Düsseldorf. Polizei und Stadt Düsseldorf hatten bei einer bisher einmaligen Überwachungsaktion gemeinsam mit der Rheinbahn Fußgänger im Visier. 80 Männer und Frauen verwarnten unzählige Passanten, die bei Rot über die Straße gelaufen waren. Vor allem Senioren hielten sich nicht an die Regeln.
Eine ganze Armada postiert sich auf der Kölner Landstraße in Düsseldorf. Hipos, Rheinbahner, Mitarbeiter des Verkehrsmanagements und der Zukunftswerkstatt. Ein Trupp von 80 Männern und Frauen in grellen Warnwesten schwärmt zu den 20 Überwegen für Passanten aus, um eine bisher einmalige Überwachungsaktion der Stadt in Zusammenarbeit mit der Polizei zu starten. Sie haben die Fußgänger im Visier.
Radfahrer drängeln im Fußgänger-Pulk
Nach vier Stunden haben die „Verkehrspolizisten” unzählige Passanten gestoppt und ermahnt, die bei Rot über die Straße gelaufen sind, um noch die Bahn zu erreichen, die nicht darauf geachtet haben, ob der Weg über die Gleise frei ist, die nicht den gesicherten Überweg genutzt haben. Angehalten werden auch Radfahrer, die durch den Fußgänger-Pulk drängeln und zum Queren der Gleise nicht absteigen. Unter denjenigen, die sich nicht an die Regeln halten, ist diesmal der Anteil der Senioren wohl am höchsten. „Das hat mich am meisten erschreckt”, berichtet vor Ort Roland Hahn, Vorsitzender der Unfallkommission.
Er hat den Plan für den gestrigen Sondereinsatz ausgeheckt. „Es bringt doch nichts, wenn man nur einen Infostand aufbaut. Man muss massiv Präsenz zeigen, um etwas zu bewirken, um die Verkehrsteilnehmer an ihre Eigenverantwortung zu erinnern, damit sie sich an die Regeln halten.”
Acht Fußgänger starben allein im Vorjahr
Denn immer noch ist im Straßenverkehr der Regelverstoß die Regel. Da machen Fußgänger keine Ausnahme. In diesem Jahr wurden bis September 3088 Fußgänger ertappt (eine Zunahme von über 200 Prozent!). Geahndet wurden aber auch 8050 Verstöße gegenüber Fußgängern (ein Plus von fast 59 Prozent). Der Grund für diese ungewöhnliche Steigerung liegt darin, dass die Polizei deutlich strenger kontrolliert. Dies ist Teil der Sicherheitskampagne „Achtung Fußgänger”, die im März startete, weil allein im Vorjahr 522 Passanten verunglückten, davon acht getötet und 114 schwer verletzt wurden.
Die Kölner Landstraße, wo vier Straßen- und Stadtbahnlinien verkehren, ist ein besonders gefährliches Pflaster. Allein 2008 verunglückten zwischen Werstener Kreuz und Kamper Acker 16 Fußgänger. Und immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen, weil wieder ein Passant das Rotlicht missachtet hat: Am 27. Juli 2006 wird eine 80-jährige Frau angefahren, am 30. Juni 2007 ein zehnjähriger Junge, am 14. Januar 2008 ein elfjähriger Schüler, am 20. Juni 2008 eine 22-jährige Frau.
Warnmelder an Straßenbahn-Gleisen installiert
Beim bisher schwersten Unfall am 11. März in diesem Jahr stoßen zwei Fußgänger mit einer Bahn zusammen. Ein 45-jähriger Mann stirbt, seine 53-jährige Begleiterin erleidet schwere Verletzungen. Dieser tödliche Vorfall war für das städtische Verkehrsmanagement Anlass, die Kölner Landstraße mit neuester Sicherheitstechnik auszustatten.
An allen Gleisübergängen sind akustische Warnmelder installiert. Sobald eine Bahn kommt, ertönt ein Gong. Außerdem wurden Straßenbahn-Piktogramme aufs Pflaster aufgetragen. In den nächsten Wochen werden für 800.000 Euro die Ampeln gegen hellere LED-Leuchten ausgetauscht. Nur die gelben Warnlichter der Rheinbahn haben gestern an einem Übergang nicht funktioniert. „So etwas muss die Rheinbahn uns sofort melden”, mahnt immer wieder Roland Hahn.
Verwarnte kamen ohne Geldstrafe davon
Die verwarnten Fußgänger sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Sie müssen keine Strafe zahlen. „Hauptsache, es setzt eine Bewusstseinsänderung ein”, so Hahn. Dafür ist ein langer Atem nötig. Deshalb wird die Aktion bald wiederholt, das nächste Mal auf der Luegallee.