Düsseldorf. Das Düsseldorfer Gut Kaiserhof vermarktet Frisches vom Hof per Verkaufsautomat. Auf Knopfdruck gibt‘s neben Hühnchen und Ei auch Tierliebe.

Wem Samstagnacht einfällt, dass die Eier fürs Sonntagsfrühstück fehlen, für den gibt es in Düsseldorf-Wittlaer und Lohausen eine praktische Einrichtung: Das Gut Kaiserhof betreibt hier Verkaufsautomaten mit Frischem vom Bauernhof. Die mannshohen Geräte sind vollgepackt mit regionalen Produkten wie Eier, Kartoffeln, Schwarzbrot, das auf dem Hof gebacken wird, Kräuterschinken von den eigenen Rindern, Nudeln aus Eiern der Hof-Hühner, Fleisch vom Suppenhuhn, Marmelade aus Angermund, Kaffee aus Kaiserswerth, Honig aus Stockum und vielem mehr.

Als die Familie Sonnen vor zehn Jahren mit der Hühnerhaltung im mobilen Stall begann, da wollte sie keinen Hofladen aufmachen, sondern investierte in die technischen Apparate. Anfangs nutzte der Bauernhof die Automaten nur für den Eierverkauf. „Damals war das noch ganz neu“, sagt Jens Sonnen. Der 28-Jährige führt das Gut Kaiserhof gemeinsam mit seinem Vater und betreut auch die Verkaufsautomaten.

Die Hühner vom Gut Kaiserhof in Düsseldorf leben tagsüber nur draußen. Nachts kommen sie in den mobilen Stall.
Die Hühner vom Gut Kaiserhof in Düsseldorf leben tagsüber nur draußen. Nachts kommen sie in den mobilen Stall. © NRZ | jum

Die Idee der flexiblen und ohne Personal möglichen Direktvermarktung kam bei den Kunden so gut an, dass die Landwirte ihr Verkaufskonzept mittlerweile an zwei Standorten betreiben und sich vor einiger Zeit auch noch einen Eisautomaten angeschafft haben. Der steht direkt an der Einfahrt zum Hof und spuckt seit dem Sommer 2022 auf Knopfdruck handgemachtes Eis der Kölner Manufaktur „Casa Vecchio“ aus.

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Das Eis ist ein Zubrot. Hauptgeschäft sind die Automaten mit den regionalen Produkten. Das Besondere ist, dass in diesen auch ganz viel Tierliebe drin steckt. „Jeder, der möchte, kann sich anschauen, wie unsere Tiere leben“, sagt der Landwirt. An der Verkaufsstation hängt ein Schild, auf dem beschrieben ist, wo die Hühner zu finden sind. Wer den kleinen Spaziergang durch die Felder in Wittlaer macht, der sieht, wie viel Freiheit die Hennen und Hähne auf dem Gelände am Fritz-Köhler-Weg haben.

Die Milch ist auf dem Gut Kaiserhof in Düsseldorf nur für die Kälbchen. Sie bleiben etwa zehn Monate bei der Mutter.
Die Milch ist auf dem Gut Kaiserhof in Düsseldorf nur für die Kälbchen. Sie bleiben etwa zehn Monate bei der Mutter. © NRZ | jum

Die Hühner vom Kaiserhof werden in Ställen auf Rädern gehalten, in denen sie nur nachts eingesperrt sind. Auch, weil der Fuchs des Öfteren vorbeischaut. „Das ist für uns echt ein Problem“, erzählt der Landwirt. Manchmal kommt der Räuber auch schon, bevor es dunkel wird. Trotzdem haben die Hühner den ganzen Tag über freien Auslauf auf der Wiese und können scharren, picken und Staubbäder nehmen. Weil sie das sehr gerne tun, muss der Hühnerstall in regelmäßigen Abständen versetzt werden, damit sich die Grünfläche erholen kann.

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Nach 14 bis 15 Monaten, wenn die Legeleistung der Tiere und die Qualität der Eier nachlässt, werden sie geschlachtet und landen zum Beispiel als Fleisch in Brühe in den Automaten oder als ganzes Suppenhuhn in der Tiefkühltruhe für den Direktverkauf ab Hof. Die Kunden, sagt Jens Sonnen, kommen aus einem großen Umkreis. Manche verbinden den Einkauf mit einem Ausflug und radeln aus der City nach Wittlaer. Der Landwirt freut sich, dass so viele das gute Gefühl zu schätzen wissen, dass sie hier Fleisch von Tieren kaufen, die ein gutes Leben hatten.

Ein Bulle, vier Rinder und ein Kalb teilen sich die Weide in Düsselorf

Das gilt auch für die Rinder, die seit 2022 auf dem Gutshof gezüchtet werden. Jens Sonnen hat die französische Fleischrasse „Blonde d‘Aquitaine“ bei seiner Ausbildung auf einem Hof in Köln kennengelernt. Insgesamt zwanzig Tiere hat er mittlerweile in Wittlaer. Auch sie können von den Verbrauchern besichtigt werden. Der Bauer nimmt uns mit zu einer Weide, die sich eine sechsköpfige Herde teilt. Ein Bulle, vier Rinder und ein Kalb teilen sich eine Fläche, die größer ist als zwei Fußballfelder.

Bei uns gibt es keine Gentechnik!
Jens Sonnen - Landwirt aus Düsseldorf-Wittlaer

Als der Chef mit dem Futtereimer rappelt, kommen sie angetrabt. Zugefüttert wird Heu und Silage-Futter aus eigenem Anbau. „Bei uns gibt es keine Gentechnik“. Den Tieren schmeckt‘s offenbar, die Kuhköpfe stecken tief im Eimer. Nur das Muttertier bleibt zurück, weil das Kälbchen das Euter nicht loslassen will. „Die Milch ist bei uns nur für die Jungtiere“, sagt der Landwirt. Also so, wie es die Natur vorgesehen hat. Etwa zehn Monate bleiben die Kleinen bei der Mutter. „Danach werden sie jugendlich und müssen getrennt werden.“

Steak, Braten oder Hackfleisch vom Rind aus Düsseldorf

Wenn ein Rind geschlachtet wird, dann vermarktet Landwirt Sonnen das ganze Tier. Auf der Homepage werden die Termine bekannt gegeben. Wer mag, wird per Newsletter darüber informiert, wann es frisches Fleisch gibt. Das kommt dann allerdings nicht aus dem Automaten, sondern wird separat gekühlt und auf dem Hof an die Kunden verkauft – portioniert als Steak, Braten oder Hackfleisch.

Der Einkauf an den Düsseldorfer Hofautomaten

Das Gut Kaiserhof betreibt drei Verkaufsautomaten mit regionalen Produkten an zwei Standorten. Zwei stehen direkt am Gut Kaiserhof, Bockumer Straße 326 in Düsseldorf-Wittlaer. Einer ist an der Shell Tankstelle in Lohausen, Niederrheinstraße 135.

Zum Sortiment gehören Eier, Nudeln, Brot, Kartoffeln, Kaffee, Marmeladen, Öle, Schinken, Hühnerfleisch, Popcorn, Chips und „Bruderhahn-Produkte“ wie Chili con Carne oder Frikadellen.

Bezahlt werden kann sowohl bar (maximal 20 Euro-Scheine) oder mit Karte. Die Bedienung ist einfach: Geld einwerfen oder EC-Karte vorhalten und die Nummer des gewünschten Produkts eingeben. Das landet in einem gepolsterten Ausgabefach, sodass Gläser oder die Eier im Karton nicht kaputtgehen. Anschließend muss nur noch das Restgeld entnommen werden oder die Karte noch einmal vorgehalten werden.

Ein Video über den Automaten und weitere Informationen zum Gut Kaiserhof gibt es unter: www.gut-kaiserhof.de. Kontakt: 0211/402086, Mail: gut.kaiserhof@t-online.de.

Eine Bio-Zertifizierung hat der Düsseldorfer Bauernhof nicht. „Aber ich behaupte mal, dass wir bei den Haltungsbedingungen besser sind als so mancher Bio-Betrieb“, sagt Jens Sonnen. Nach den Bio-Standards der EU würden die Tiere deutlich schlechter gehalten. Auf dem Gut Kaiserhof sind die Kühe von Mitte April bis November draußen. Danach leben sie auf Stroh im Offenstall.

Luxus-Hotel auf der Düsseldorfer Kö serviert Eier aus Wittlaer

Dass die Tiere so gute Lebensbedingungen haben, gefällt übrigens auch einem Luxus-Hotel auf der Königsallee: Das „Kö59“ serviert seinen Gästen zum Frühstück Eier vom Gut Kaiserhof. Zum Automaten fahren müssen sie dafür allerdings nicht.