Düsseldorf. Die Unglücksserie der Rheinbahn reißt nicht ab: 68 Unfälle mit Straßenbahnen registrierte die Polizei in Düsseldorf bereits in diesem Jahr. Montag kam es zum vierten tödlichen Unfall innerhalb weniger Monate. Unfallexperten kündigen eine Untersuchung an, weil Palmen die Sicht versperren.
Von der Stresemannstraße kommend überquerte am Montag um 10.30 Uhr ein 59-jähriger Radfahrer die Fußgängerfurt und die Mittelinsel der Graf-Adolf-Straße am Stresemannplatz und wurde von einer Bahn der Linie 704 zu Boden geschleudert. Der 47-jährige Rheinbahn-Fahrer hatte noch versucht zu bremsen - aber es war zu spät. Der Radfahrer erlitt lebensgefährliche Verletzungen . Er starb wenige Stunden später in der Uni-Klinik.
Erste Ermittlungen: Fußgänger kreuzte bei Rotlicht
Nach den ersten Ermittlungen der Polizei und Aussagen eines Zeugen soll der Radfahrer die Fußgängerfurt bei Rotlicht überquert haben. Demnach hätte der Straßenbahn-Fahrer, der einen Schock erlitten hatte, wohl keine Schuld am Zusammenstoß.
Es bleibt aber die Frage, ob wirklich alles getan wurde, um den früheren Unfallbrennpunkt Stresemannplatz zu entschärfen. Es handelt sich hierbei um eine der kompliziertesten und unübersichtlichsten Straßenkreuzungen. Ein Knotenpunkt, auf den sechs Straßenzüge zulaufen.
Das städtische Verkehrsmanagement hat mit der Einrichtung eines Kreisverkehrs die Unfallrisiken verringert. Das letzte Teilstück der Graf-Adolf-Straße zum Hauptbahnhof ist zudem für den Durchgangsverkehr gesperrt. Nur die Bahnen der Linie 704, 709 und 719 haben freie Fahrt. Als Glanzstück der Umgestaltung hatte die Künstlerin Tita Giese vor zwei Jahren den Stresemannplatz in eine grüne Oase verwandelt - mit Yucca-Palmen und Präriegras auf gestapelten Reifen. Nun steht dieser Platz wieder im Blickpunkt der Unfallexperten. „Wir werden uns den Ort noch mal genau ansehen und prüfen, ob etwas verbessert werden kann”, erklärt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Die städtische Unfallkommission wird sich mit diesem Thema ebenso befassen müssen.
Stadt argumentiert: Warnlichtern, nicht Ampeln beachten
Und zwar auch deshalb: Die Straßenbahn-Fahrer der Linie 704, 709 und 719, die aus Richtung Hauptbahnhof den Stresemannplatz kreuzen, sehen von rechts kommende Fußgänger und Radfahrer, die Höhe Stresemannstraße plötzlich und unerwartet die Gleise queren, erst sehr spät. Die Sicht wird ihnen durch die Palmen genommen.
Erst in dem Moment, wenn die Züge an der Haltestelle Stresemannplatz vor der Kreuzung losfahren, schaltet die Fußgängerampel (Höhe Stresemannstraße) von Grün auf Gelb. Ein sehr kurzer Zeitpuffer. In Gegenrichtung steht die Ampel manchmal gar auf Grün, wenn ein Zug kommt. Die Argumentation der Stadt: Hier sind nicht die Fußgängerampeln maßgebend, sondern die gelben Warnlichter, die blinken, sobald sich ein Zug nähert.
148 Zusammenstöße in einem Jahr
Wie Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher erklärt, gab es in den vergangenen Monaten bereits mehrere Gespräche mit der Polizei, um die Zahl der Unfälle mit Straßenbahnen im Stadtgebiet zu verringern. Die Bilanz des Vorjahres war alarmierend: 148 Zusammenstöße mit zwei Toten und 21 Schwerverletzten. Dieses Jahr fällt sie wohl noch schlechter aus. Die meisten Kollisionen ereignen sich, weil Autofahrer falsch abbiegen und Fußgänger das Rotlicht missachten.