Voerde. Kevin Mateoi übergibt die Bahnhofskneipe in Voerde an seine Schwester. Was Jennifer Kempken Neues vorhat und wie das Lokal ab Juli heißen wird.

Die Bahnhofskneipe in Voerde ist unter dem Namen Papala-Pup in wenigen Wochen Geschichte: Pächter Kevin Mateoi sagt nach elf Jahren „Adieu“. Mit 22 hatte er den mutigen Schritt gewagt, die damals seit längerem leer stehende Lokalität zu übernehmen und ihr seine Handschrift zu verpassen. Doch nun ist es genug. Der gelernte Metallbauer, der seit Februar 2024 bei einem Industrieunternehmen in Vollzeit als Produktionsmitarbeiter tätig ist und zwei Kinder hat, sagt ohne Umschweife: „Ich habe die Kraft nicht mehr.“ Er brauche für sich ein „bisschen Auszeit“.

Die schwere Corona-Zeit hat ihn dazu bewogen, sich mit einer nicht selbstständigen Arbeit finanziell abzusichern – „falls nochmal etwas kommt“. Das „ging von 180 auf null“, beschreibt er den Einschnitt für sein Lokal infolge der Pandemie. Anders als Restaurant-Betreiber hatte er wie alle Kneipiers ohne Speisenangebot nicht die Option, Gerichte außer Haus zu liefern. Kevin Mateoi ging deshalb während der Pandemie ein Jahr lang auf Montage, um Geld zu verdienen, bevor es möglich war, zumindest nach negativem Corona-Test wieder Gäste im Papala-Pub zu empfangen.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Dinslaken und Umgebung

Die gute Nachricht ist: Mit der Kneipe am Bahnhof in Voerde, wo im Zuge des dreigleisigen Betuwe-Streckenausbaus zwischen Emmerich und Oberhausen seit vielen Monaten gearbeitet wird, geht es auch nach dem Rückzug von Kevin Mateoi weiter. Und das Ganze bleibt auch noch in Familienhand: Mit Jennifer Kempken übernimmt zum 1. Juli die Schwester des heutigen Pächters. Die Gaststätte wird dann auch einen neuen Namen tragen. Wer nach dem Chef-Wechsel das Gebäude an der Bahnhofstraße 94 betritt, kehrt in das „Relax“ ein.

Die Namensänderung begründen Kevin Mateoi und Jennifer Kempken auch damit, dass viele das Papala-Pub mit Dart verbunden hätten. In dem großen Saal und in einem kleineren Nebenraum befinden sich mehrere Wurf-Automaten. Zehn Jahre sei die Bahnhofskneipe in Voerde darauf spezialisiert gewesen. Seit Januar gebe es im Papala-Pub Live-Konzerte in konzentrierter Form. „Es bleibt alles so, wie es ist“, sagt Kevin Mateoi. Dazu gehört auch die am ersten Freitag im Monat stattfindende „Bingo Night“. 40 bis 70 Teilnehmer waren in letzter Zeit mit von der Partie – im Alter von 18 bis 83 Jahren, wie der Noch-Pächter des Papala-Pub berichtet.

Noch-Pächter wollte das Papala-Pub in Voerde nicht in fremde Hände geben

Auch besteht in der Bahnhofskneipe die Möglichkeit, Hochzeiten, Geburtstage, Abifeten etc. zu feiern. Dafür steht der große Saal zur Verfügung. Bislang sorgen die Gesellschaften selbst für die Bewirtung mit Speisen. Jennifer Kempken plant, künftig mit einem Caterer zusammenzuarbeiten, wenn die für sie händelbare Personenzahl überschritten wird. Wer in kleinerer Runde – mit etwa 30 bis 40 Personen – beisammen sein will, kann dies in einem anderen Raum tun. Die gelernte Verkäuferin arbeitet in Teilzeit in einem Lebensmitteldiscounter und wird dies auch mit Übernahme der Kneipe ihres Bruders weiterhin tun. Für die neue Aufgabe bleibe ihr genügend Zeit. Die zweifache Mutter kann hier auch auf ihren Mann Roman bauen, der sie insbesondere auch zu Hause unterstützen wird, wie sie erzählt.

Und auch ihr Bruder will helfen, „wenn irgendetwas ist“. Die Wege sind nicht weit. Im Gegenteil. Der 33-Jährige wohnt über der Bahnhofskneipe. Seine Schwester musste er nicht überzeugen, in seine Fußstapfen zu treten. Als Kevin Mateoi ihr eines Tages davon erzählte, dass er aufhören will, antwortete Jennifer Kempken prompt: „Dann mache ich das.“ Für ihren Bruder war das „ein Segen“, schließlich wollte er nicht, dass das Papala-Pub in „fremde Hände kommt“.

Familie kommt aus der Gastronomie

Gänzliches Neuland betritt Jennifer Kempken nicht. „Gastronomie gehört für mich einfach dazu. Ich kenne es nicht anders“, sagt sie mit Blick auf die Familie. Ihre Großeltern betrieben einst die Fischräucherei Toth in Dinslaken, die Tante hatte vor Jahren in Voerde eine Kneipe: Anjas Kuhstall. Und sie selbst unterstützt ihren Bruder schon heute im Papala-Pub bei der Personalplanung, gekellnert hat sie dort auch schon.

Künftig soll es in der Bahnhofskneipe in Voerde noch mehr Live-Musik geben. Auch möchte Jennifer Kempken die Öffnungszeiten etwas erweitern: Das Papala-Pub kann donnerstags von 18 bis 22 Uhr sowie freitags und samstags von 18 bis 3 Uhr besucht werden. Das „Relax“ soll die Türen auch mittwochs von 18 bis 22 Uhr öffnen – und eventuell, so die Überlegung, jeden zweiten Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Abschied und Willkommen

Mit einer Veranstaltung zum Elfjährigen des Papala-Pub nimmt Noch-Pächter Kevin Mateoi am Samstag, 1. Juni, Abschied von seinen Gästen. Bei der Veranstaltung treten drei Schlagersänger auf: Jörg Bausch, Frank Marin und Mario Maxim. Karten gibt es im Vorverkauf zum Preis von 25 Euro direkt im Papala-Pub oder – zuzüglich Gebühr – über Eventim. Tickets sind an der Abendkasse für 30 Euro erhältlich. Einlass ist um 18 Uhr, Start um 19 Uhr.

Der Neustart der Bahnhofskneipe erfolgt am Freitag, 5. Juli, 18 Uhr. Der Eintritt zu der Eröffnung mit DJ Florian DA Mimmo ist frei.

Darüber hinaus plant Jennifer Kempken, anders als es bisher der Fall ist, auch einige Gerichte anzubieten – allerdings nicht gleich zum Neustart, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt. Die Speisekarte soll klein bemessen sein: Schnitzel, Pommes, Chicken Nuggets und Salate möchte die künftige Kneipenwirtin anbieten, daneben noch themengebundene Gerichte, etwa Pasta und Antipasti an einem italienischen Abend.

Groß umgewöhnen müssen sich die Stammkunden des Papala-Pub am Ende also nicht. Und für die meisten dürfte auch Jennifer Kempken als künftige Chefin der Bahnhofskneipe keine Unbekannte sein...