Voerde. Zwei Voerder haben den Kühlturm des ehemaligen Kraftwerks auf Tassen und Schieferplatten verewigt. Wo es die Fan-Artikel zu kaufen gibt.

Jahrzehntelang prägten die einst als gigantisch geltenden Schornsteine der Steag die Skyline von Möllen. Der Voerder Ortsteil wurde geradezu beherrscht von der Kulisse mit Kühlturm, Schornsteinen und Hallen. Die einen sahen darin die Zukunft, die anderen eine Verschandelung der Landschaft. Fest steht: Am Sonntag ist der Kühlturm weg. Zumindest von der Skyline. Dafür ist er nun etwa auf Fan-Tassen zu finden. Die Idee hatten Jens Stalberg und Nicolai Brouwer aus Voerde.

Der Voerder Fotograf Jens Stalberg, 1978 in Möllen geboren und noch immer dort wohnhaft, kennt nichts anderes als den Blick auf die Industriekulisse. „Für mich war der Kühlturm schon immer da“, sagt er, „ich kenne ja nichts anderes.“ Er wohnt ganz in der Nähe des ehemaligen Kraftwerkes, sein Blick fällt tagtäglich darauf. Für ihn – ein Wahrzeichen. Zahlreiche Bilder hat er vom Werk, darunter auch Fotos von „oben“. „Ich bin mit einem befreundeten Piloten über den Niederrhein geflogen und habe ihn von oben fotografiert. Klar, dass ich auch das Kraftwerk fotografieren musste als Möllener Jung“, erzählt er. Das sei vor zwei, drei Jahren gewesen. Nun, nachdem der Kühlturm am Sonntag gesprengt werden soll, bekommen seine Bilder plötzlich Seltenheitswert.

Souvenir für Kraftwerk-Nostalgiker

Nicolai Brouwer, der sich kürzlich mit Plottertec, einem Geschäft für personalisierte Geschenke neben seinem Hauptjob als Koch selbstständig machte, habe ihn auf seine Luftaufnahmen, die auf Facebook ihren Platz fanden, angesprochen. Seine Idee: die Aufnahmen auf Tassen und Schieferplatten zu verewigen. Als Souvenir für Kraftwerk-Nostalgiker. Jens Stalberg war sofort von der Idee angetan und gab sein Okay.

„Wann immer ich anderweitig unterwegs war und die Kraftwerkstürme von Weitem sah, wusste ich, in wenigen Minuten bin ich Zuhause. Das gab ein wohliges Gefühl“, sagt der Fotograf. Es sei schon ein komisches Gefühl, zu wissen, dass sich das Bild von Möllen bald verändere. Auch wenn es irgendwie schmerze, werde er am Sonntag bei der Sprengung dabei sein. „Ich habe schon einige Radtouren unternommen, um mir den besten Platz auszusuchen, für meine Fotos. Außerdem bin ich auf den Rumms gespannt.“ Ein Freund sei einmal bei einer ähnlichen Sprengung dabeigewesen und habe ihm geschildert, dass der Knall enorm gewesen sei, genau wie die anschließende Druckwelle. „Ich lasse mich überraschen, was kommt.“

Auch für Nicolai Brouwer ist das Kraftwerk eine Art Wahrzeichen, das ihm den Weg nach Hause zeigte. Doch für ihn sind die Sprengung und der anschließende Abbau eine Notwendigkeit. „Im Moment ist das alles totes Gelände. Niemand wollte ein zweites Kernwasserwunderland, das sollte hier nicht sein, also muss jetzt etwas Neues entstehen“, so der Jungunternehmer, der seit September neben seinem Hauptjob einen Laden an der Bahnhofstraße betreibt.

Die Andenken gehen weg wie warme Semmeln

Da aber auch in seiner Brust zwei Herzen schlagen, kam ihm spontan die Idee, das Kraftwerk auf Tassen und Schieferplatten zu verweigen. „Viele Leute waren traurig, dass alles verschwinden soll, da kam mir die Idee“, erzählt er. Ein kurzes Telefonat mit Jens Stalberg und der Deal war perfekt. Seine Andenken gehen weg wie warme Semmeln und da auch er ein Möllener Kind ist, verkauft er sie preiswerter als die übrigen personalisierten Geschenkartikel. So koste die Tasse 7,95 Euro, die Schieferplatte 14.95 Euro.

Zu erhalten sind die Souvenirs über sein Geschäft an der Bahnhofstraße 144 f oder am Sonntag auf dem Sternenmarkt in Spellen.

Alle Informationen zur Sprengung erhalten Sie auch am Sonntag in unserem Blog.

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