Dinslaken. Dinslaken zahlt für die Betreuung von sechs Schülern im Jahr eine halbe Million Euro. Welche Überraschungen es außerdem bei der Ratssitzung gab.

Die Stadtverordneten der PARTEI hatten sich vorsorglich Schokoriegel zur Ratssitzung mitgebracht. Eine XXL-Packung Nervennahrung, die an diesem Abend auch nötig war. Die klamme Stadt Dinslaken ist in der vorläufigen Haushaltsführung. Investitionen müssen priorisiert werden, die Aufsichtsbehörde muss die dafür nötigen Kreditaufnahmen bewilligen. In der Sitzung sollte die Politik grünes Licht für neun laut Stadtverwaltung besonders dringende Projekte geben. Daraus wurde jedenfalls zum Teil nichts.

Vier Fraktionen reichten zu Sitzungsbeginn überraschend einen Antrag ein, der Zündstoff barg: SPD, CDU, UBV und FDP stoppten zum Entsetzen der zahlreich erschienenen Zuschauer nicht nur einen Stopp der Arbeiten an der Bezirskssportanlage Augustastraße (Bericht im Lokalsport). Sie verweigerten auch die Zustimmung zum Erweiterungsbau für die Klaraschule - und brachten in diesem Zusammenhang ans Tageslicht, dass die Stadt Dinslaken im Jahr eine halbe Million Euro für den Unterricht von aktuell sechs Kindern im Rahmen des Pilotprojekts „Lernen am anderen Ort“ ausgibt. „Nicht sehr effektiv“, urteilte FDP-Chef Gerald schädlich. „Geldverschwendung“, fand CDU-Vorsitzender Joachim Kurda.

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Das ist „Lernen am anderen Ort“

„Lernen am anderen Ort“ (LAAO) ist ein Vorzeigeprojekt der Stadt Dinslaken nach Auflösung der Fröbelschule vor acht Jahren. Schüler, die an ihrer Stammschule Schwierigkeiten haben, werden bis zu einem halben Jahr im Rahmen von LAAO intensiv betreut und kehren danach zu ihrer Schule zurück. LAAO ist aktuell an die Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS) angebunden - der Unterricht findet aber seit dem Schuljahr 2020/21 in der ehemaligen Elisabethschule statt. Betreut werden aktuell nur Schüler der Sekundarstufe 1.

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So geht es weiter

Die Sozialdemokraten schlugen vor, Lernen am anderen Ort in die EBGS zu verlegen - was dort ohnehin gewollt sei, weil die Schule etwa auch das Personal stelle und mehr Kinder profitieren könnten - und die 350 Meter entfernte Elisabethschule wie schon in der Vergangenheit als Außenstelle der Klaraschule zu nutzen und so die 5,1 Millionen Euro für den Erweiterungsbau zu sparen. Die überwiegende Mehrheit des Rates schloss sich dem Antrag an. Eine Verlegung von LAAO sei allerdings erst zum Schuljahr 2025/26 möglich, erklärte Schuldezernentin Dr. Tagrid Yousef. Die Stadt soll nun ermitteln, in welchem Umfang die Elisabethschule saniert und eventuell barrierefrei gestaltet werden muss.

Die weiteren Projekte Dorfschule, Kitas Talstraße, Edithweg und Douvermannstraße, Zechenwerkstatt und Trabrennbahn passierten den Rat. Zur Moltkeschule gab es eine längere Diskussion - und einen Eklat. Nach fünf Stunden war die Sitzung beendet - und die Schokolade vermutlich aufgegessen.

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