sie zerknüllt im Bett lag.

Hose verliert an Beweiswert

Dort habe sie immer gelegen, hatte Inge Meuter ausgesagt. „Susanne hat die nicht in den Schrank geräumt, sondern ans Fußende des Betts. Wie man ein Nachthemd unter die Bettdecke schiebt.“ Damit verliert die Hose an Beweiswert. Solange man davon ausging, dass der Täter die Hose trug, schien es sehr unwahrscheinlich, dass jemand in die Wohnung kam, die Hose anzog, und darin die junge Frau ermordete. Daher sprach viel für Thomas S. als Täter. Davon kann das Gericht nun nicht mehr ausgehen.

Auch die Gutachten zum Todeszeitpunkt hatten am Ende keine Gewissheit gebracht, wann Susanne Lucan starb und ob Thomas S. da noch in der Wohnung war. Damit rückt die Möglichkeit näher, dass das Gericht am Ende keine Beweise gegen Thomas S. hat, ihn nach der Regel „im Zweifel für den Angeklagten“ freisprechen muss.