Voerde. . Zu wenige Menschen, zu teuer: Weil die Deutsche Bahn auf ihrer Seite der Betuwe-Linie keine Lärmschutzwand bauen wollte, nehmen Anwohner aus Voerde ihr Schicksal jetzt selbst in die Hand. Mit einem 600 Meter langen Wall wollen sie sich vor dem Zuglärm schützen. Die Kosten für die Bauarbeiten tragen sie selbst.
An der Betuwelinie auf Voerder Stadtgebiet nehmen Anwohner ihr Schicksal selbst in die Hand: Weil sich nicht abzeichnete, dass die Deutsche Bahn von ihrem Vorhaben abrückt, im Zuge des dreigleisigen Ausbaus der Strecke nur auf der anderen, aber nicht auf ihrer Seite der Trasse eine Lärmschutzwand zu bauen und sie rechtlich keine Chance sahen, dagegen vorzugehen, wollen Anlieger auf eigene Initiative einen Lärmschutzwall errichten lassen. Die Baugenehmigung liegt vor, im September oder Oktober soll der erste Spatenstich für diese außergewöhnliche Privatinitiative erfolgen. Drei Jahre Bauzeit sind eingeplant. Etwa zwei Jahre Vorlauf, viele Gespräche mit der Bahn und den beteiligten Behörden waren erforderlich, bis es grünes Licht gab.
Lärmschutzwall muss bepflanzt werden
Aus Fahrtrichtung Voerde nach Friedrichsfeld betrachtet, wird der Lärmschutzwall, der bepflanzt werden muss, etwa in Höhe der Straße „Im Hörsken“ beginnen und ein gutes Stück hinter dem Bahnübergang Grenzstraße enden. Auf rund 80 Metern muss das Bauwerk unterbrochen werden: Die Lücke betrifft den Bereich der Grenzstraße, wo sich noch der Bahnübergang befindet, der mit dem Betuwe-Ausbau weichen wird. In den Straßenraum dürften sie mit dem Lärmschutzwall nicht gehen, erläutert Henning Kapp, Sprecher der Nachbarschaft. Sie hofft, dass die Bahn die Lücke schließen wird.
Der Lärmschutzwall entsteht auf einer Länge von rund 600 Metern. Die Höhe wird bei sechs bis sieben Metern und die Breite bei zirka 16 bis 17 Metern oder an einigen Stellen noch darüber liegen. 30 000 Kubikmeter Erdreich werden verbaut. Vier Privateigentümer stellen ihre Grundstücke für dieses Projekt zur Verfügung. „Der Flächenverbrauch ist enorm. Das kostet uns auch Überwindung“, räumt Kapp ein, „doch was uns wirklich zu schaffen macht, ist der Lärm.“ Und der sei bereits jetzt, da der Ausbau der Bahnstrecke noch gar nicht erfolgt ist, unerträglich. Kapp, dessen Zuhause an der Grenzstraße nur wenige Meter von der Bahnlinie entfernt liegt, verweist insbesondere auf die gesundheitlichen Folgen der Lärmbelastung. Zudem werde mit dem Bau des Walls ein Beitrag zum Werterhalt der Grundstücke geleistet.
Nicht wirtschaftlich für die Bahn, weil dort zu wenig Menschen wohnen
Ihren Plan, auf dem besagten Teilstück nicht beidseits der Strecke eine Lärmschutzwand vorzusehen, hatte die Bahn damit begründet, dass im östlichen Bereich zu wenig Menschen wohnen, als dass dies wirtschaftlich zu vertreten sei. Laut Kapp profitieren 25 Haushalte unmittelbar von dem Lärmschutzwall, 20 davon hätten sich bereit erklärt, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Einen Nutzen hätten zudem einige Anlieger des Heideweges.