Dinslaken. Bei der Bürgerversammlung in Eppinghoven wurde darüber gesprochen, warum Grundwasser in Häuser eindringen konnte. Forderungen wurden gestellt.
Der Saal ist voll, kein Stuhl ist mehr frei. Einige Besucher der Bürgerversammlung stehen am Eingang zum Saal dicht nebeneinander. Das Interesse ist groß, denn viele in Eppinghoven haben das Weihnachtsfest und die Tage danach damit verbracht, das Grundwasser, das in ihre Häuser gelaufen ist, zu entfernen. Während der zweistündigen Veranstaltung im Schützenhaus des BSV Eppinghoven wird über Wasserwirtschaft gesprochen, über Starkregenereignisse, über Maßnahmen, die seit den Weihnachtstagen ergriffen wurden. Einige Fragen bleiben trotzdem unbeantwortet, weil sie nur von Mitarbeitern der Stadtverwaltung beantwortet werden könnten. Bei der von einer kleinen Gruppe um Eyüp Yildiz organisierten Veranstaltung fehlt die Stadt. Sie will am Donnerstag bei einer eigenen Versammlung Informationen liefern.
Viel Regen und ein hoher Grundwasserspiegel
Daten haben die betroffenen Hausbesitzer gesammelt, auf einer Karte wird so deutlich, wo Grundwasser in Häuser eingedrungen ist. Fotos werden gezeigt, die den Rotbach im Bereich des Wohnungswaldes zeigen. Bäume liegen im Wasser. Verhindern sie einen Abfluss in Richtung Rhein? Den Teilnehmern geht es um Antworten. Wieso stieg der Grundwasserspiegel so an, dass Wasser in Häuser floss? Hätte man das durch Maßnahmen, zum Beispiel am Rotbachsee, verhindern können? Diese und weitere Fragen beantworten zwei Vertreter des Lippeverbandes, die der kurzfristigen Einladung nach Eppinghoven gefolgt waren: Christof Illigen, Betriebsmanager Westliche Lippe, und Ilias Abawi, Pressesprecher des Lippeverbandes.
Für Abawi und Illigen habe eine Addition von Ereignissen dazu geführt, dass der Grundwasserspiegel anstieg. „Dieses Jahr hatten wir viel Wasser, vielleicht sogar zu viel Wasser“, so Abawi. Einerseits habe man einen schon hohen Grundwasserstand gehabt. Dazu hätten die Niederschläge im Sommer geführt. Der hohe Stand sei aber nicht nur vom Niederschlag geprägt, sondern auch von Gewässern. Dabei stelle der Rotbach „womöglich nicht das größte Problem“ dar. Aber das Rheinwasser. Dabei rede man nicht von einem Rückstau, „wir reden von Dingen, die unter der Erde passieren“, so der Pressesprecher des Lippeverbandes.
Das ist am Rotbachsee möglich
Aufgrund der Situation um Weihnachten habe man Kontakt mit der Stadt gehabt. „In dem Bereich, in dem wir zuständig sind, wo wir Maßnahmen ergreifen können, wurde etwas getan, um zumindest für ein bisschen Entlastung zu sorgen“, berichtet Abawi. So hatte man an Weihnachten ein Telefonat mit dem Leiter des städtischen Fachdienstes Tiefbau geführt. Sofort habe man eingegriffen und den Abfluss des Rotbaches gedrosselt. Die Wehranlage am Rotbachsee wurde so weit geschlossen, dass maximal drei Kubikmeter Wasser pro Sekunde durchgelassen wurde. Nach vier Tagen wurde das Wehr wieder etwas weiter geöffnet. Am 3. Januar wurde nach einem Gespräch mit dem Mitarbeiter der Stadt der Abfluss noch einmal gedrosselt. Es gehe aber nicht, das Wehr am Rotbachsee, vielleicht über mehrere Tage, komplett schließen, gehe nicht. Der See und die umliegenden Waldflächen dienen als Stauraum bei Hochwasserereignissen. Einen gewissen Puffer müsse man freihalten, so Illigen.
In Zukunft müsse man sich darauf einstellen, dass solche Ereignisse häufiger auftreten werden, so Ilias Abawi. Dabei werde es nicht nur mit Wasser im Form von Niederschlägen Probleme geben, sondern auch mit Grundwasser. Deshalb müssen nun Lösungen gefunden werden. Hier verweist er auf die Zukunftsinitiative Klima.Werk. Herbei arbeiten Städte der Emscher-Lippe-Region daran, wie sich die Herausforderungen des Klimawandels meistern lassen. Vielleicht müssen Stadt und Lippeverband noch enger zusammenarbeiten. Eine Möglichkeit wäre es, dass, wenn sich in Eppinghoven eine ähnliche Situation abzeichnet wie am Weihnachtsfest, ab dem Stauwehr in Hiesfeld der Abfluss gedrosselt werde. Oder wie es Eyüp Yildiz formulierte: „Wir brauchen einen Notfallplan.“
Forderung nach einem Konzept
Gerade der Blick in die Zukunft beschäftigt viele der Teilnehmer. „Wie gehen wir damit zukünftig um?“, fragte eine Teilnehmerin. Aus ihrer Sicht könne es nicht sein, dass jeder Haushalt für sich mit dem Wasser im Keller umgehen, Pumpen kaufen muss. Es müsse ein Konzept geben, wie es in der Zukunft gehändelt wird, wenn der Grundwasserspiegel wieder bedrohlich ansteigt. Antworten dazu, wie auch auf Fragen zu vorhandenen Pumpwerken, gab an Dienstagabend nicht. Vielleicht aber am Donnerstag im Ratssaal, bei der städtischen Informationsveranstaltung. Dort werden die Vertreter des Lippeverbandes auch wieder Rede und Antwort stehen.
Neben der Forderung nach einem Notfallplan wurde am Ende der Bürgerversammlung ein Appell formuliert. Es müsse beim Land oder beim Bunden einen Fonds geben, den Geschädigte anzapfen könnten, so Eyüp Yildiz. Und die Schuldenbremse müsse ausgesetzt werden, um das finanzieren zu können.