Düsseldorf. . Der erste Prozesstermin des Düsseldorfer Rotlicht-Prozesses beginnt am Montag. Die Anklageschrift hat 638 Seiten. 89 Zeugen sind geladen. Freier sollen in Düsseldorfer Bordellen systematisch betäubt und ausgenommen worden sein. Fünf Männer und vier Frauen sitzen auf der Anklagebank.
Die Razzien im Rotlichtmilieu an der Rethelstraße schlugen hohe Wellen. Rund ein Jahr danach beginnt am Montag vor dem Landgericht einer der umfangreichsten Strafprozesse der vergangenen Jahre. Dazu hat Staatsanwältin Julia Hartmann eine 638 Seiten starke Anklageschrift formuliert. Hinzu kommen noch weitere 265 Sonderbände mit Urkunden und anderen Dokumenten. 89 Zeugen sind geladen. Die Ankläger wollen beweisen, dass Freier in den Bordellen an der Rethelstraße und an der Worringer Straße systematisch betäubt und ausgenommen wurden. Für den XXL-Prozess sind zunächst 93 Verhandlungstage angesetzt, mit einem Urteil der Kammer ist frühestens in neun Monaten zu rechnen.
Fünf Männer und vier Frauen sitzen wegen gefährlicher Körperverletzung, schwerer räuberischer Erpressung und Betrugs auf der Anklagebank. Hauptbeschuldigter ist Thomas M. Der 48-Jährige soll als Gesellschafter einer GmbH, zu der die Bordellbetriebe an der Rethelstraße und das Stundenhotel „La Viva“ an der Worringer Straße gehört haben, der Drahtzieher der Bande gewesen sein. Zunächst war der einstige Rotlichtkönig Bert Wollerheim in den Fokus der Ermittlungen geraten, nach entlastenden Zeugenaussagen wurde gegen ihn aber keine Anklage erhoben.
Ergaunerte Gelder
Spätestens vor sechs Jahren sei Thomas M. laut Anklage auf die Idee gekommen, finanziell hochkarätige Kunden mit Alkohol und Drogen matt zu setzen, um anschließend mit deren Kreditkarten die Konten zu plündern. K.o.-Tropfen seien ebenfalls mehrfach im Spiel gewesen. So sollen mindestens 27 Opfer um ihr Geld gebracht worden sein, die Schadenssumme liegt bei etwa einer halben Million Euro.
Die angeklagten Frauen (zwischen 26 und 36 Jahre alt) sollen in den Bordellen als Servicekräfte und Prostituierte gearbeitet haben. Die Anklagebehörde wirft zwei von ihnen jetzt vor, den Kunden in den Zimmern die Kreditkarten abgeknöpft und sie an andere Mitarbeiter weiter gereicht zu haben.
Die ergaunerten Gelder seien zunächst auf das Konto der GmbH geflossen. Später hätten die Tatbeteiligten davon jeweils ihren Anteil bekommen. So gab es für die Prostituierten laut Anklage 50 Prozent von der Summe, die für sexuelle Leistungen von den Kreditkarten abgebucht worden waren.
Zu den Beschuldigten zählt auch Monder T., der Betriebsleiter des „La Viva“. Gegen ihn war schon separat verhandelt worden, doch jetzt sind die Verfahren zusammengelegt. In den ersten Prozesstagen gegen Monder T. hatte ein Gutachter ausgesagt, dass der Einsatz von K.o.-Tropfen nur recht schwierig nachzuweisen ist. Unter anderem darauf werden sich die insgesamt 18 Verteidiger stützen.