Düsseldorf. Die Rheinbahn ist derzeit anfällig für schlechte Nachrichten. Trotzdem: Die meisten Düsseldorfer nutzen bevorzugt den Nahverkehr in der City.

Kaum ein Thema bewegt in Düsseldorf so sehr wie der Verkehr: Neben Umweltspuren, fehlenden Park-and-Ride-Plätzen und einem komplizierten Wabensystem im Nahverkehr (wir berichteten), stehen die Dienstwagen-Affäre der Rheinbahn und die erneute Preiserhöhung des VRR seit Wochen in der Öffentlichkeit. Da lohnt ein Blick auf die Zahlen des Bürgerbarometers.

Mit 44 Prozent wird nämlich kein anderes Verkehrsmittel innerstädtisch so häufig genutzt wie der Öffentliche Personennahverkehr. Das Auto schafft es mit 25 Prozent knapp an die zweite Stelle, dahinter das Fahrrad mit 24 Prozent. Acht Prozent der Befragten gaben an, zu Fuß zu gehen.

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Aufgeschlüsselt auf die Stadtteile, bestätigt das Ergebnis die Erfahrungen, die wohl viele Düsseldorfer schon gemacht haben. Mit 57 Prozent wird der Nahverkehr in den gut angeschlossenen linksrheinischen Bezirken am häufigsten genutzt. In den nördlichen Stadtteilen liegt hingegen die Nutzung des Autos mit 38 Prozent sogar vor dem Nahverkehr mit 36 Prozent. Woran das liegt, wissen sogar die Nahverkehrsunternehmen, weshalb sie künftig in einigen Stadtteilen Sharing-Angebote ausbauen wollen.

Nahverkehr ist zu teuer

Auf die Frage, wie oft die Düsseldorfer den ÖPNV nutzen, antworteten 43 Prozent „regelmäßig“ und 44 Prozent „unregelmäßig“. 13 Prozent der Befragten gaben an, den ÖPNV gar nicht zu nutzen.

Was 57 Prozent der Befragten davon abhält, den Nahverkehr regelmäßiger zu nutzen? Der Preis wurde häufig genannt (27 Prozent der Nicht- und Gelegenheitsnutzer). Mit Bus und Bahn zu fahren ist verhältnismäßig teuer, gerade auch im Hinblick auf das Waben-Chaos, das unter Umständen Strecken sogar noch verteuert.

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Das sehen sogar 41 Prozent der regelmäßigen Nutzer so, die unzufrieden mit der Preisgestaltung im ÖPNV sind. Weitere Themen sind Sauberkeit (18 Prozent sind mit der Sauberkeit unzufrieden) und Pünktlichkeit (19 Prozent sind damit unzufrieden). Hingegen sind 73 Prozent der regelmäßigen Nutzer zufrieden mit dem Streckennetz und 65 Prozent sogar mit der Taktung und den Fahrzeiten – wenn denn die Bahnen und Busse pünktlich sind.

Problem Hochflurbahn

Doch auch hier muss erwähnt werden: Die Bewohner aus dem Norden sind auch mit dem Streckennetz weniger zufrieden. Niemand aus den nördlichen Stadtteilen gab an, sehr zufrieden zu sein, dafür gab es aus den Bezirken 5 und 6 die einzigen Bewertungen, die sehr unzufrieden mit dem Streckennetz sind. Hingegen geben neun Prozent der Nicht- und Gelegenheitsnutzer an, dass das Streckennetz ein Grund ist, weshalb sie den ÖPNV nicht häufiger nutzen. 15 Prozent nannten als Grund die Taktung. 14 Prozent der 400 befragten Düsseldorferinnen und Düsseldorfern ist die Umstiegs- und Wartezeit einfach zu lang.

Auch erstaunlich: Einige gaben an, dass sie zu Fuß nur eingeschränkt unterwegs sind (zum Beispiel mit einem Rollator) und deswegen meist auf Bus und Straßenbahn verzichten. Gerade die Hochflurbahnen, die nur über eine ausklappbare Treppe den Einstieg ermöglichen, sind für viele Leute, die mobilitätseingeschränkt sind, ein Hindernis.

Probleme bekannt – doch gerade die Preisfrage kann nicht kommunal gelöst werden

Norbert Czerwinski von den Grünen und Mitglied im Verkehrsausschuss der Stadt Düsseldorf sieht durch die hohe Zahl der unregelmäßigen Nutzer überhaupt gar keinen Grund, den Ausbau des Nahverkehrs zu stoppen: „Unregelmäßige Nutzer heißt, da nutzt mal jemand die Bahn oder den Bus und fährt unter Umständen den Rest des Weges mit dem Rad oder auch einen kleinen Teil anderen Mitteln. Auch unregelmäßige Nutzer sind ja wichtig“, so der Lokalpolitiker.

Ein Großteil der Düsseldorfer nutzten entsprechend das Angebot des ÖPNV, unabhängig davon wie regelmäßig das geschehe. Trotzdem sieht auch Czerwinski Verbesserungsbedarf und verweist auf den Qualitätsbericht der Rheinbahn, dessen erste Version der Ausschuss als ungenügend zurückgewiesen hat.

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses Martin Volkenrath (SPD) sieht die Rheinbahn unabhängig anderer Vorkommnisse auf einem guten Weg: „Wir haben dieses Jahr 4 Millionen Nutzer mehr bei der Rheinbahn.“

Dennoch müsse noch mehr in Sachen Pünktlichkeit und Mobilitätsfreiheit getan werden: „Die Niederflurbahnen sind leicht zu nutzen. da wurden und werden immer noch Bahnsteige umgebaut. Die Hochflurbahnen müssen ersetzt werden. Nur das kostet unglaublich viel Geld. Die Rheinbahn will in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde Euro investieren.“

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Diese gewaltige Summe wird unter anderem auch zur Taktverdichtung genutzt. Was die Preisgestaltung angeht, sieht Volkenrath den Bund in der Pflicht: „Dieses Problem wurde den Kommunen vor die Tür gekippt. Überall wird der Autoverkehr gefördert durch Brückenbau und Straßeninvestitionen. Für das 365-Euro-Ticket benötigen wir Zuschüsse vom Bund und nicht nur für ein Jahr, sondern einen längeren Zeitraum.“