Dinslaken. Aktion „One Billion Rising“: Vergewaltigung und Mord - wo Frauen am meisten gefährdet sind. Und worum das Frauenhaus alle Bürger bittet.

Von außen betrachtet muss es fröhlich ausgesehen haben: Ein paar Dutzend Frauen, die teils mit bunten Schirmen in den Händen im Regen tanzten. Aber es war alles andere als ein Tanzflashmob, der sich am späten Mittwochnachmittag vor der Neutor-Galerie traf. Sondern der Anlass war traurig und erschütternd: Die Stadt Dinslaken hatte zu „One Billion Rising“ aufgerufen, der globalen Tanzaktion als Protest gegen Gewalt an Frauen - ein Thema, das leider nicht an Aktualität verliert. Ein Schicksal, das jede dritte Frau betrifft. Auch in Dinslaken.

„Immer noch sind Frauen Opfer von Gewalt, Missbrauch, Tötung, Diskriminierung, Vergewaltigung und anderen sexuellen und körperlichen Übergriffen betroffen“, betonte Bürgermeisterin Michaela Eislöffel. Jede zwanzigste Frau werde vergewaltigt, jede fünfte Frau innerhalb der Beziehung. „Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben“, forderte die Bürgermeisterin.

Das Dinslakener Frauenhaus, das seit mehr als 40 Jahren besteht, und der Verein „Frauen helfen Frauen“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, „physisch und psychisch misshandelten Frauen und ihren Kindern Hilfe zu leisten und ihnen eine vorübergehende Unterkunft, Schutz, Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe“ zu geben, um „die verloren gegangene Autonomie wiederherzustellen“, erklärte Melanie Urban vom Verein „Frauen helfen Frauen“.

Seit Januar wurden in Deutschland 19 Frauen ermordet, weil sie Frauen sind

Ihre Erfahrung: Gewalt an Frauen sei „weiterhin alltäglich“. Und zwar sei der „gefährlichste Ort für eine Frau nicht die dunkle Gasse, nicht das verlassene Parkhaus oder die menschenleere S-Bahn, sondern häufig das eigene Zuhause“, so Melanie Urban. Pro Stunde würden in Deutschland durchschnittlich 13 Übergriffe und jeden Tag ein Mordversuch durch Partner oder Ex-Partner stattfinden. Jeden dritten Tag komme es zu einem Femizid - einem Mord an einer Frau, weil sie eine Frau ist. In den ersten fünf Wochen dieses Jahres sei das bereits 19 Mal geschehen: „19 ermordete Frauen, eine davon erst 15 Jahre alt“.

Das ist keine Familientragödie - sondern ein „strukturelles Problem“

Und dabei handele es sich nicht, „wie oft verharmlosend behauptet wird, um ein Beziehungsproblem oder eine Familientragödie“, sondern um ein „strukturelles und gesellschaftliches Problem dar, dem wir entschieden begegnen müssen. Frauenrechte sind Menschenrechte“. Sie zu verteidigen, sei eine Aufgabe, die an Dringlichkeit nicht verliere: Mit rechtsextremen Strömungen gingen oftmals auch antifeministische Strömungen einher. „Sie sind eine Gefahr für das, was bislang an Frauenrechten erkämpft wurde.“ Und so würden bei den aktuellen Demonstrationen für Demokratie in Deutschland auch die „Frauenrechte, die die vorangegangen Generationen von Frauen erstritten haben“, verteidigt.

Hier finden Frauen Hilfe

Das Dinslakener Frauenhaus des Vereins „Frauen helfen Frauen“ ist unter der Rufnummer 02064/13646 erreichbar. Die Homepage ist auf frauenhaus-dinslaken.de zu finden.

Wer akut gefährdet ist, sollte den Notruf der Polizei unter Tel. 110 wählen, rät der Verein „Frauen helfen Frauen“. Die Polizei habe die Möglichkeit, die gewalttätige Person für zehn Tage der Wohnung zu verweisen oder der Frau dabei zu helfen sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen.

Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen ist aus dem deutschen Telefon- und Mobilnetz rund um die Uhr unter Tel. 116 016 zu erreichen. Qualifizierte Beraterinnen stehen den Hilfesuchenden vertraulich zur Seite und vermitteln sie bei Bedarf an Unterstützungsangebote vor Ort, etwa an eine Frauenberatungsstelle oder ein Frauenhaus in der Nähe. Auch Angehörigen, Freundinnen und Freunden sowie Fachkräften steht das Hilfetelefon für Fragen und Informationen zur Verfügung - auch online und per Chat. Das Beratungsangebot ist weiterhin anonym, kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar. Online ist das Hilfetelefon unter hilfetelefon.de zu finden.

Die Awo-Anlaufstelle gegen sexuelle Gewalt in Dinslaken (Hünxer Str. 37) ist erreichbar unter : 02064 621850 oder per Mail an asm@awo-kv-wesel.de Sie bietet persönliche und telefonische Beratung für Betroffene, Angehörige, MultiplikatorInnen, Ratsuchende, anonym und kostenfrei.

Weitere Kontakte zu Hilfestellen sind auch über das Opferschutzportal Nordrhein-Westfalen zu finden (opferschutzportal.nrw).

„Bietet ein offenes Ohr und Hilfe an, bleibt dran“

In anderen Ländern, wie Iran oder Afghanistan, sei das „unmittelbar mit einer Gefahr für Leib und Leben verbunden“, erinnerte Melanie Urban. Frauen, die ihre Rechte einfordern, seien dort von staatlicher Verfolgung, Gefängnis, Folter und Tod bedroht. Sie wandte sich an alle Frauen, die aktuell Gewalt erleben müssen: „Wir lassen Euch nicht allein, wir stehen Euch zur Seite.“ Und sie appellierte an alle, die Zeuge von Gewalt an Frauen werden oder den Verdacht hegen, dass „eine Frau Opfer von Gewalt sein könnte, ein Familienmitglied, eine Freundin, Nachbarin oder Arbeitskollegin: Bietet ein offenes Ohr und Hilfe an, bleibt dran.“

„Ihr seid wichtig, Ihr zählt“ - das müsse den betroffenen Frauen gezeigt werden. „Darum sind wir heute hier - denn gemeinsam sind wir stärker“, so Melanie Urban.

„Steh auf, geh, tanz“ - dieser Aufforderung im Song „Break the Chain“ folgten am Ende trotz des Regens eine ganze Reihe Frauen - in ihrer Mitte die Bürgermeisterin - und wenige Männer sowie die Stadtjustiziarin Christiane Wenzel. Sie führt derzeit kommissarisch die Gleichstellungsstelle, nachdem die Gleichstellungsbeauftragte versetzt wurde und ihre Stellvertreterin gekündigt hat.

Hier finden Frauen Hilfe

Das Dinslakener Frauenhaus des Vereins „Frauen helfen Frauen“ ist unter der Rufnummer 02064/13646 erreichbar. Die Homepage ist auf frauenhaus-dinslaken.de zu finden.

Wer akut gefährdet ist, sollte den Notruf der Polizei unter Tel. 110 wählen, rät der Verein „Frauen helfen Frauen“. Die Polizei habe die Möglichkeit, die gewalttätige Person für zehn Tage der Wohnung zu verweisen oder der Frau dabei zu helfen sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen.

Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen ist aus dem deutschen Telefon- und Mobilnetz rund um die Uhr unter Tel. 116 016 zu erreichen. Qualifizierte Beraterinnen stehen den Hilfesuchenden vertraulich zur Seite und vermitteln sie bei Bedarf an Unterstützungsangebote vor Ort, etwa an eine Frauenberatungsstelle oder ein Frauenhaus in der Nähe. Auch Angehörigen, Freundinnen und Freunden sowie Fachkräften steht das Hilfetelefon für Fragen und Informationen zur Verfügung - auch online und per Chat. Das Beratungsangebot ist weiterhin anonym, kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar. Online ist das Hilfetelefon unter hilfetelefon.de zu finden.

Die Awo-Anlaufstelle gegen sexuelle Gewalt in Dinslaken (Hünxer Str. 37) ist erreichbar unter : 02064 621850 oder per Mail an asm@awo-kv-wesel.de Sie bietet persönliche und telefonische Beratung für Betroffene, Angehörige, MultiplikatorInnen, Ratsuchende, anonym und kostenfrei.

Weitere Kontakte zu Hilfestellen sind auch über das Opferschutzportal Nordrhein-Westfalen zu finden (opferschutzportal.nrw).

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