Düsseldorf. Die Bundespolizei ist für die Sicherheit am Düsseldorfer Hauptbahnhof zuständig. Wann im Bahnhof viel los ist – und es besonders brenzlig wird.

Rund 70 „herrenlose Gepäckstücke“ hat die Bundespolizei der Inspektion Düsseldorf dieses Jahr schon gefunden, fast immer am Hauptbahnhof. Dienstgruppenleiter Stefan Bogards muss dann jedes mal abwägen, wie viel Personal er mal für einen Koffer, mal für einen Rucksack abstellen möchte und wie großräumig er das Gebiet um das Gepäckstück absperren möchte.

Für den Besitzer des Gepäcks wird’s in dem Moment teuer. „Neulich hatte eine Frau eine Tasche vor dem Ibis Hotel im Hauptbahnhof stehen lassen, da waren sieben Beamte für eine Stunde im Einsatz. Das sind dann Kosten von 500 Euro, die die Dame tragen muss“, erklärt Pressesprecher Armin Roggon. Möglich wird das durch die Gebührenverordnung des Bundes.

Je nach Aufwand und Zeitraum kann so ein Einsatz auch noch teurer werden. Der Dienstgruppenleiter kann auch, wenn er es für nötig hält, das gesamte S-Bahnkreuz für beispielsweise zwei Stunden sperren, die Sprengstoffexperten vom Flughafen zu Hilfe holen und den gesamten Hauptbahnhof räumen lassen. Zusätzlich zu den Einsatzgebühren kann unter Umständen auch noch eine Ermittlung folgen, wenn die Tasche vorsätzlich abgelegt wurde. „Da geht es dann zum Beispiel schon um das Vortäuschen einer Straftat“, erklärt Roggon.

Gefährdungsniveau durchgängig hoch

Die Aufgaben der Bundespolizei

Die Bundespolizei ist eine von drei Bundespolizeibehörden neben dem Bundeskriminalamt und der Polizei beim Deutschen Bundestag. Die Bundespolizei unterliegt der Aufsicht des Bundesinnenministers.

Gegründet wurde die Bundespolizei am 16. März 1951 als Bundesgrenzschutz. Die Umbenennung in Bundespolizei erfolgte zum 1. Juli 2005.

Zu den Aufgaben gehören die Sicherung des Flug- und des Bahnverkehrs, die Sicherung der Bundesrepublik an den Grenzen. Auch der Schutz von Verfassungsorganen gehören dazu.

Die GSG 9 (Grenzschutzgruppe 9)ist die Spezialeinheit der Bundespolizei und wurde am 26. September 1972, nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München, gegründet.

Was erst einmal übertrieben wirkt bei einem vergessenen Koffer, ist eine Auswirkung der weltweiten Terroranschläge – mitten in Düsseldorf. „Wir haben ein durchgängig hohes Gefährdungsniveau“, sagt Bogards. Deswegen zeigt die Bundespolizei an Flughäfen und Bahnhöfen mittlerweile so viel Präsenz: „Mütze zeigen“ nennen das die Beamten. Zuständig ist die Bundespolizeiinspektion Düsseldorf für den Flughafen Düsseldorf und die Hauptbahnhöfe Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen, Wuppertal, Mönchengladbach und Neuss.

Für bestimmte Feiertage, an denen die Gefährdungslage steigt oder für die Zeit kurz nach einem Terroranschlag gehen zeigen die Sicherheitskräfte besonders schwer ausgerüstet ihre Mützen. Im Waffenraum der Bundespolizei im Uhrenturm des Bahnhofs lagern neben den üblichen Handfeuerwaffen , die P30 von Heckler und Koch, auch noch Maschinenpistolen des selben Herstellers, zudem besonders schwere Schutzwesten und olivgrüne Schutzhelme: „Die wurden nach dem Anschlag in Berlinangeschafft“, so Bogards. Sollte es tatsächlich zu einem akuten Terrorszenario kommen, wären schnell weitere Hilfskräfte, Spezialkräfte und auch die GSG 9 in Düsseldorf.

Jeden Tag einer in der Arrestzelle

Doch im Alltag haben die gut 26 Beamten der Dienstgruppe Dora es mehr mit Pöblern, Schlägern, Taschendieben und andere Personen zu tun, die nicht gleich den Bahnhof in die Luft sprengen wollen. In den beiden Arrestzellen mit den dicken Schlössern und übergroßen Schlüsseln der Dienststelle am Hauptbahnhof landet in der Regel jeden Tag ein Mann oder eine Frau, zum Ausnüchtern oder weil die Personalien nicht festgestellt werden konnten.

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Hier gibt es eine blaue Matratze, Kopfkissen und Decke. „Der Regelarrest dauert etwa zwölf bis 24 Stunden“, klärt Roggon auf. Doch länger als zwölf Stunden bleibe meistens keiner. Die „Gefangenen“ werden erkennungsdienstlich behandelt, Fotos aufgenommen, Fingerabdrücke abgenommen. Das aus vielen Krimis bekannte schwarze Pulver kommt aber nur zum Einsatz, wenn die Technik versagt. Denn eigentlich werden Fingerabdrücke mittlerweile direkt in den Computer eingescannt.

Vorbereitet auf das Rheinderby zwischen Köln und Fortuna

Zu Messezeiten häufen sich die Taschendiebe in den Zellen: „Gerade zur medizinischen Fachmesse Medica im November gibt es viele internationale Gäste, die auch sehr viel Bargeld bei sich haben. Die organisierten Taschendiebe wissen das ganz genau“, so Roggon.

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Solche Veranstaltungen haben die Beamten immer im Blick. Auch auf das Fußballspiel am 3. November zwischen Fortuna und Köln werden sie vorbereitet sein. „Da werden sicher ein paar Tausend Kölner nach Düsseldorf reisen“, meint der Sprecher der Bundespolizei. Die Behördenleitung in St. Augustin wird sich für den Tag um Bundes-Bereitschaftspolizisten kümmern, die an dem Tag den Bahnverkehr im Blick haben und die Kölner Fans am Düsseldorfer Hauptbahnhof willkommen heißen.