Dinslaken. Hildegard Reckmann feierte in der Seniorenresidenz ihren 100. Geburtstag. Wie sie auf ihr Leben blickt und sich ihre Fröhlichkeit bewahrt hat.
- In der Seniorenresidenz Insanta in Lohberg feierte Hildegard Reckmann ihren 100. Geburtstag.
- Sie vermisst ihren Mann und ihr Zuhause, versucht aber immer, das beste aus der Situation zu machen.
- Ihr Rezept fürs hohe Alter: ein gesundes Leben mit Eierlikör, Schokolade und Geselligkeit.
Runde Geburtstage an sich sind nicht weltbewegend, doch eine 100, die ist schon etwas ganz Besonderes oder ein „Mega-Grund“, wie Neffe Pit den 100. Geburtstag seiner Tante Hildegard Reckmann in seinem Gedicht bezeichnete. Er muss es wissen, immerhin zählt der Neffe auch schon 80 Lenze. Und die Geburtstagskarte, die musste er selber basteln, verrät er den Gästen seiner Tante. Eine Karte für einen 100. Geburtstag gibt es nämlich nicht, so Pit van Ophuisen.
100-Jährige musste ihr Haus verlassen
Seit rund einem Dreivierteljahr lebt die gebürtige Duisburgerin nun schon in der Seniorenresidenz Insanta in Lohberg. Ganz allein hatte sie zuletzt in ihrem Haus gewohnt, in dem Haus, in dem schon die Schwiegereltern lebten. Das Haus, das im Krieg zerstört wurde und von ihrem Mann Ernst aus Liebe zu seiner Mutter wieder aufgebaut wurde. Viele Erinnerungen verbinden Hildegard Reckmann mit dem Haus, vor allem die an den geliebten und inzwischen verstorbenen Ehemann. „Er ist nur 80 Jahre alt geworden“, erzählt sie.
Ernst, der Flieger, dessen Bilder sie auf dem Tisch stehen hat. Eines zeigt ihn im Alter, das andere als schmucken jungen Mann in Fliegeruniform. „Das ist mir das Liebste, da lächelt er so schön“, verrät sie. Klar, meint Cousine Margret Schwammborn, „da sieht er ja auch noch göttlich aus“.
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Die Cousine hat sie versorgt, regelt alle ihre Angelegenheiten, doch eines Tages ging es nicht mehr und Hildegard Reckmann musste ihr Heim verlassen. Doch sie fühlt sich auch in ihrem neuen Zuhause wohl. Das Beste daraus machen – war schon immer ihr Motto gewesen. Das Geburtstagskind strahlt, wie es überhaupt sehr viel lacht. Ist das das Geheimnis ihrer strahlenden „Jugend“ oder hat sie vielleicht den ewigen Jungbrunnen entdeckt?
Die Formel fürs Alter: lachen, genießen und gesellig sein
Hildegard Reckmann überlegt einen kurzen Moment, schüttelt den Kopf und antwortet: „Ein Geheimnis ist damit nicht verbunden. Ich habe immer gesund gelebt.“ Das heißt für sie, sie habe immer gut und gerne gegessen, aber nie übertrieben, dazu hin und wieder einen kleinen Eierlikör, mal ein Stück Schokolade, die sie so sehr liebt. Außerdem habe sie viel und gerne gelacht und gelebt. „Und mit meinem Mann habe ich ein wunderschönes Leben gehabt und Gott dafür immer gedankt“, sagt sie.
Die vielen Urlaube habe sie immer in Deutschland verbracht. Ernst war Flieger im Zweiten Weltkrieg, nach diesen Erfahrungen wollte er nicht mehr fliegen und blieb lieber am Boden, erzählt sie. Und nachdem er das erste Geld verdient hatte, ging es hinaus, vor allem die Eiffel und die Mosel hätten es beiden angetan. Auch später, nach dem Tod ihres Mannes, sei sie noch verreist. Immer mit einem Voerder Busunternehmen zu Weihnachten und Silvester. Nur nicht alleine sein und Trübsal blasen, dafür ist Hildegard Reckmann zu gesellig, zu unternehmungslustig, auch heute noch.
Gefeiert mit einem kleinen Empfang am Ostersonntag
Und so wird sie von Neffe Pit van Ophuisen, Cousine Margret und deren Mann Horst zur Musik von „Hoch soll sie leben“ in den Gemeinschaftsraum der Seniorenresidenz gerollt. Den Alleinunterhalter hatte das Heim bestellt, seinem betagten Geburtstagskind an diesem Ostersonntagmorgen einen kleinen Empfang bereitet, mit Heimbewohnern und dem Heimbeirat. Hildegard Reckmann freut der Trubel sichtlich. Bis zum Mittagessen dauert der kleine Empfang, am Nachmittag feiert Hildegard Reckmann dann mit ihrer Familie im Kaminzimmer weiter.
„Tante Hilde ist schon eine tolle Frau“, erzählt Pit von Ophuisen, „immer fröhlich und gut gelaunt, dabei war das Leben für sie nicht gerade einfach.“ Geboren in einer Zeit, die von Nachkriegswehen, einem Putsch und der Besetzung des Ruhrgebiets nach dem Ersten Weltkrieg, dem Erstarken der Rechten und dem Zweiten Weltkrieg gekennzeichnet war. Doch das fröhliche Gemüt seiner Tante habe aller Unbill widerstanden, selbst Krankheiten seien fast spurlos an der alten Dame vorbeigegangen, lediglich die Verletzung am Knie zwingt sie jetzt für Wege außerhalb ihres Zimmers in den Rollstuhl. Aber was soll es, wer 100 wird, der wird auch 101.