Wird es im Fall Susanne Lucan bald einen Mordprozess geben? Die Entscheidung darüber zieht sich weiter hin. Das Landgericht hat noch zusätzliche Ermittlungen verlangt.

Über acht Jahre ist die schreckliche Bluttat her: An dem Tag, an dem Susanne Lucan ihren 27. Geburtstag nachfeiern wollte, am 20. November 2004, fand man sie erschlagen in ihrem Bett. Schon damals geriet ihr Freund in Verdacht. Er stritt alles ab, die Beweise reichten nicht für eine Anklage. Im letzten Jahr ging die Staatsanwaltschaft diesem Verdacht erneut nach: Mit großem Aufwand suchte sie an der Autobahn 52 nach der Tatwaffe, einem Baseballschläger, einer Flasche, einer Stange – ohne Erfolg. Und sie ließ Rechtsmediziner neu den Todeszeitpunkt errechnen. Das Ergebnis – so glaubt Staatsanwalt Christoph Kumpa – überführe den heute 38-Jährigen jetzt. Er erhob Anklage wegen Mordes.

Ob aus einer Anklage ein Prozess wird, entscheidet das Gericht. Es prüft, ob es Beweise und Indizien für tragfähig genug hält, lässt die Anwälte des Angeklagten dazu Stellung nehmen. Dass das in diesem Fall so lange dauert, zeigt, wie schwierig der Fall ist. Die Verteidiger ließen ihre Frist für die Stellungnahme verlängern. Nun hat das Gericht weitere Ermittlungen eingefordert. Was das genau ist, darüber gibt es derzeit keine Informationen.

Es können noch Wochen vergehen

Der Freund hat ausgesagt, er habe am Abend noch mit Susanne Lucan eine DVD angesehen, sie sei im Bett eingeschlafen. Er habe sie zugedeckt, gegen 2.30 Uhr die Wohnung verlassen. Und sei zu einer neuen Freundin gefahren, von der Susanne Lucan nichts wusste. Diese neue Freundin, mit der er inzwischen verheiratet ist, bestätigte den von ihm angebenen Zeitpunkt seiner Ankunft bei ihr in Essen.

In Susanne Lucans Wohnung wurden keinerlei Einbruchsspuren gefunden. Sie müsste ihrem Mörder also die Tür geöffnet, sich dann in seiner Gegenwart wieder schlafen gelegt haben. Es gibt auch keine Spuren einer fremden Person in der Wohnung.

Das alles deutet auf den Freund als Täter, aber das reichte bisher nicht für eine Anklage.

Die neuen Gutachten errechneten mit neuesten Methoden erneut den Todeszeitpunkt. Einmal anhand des Mageninhalts, einmal anhand der Temperatur der Leiche. Danach starb Susanne Lucan „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit“ schon zu einem Zeitpunkt, zu dem der Freund nach eigenen Angaben noch bei ihr war.

Ob dem Gericht die jetzt vorliegenden Erkenntnisse reichen, wird es nach Auskunft eines Sprechers in nächster Zeit entscheiden. Bis der Prozess dann beginnen kann, werden jedoch noch einige Wochen vergehen.