Düsseldorf. 2018 hat die Uni Düsseldorf Versuche an Hunden gestoppt. Die, die dem Tod entgangen sind, leben noch dort. Eine Tierschützerin will ihnen helfen.
- Tierschützer kämpfen für die Freilassung von Laborhunden, die in einem Gebäude der Düsseldorfer Uni leben
- Ende April fand deshalb vor der Heinrich-Heine-Uni (HHU) eine große Protestaktion statt
- Wieso die Düsseldorfer Uni eine Freilassung der Hunde ablehnt
Ihre Forderung haben sie in Großbuchstaben auf ein Plakat geschrieben: „Lasst die Hunde frei!“ Zwei traurige Tieraugen und das Gebäude, in dem die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität ihre Abteilung für Tierversuche hat, sind darauf zu sehen. Am internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche hatte der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ eine Mahnwache in Düsseldorf organisiert. 150 Menschen umstellten am 24. April das Tierversuchslabor.
Tierschutz-Aktion in Düsseldorf: „Immer wieder geweint.“
Eine von ihnen war Eva Nimtschek. Als sie am Telefon von der Aktion erzählt, muss sie kurz durchatmen, weil das Thema sie emotional so angreift. „Ich habe immer wieder geweint“, beschreibt sie ihre Gefühle. „Wenn Sie da stehen und sich klarmachen, was hinter den Fenstern passiert, dann ist das einfach furchtbar.“ Die Tierfotografin ist für den bundesweiten Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ aktiv, weil sie die wissenschaftliche Herangehensweise überzeugt hat. Der Verein durchforstet medizinische Studien nach Hinweisen darauf, wo und wie an Tieren geforscht wird.
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Eva Nimtschek nennt zwei Beispiele aus der Düsseldorfer Versuchseinrichtung, die sie belegen kann. „Da gab es ganz grausame Operationen am Kiefer“, sagt sie. Hunden der Rasse Foxhound seien Zähne gezogen und Implantate eingesetzt worden, um Entzündungen an den Kieferknochen hervorzurufen. „Die Tiere wurden anschließend getötet.“ Bei einer anderen Versuchsreihe habe man Nieren der Hunde mit Seide umwickelt und ihre Arterien verstopft, um künstlich Bluthochdruck zu erzeugen.
An Versuche wie diese musste sie denken, als ihr bei der Mahnwache an der Uni die Tränen kamen. Der Betonklotz mit der Nummer 22.22 ist öffentlich nicht zugänglich. Viel zu sehen gibt es von außen nicht. Hinter den Fenstern der oberen Etagen sind die typischen Kästen zu erkennen, in denen Kleintiere in Laboren gehalten werden.
Mehr als 60.000 Versuchstiere starben in 2022 in Düsseldorf
62.659 Tiere wurden in dieser „Zentralen Einrichtung für Tierforschung und wissenschaftliche Tierschutzaufgaben“ (ZETT) im Jahr 2022 im Rahmen der Forschungsarbeit getötet. Diese Zahlen, die sich auf Mäuse und Ratten beziehen, nennt die Stadt Düsseldorf. Weitere Arten, mit denen die Uni forschen darf, sind Frösche, Fische, Tauben, Hamster, Gerbils, Kaninchen, Meerschweinchen, Marmosetten (Affen), Hunde, Katzen, Schweine und Schafe. Aktuell finden laut Uni zu 99 Prozent Versuche an Mäusen und Ratten statt, dazu kommen Schweine, Schafe und Kaninchen.
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An den Hunden, deren Freilassung die Tierschützer seit Jahren fordern, wird laut Pressesprecherin Susanne Dopheide seit 2018 nicht mehr geforscht. „Aber warum werden sie denn dann nicht endlich in die Freiheit entlassen?“, fragt Eva Nimtschek. „Das machen andere Labore doch auch.“ Laut Uni Düsseldorf müssen die fünf verbliebenen Hunde, die alle älter als zehn Jahre sind, hauptsächlich „aus Tierschutzgründen“ im Labor bleiben. „Die sind am Ende ihres Lebens, sie leben hier im Rudel in ihrer gewohnten Umgebung“, sagt Sprecherin Dopheide. „Eine Freilassung macht überhaupt keinen Sinn.“
Bei der Kommunikation über die Anzahl der Hunde räumt Susanne Dopheide einen Fehler ein, denn zuletzt war stets die Rede von neun Hunden. „Das haben wir als Pressestelle leider falsch kommuniziert.“ Es seien sieben Hunde gewesen. „Zwei mussten in den letzten Wochen aufgrund tiermedizinischer Indikation im Zusammenhang mit dem hohen Alter eingeschläfert werden.“ Jetzt seien noch vier Foxhounds und ein Beagle übrig. Diese fünf Hunde bestätigt auch die Stadt, die noch eine weitere Zahl hat: Nach dem Ende der Tierversuche an Hunden im Januar 2018 waren 24 Hunde registriert.
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Dass die Tiere laut Uni jetzt unter anderem aus Altersgründen nicht freigelassen werden, macht Eva Nimtschek wütend und traurig. „Hätte man sie 2018 entlassen, dann hätten sie schon seit sechs Jahren ein besseres Leben führen können.“ Sie bezweifelt, dass an den Hunden keine Versuche mehr gemacht werden, denn in einer Statistik über Tierversuche im Jahr 2023 taucht für Düsseldorf ein Hund auf. Das erklärt die Stadt so: „Im Jahr 2023 wurde ein Hund im Rahmen der Hochschulausbildung zur Befähigung zum Umgang mit dem Tier, die jeder Projektleiter eines genehmigten Tierversuchsprojektes nachweisen muss, eingesetzt.“ Der Gesetzgeber stufe das bereits als Tierversuch ein.
Eva Nimtschek wird nicht aufhören, sich dafür zu engagieren, dass keine Tiere mehr für medizinische Versuche leiden müssen. Damit ist sie nicht allein. Die „Ärzte gegen Tierversuche“ haben eine Online-Petition zur Freilassung der Hunde und zur Abschaffung von Tierversuchen in Forschung und Lehre der Düsseldorfer Uni gestartet. Laut Verein unterstützen bisher mehr als 17.000 Menschen die Petition.
Ärzte gegen Tierversuche
Der bundesweite Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ setzt sich für die Abschaffung von Tierversuchen in Forschung und Lehre ein. Speziell für Düsseldorf wird gefordert, dass die Hunde aus dem Versuchslabor der Heinrich-Heine-Universität in private Hände abgegeben werden.
Eva Nimtschek hat für den Verein die AG Düsseldorf gegründet, die vor Ort aktiv ist. Kontakt: ag-duesseldorf@aerzte-gegen-tierversuche.de.
Mehr Information zur Online-Petition gibt es auf der Homepage des Vereins.