Dinslaken. Kampfjets haben am Montag und Dienstag vielen Dinslakenern einen Schrecken eingejagt. Einer flog nur 152 Meter über Grund. Bundeswehr klärt auf.

Das Donnern hat viele Menschen in Dinslaken aufgeschreckt. Am Montag und Dienstag sind Kampfjets über das Stadtgebiet geflogen. Und zwar so tief, dass viele Bürger erschreckt nach draußen rannten und gerade ältere Menschen sich an Kriegszeiten erinnert fühlten.

Nach Auskunft des Luftfahrtamts der Bundeswehr in Köln handelte es sich in beiden Fällen um Tornados der Bundeswehr. Die Kampfflugzeuge seien „im Rahmen des täglichen Routine- und Ausbildungsflugbetriebs mit Tieffluganteil“ über Dinslaken geflogen. Am Montag, 3. Juni, 9.51 Uhr, von Süden in Richtung Norden, und am Dienstag, 4. Juni, 14.46 Uhr, mit nordöstlichem Kurs.

Nur 152 Meter über Lohberg

Tieffluganteil - das bedeutete am Montag eine Flughöhe von 448 Metern über dem Boden. Noch krasser war es am Dienstag. Da schien der Kampfjet fast den Lohberger Förderturm zu berühren: Das Kampfflugzeug war nur 152 Meter über Grund.

Dinslaken liege „15 Nautische Meilen“ - 27,8 Kilometer - nördlich des Flugplatzes Düsseldorfs, so die Pressestelle des Luftfahrtamts der Bundeswehr. Dieser Bereich unterliege „keiner besonderen Einschränkung für militärischen Tiefflug“. Die „Tieffluganmeldung“ habe vorgelegen, die Flüge seien „unter Beachtung der flugbetrieblichen Bestimmungen“ erfolgt, so das Luftfahrtamt der Bundeswehr.

Bewohnte Gebiete sollen möglichst nicht überflogen werden

Grundsätzlich sei militärischer Flugbetrieb überall in Deutschland zulässig und „nicht an bestimmte Streckenführungen gebunden, um diese Flugbewegungen möglichst gleichmäßig über den gesamten Luftraum der Bundesrepublik zu verteilen.“ Dabei werde versucht, „bewohnte Gebiete nicht zu überfliegen“. Eine „übermäßige Belastung der Bevölkerung“ soll vermieden, örtliche Besonderheiten berücksichtigt werden. Am besten würden sich Täler eignen, etwa, um „Verfahren wie Konturenflüge“ zu üben. „Aber die dicht besiedelte Bundesrepublik setzt diesem Vorhaben neben den gesetzlichen und flugbetrieblichen Regelungen enge Grenzen“, so das Luftfahrtamt der Bundeswehr.

Ob künftig mit weiteren Tiefflügen dieser Art über Dinslaken zu rechnen sei, könne das Luftfahrtamt nicht sagen: „Die Planungen für die Vorgänge im Rahmen von Übungsflügen oder sonstigen Flugbewegungen obliegen den fliegenden Verbänden. Hierbei spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel aktuelle Witterungsverhältnisse oder die jeweilige Verfügbarkeit von Personal und Material. Eine belastbare Aussage über die Häufigkeit solcher Einsätze kann daher nicht getroffen werden.“

Erinnerung an Krieg und Kriegsgebiete

Manchen Bürger haben die Tiefflieger in Angst und Schrecken versetzt. Eine Frau berichtet auf Facebook, sie habe sich vor Schreck auf den Boden geworfen. „Das weckte in mir alte Kindheits-Erinnerungen“, schreibt eine andere. Früher seien Kampfjets „zu mehreren über die Dächer von Dinslaken“ geflogen, „meine Omi hat sich dann auch schon mal auf den Boden geworfen. Dieses Spektakel am Himmel löst bei mir nach wie vor Unbehagen aus“. Ein anderer Bürger erinnerte an die „armen Menschen in den Kriegsgebieten, wo das keine Übung, sondern bittere Realität ist. Was können wir doch froh sein, hier (noch) Frieden zu haben“.

Das sind Tornados

Der Tornado ist laut Bundeswehr ein von drei Nationen entwickeltes „allwetterfähiges“ zweisitziges Kampfflugzeug. Zwischen 1980 und 1992 wurden 357 dieser „Mehrzweckkampfflugzeuge“ in verschiedenen Ausführungen an die Luftwaffe, aber auch an die Marine ausgeliefert. Die Kampfjets können bis auf 30 Meter tief fliegen. Die Flugzeuge dienen der Aufklärung, können aber auch etwa zur Bekämpfung von Radaranlagen und radargesteuerten Luftverteidigungssystemen eingesetzt werden und führen je nach Typ etwa „umfangreiche Mittel und Ausrüstungen zur Selbstverteidigung“ mit. Nach Einführung der Eurofighter wurde die Anzahl der Tornados auf 85 reduziert.