Voerde. Am Sonntag verschwindet der Kühlturm in Voerde. Vorher spricht Bürgermeister Dirk Haarmann über die ehrgeizigen Wasserstoff-Pläne.
Am Sonntag verschwindet der gigantische Kühlturm aus der Silhouette von Voerde - er wird gesprengt. Über den Abriss und die Pläne für das Gelände haben wir mit Dirk Haarmann, Bürgermeister von Voerde gesprochen.
Wo kann man das Spektakel am besten verfolgen?
Der komplette Kraftwerksbereich wird aus Sicherheitsgründen als Sperrgebiet abgeschottet. Da die Ränder der Fläche zum Teil mit Bäumen zugewachsen sind bzw. vom Rhein aus die Kraftwerksblöcke die Sicht versperren, kann man am besten mit etwas Abstand die Sprengung beobachten. RWE wird mit einer Drohne die Sprengung filmen. Wir werden das Video dann auf unserer Homepage zur Verfügung stellen. (Anmerkung der Redaktion: Die NRZ berichtet am Sonntag live)
Das Kraftwerk lieferte fast 50 Jahre beständig Strom aus Steinkohle, seit Ende März 2017 steht es still. Wie geht es mit dem Abriss weiter, immerhin stehen noch gewaltige Kraftwerkblöcke und die Schornsteine auf dem Gelände.
Die ersten zwei Blöcke gingen mit einer Leistung von insgesamt 640 MW 1970/71 ans Netz. 1982 und 1985 wurden zwei Blöcke mit jeweils 695 MW Leistung in Betrieb genommen. Der Eigentümer RWE hat eine Fachfirma (PORR Becker Abbruchtechnik) mit dem gesamten Abriss beauftragt. Das Parkdeck im Süden ist bereits abgerissen. Ebenso werden aus der kompletten Anlage bereits – gut sichtbar – Teile entfernt. Bis Sommer 2026 soll von dem Kraftwerk nichts mehr zu sehen sein.
Lesen Sie auch diese Nachrichten zum Rückbau des Kraftwerks Voerde
- Kühlturm-Sprengung: So soll der Koloss auf dem Gelände fallen
- Sicherheitszone und mehr: So wird die Kühlturm-Sprengung vorbereitet
- Historischer Kühlturm:So machte der Kühlturm Wolken
- Bürgermeister im Interview:Was nach der Sprengung kommt
- Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Dinslaken, Voerde und Hünxe.
Wer bezahlt eigentlich den Abriss? Eigentümer Steag, oder muss die öffentliche Hand einspringen?
Die obere Hälfte der Fläche mit den beiden größeren Blöcken einschließlich Kühlturm war schon immer im Besitz von RWE. Lediglich die beiden ersten, kleineren Blöcke in der unteren Hälfte gehörten der Steag. Da aber auch die beiden größeren RWE-Blöcke von der Steag betrieben wurden, sprach man allgemein vom „Steag-Kraftwerk“. Nach der Stilllegung hat die Steag ihre Flächen mit allen Aufbauten an RWE verkauft, so dass der Abriss von dort aus einer Hand beauftragt wurde. Öffentliche Mittel fließen nicht in den Abriss.
Was ist geplant, wenn das Gelände geräumt ist? Es gab ja Pläne für Wohnen am Rhein, aber auch für industrielle Belange...
Das gesamte Gelände wird von RWE zu einem Wasserstoffzentrum entwickelt. Auf der rechten Seite der Frankfurter Straße, die das Gelände in Nord-Süd-Richtung trennt, auf der der Kühlturm steht, soll mit Elektrolyseuren grüner Wasserstoff produziert werden. Bei einer geplanten Leistung von 800 MW in 2 Ausbaustufen handelt es sich meines Wissens um die derzeit größte in Deutschland geplante Produktionsanlage. Auf der linken Seite soll ein neues Gaskraftwerk mit einer Leistung von 800 MW errichtet werden. Dieses Kraftwerk wird technisch so ausgerüstet, dass es zukünftig statt mit Erdgas mit 100 % Wasserstoff betrieben werden kann. In dieser Kombination und eingebunden in das Wasserstoffleitungsnetz wird Voerde ein bedeutender Wasserstoff-Standort in Deutschland! Die Pläne für Wohnen am Rhein mussten aufgegeben werden, weil die gesamte Fläche für die geplanten Anlagen benötigt wird. Da zudem eine 380-KV-Hochspannungsleitung schräg über das für eine Wohnbebauung angedachte Feld führt und der Netzbetreiber Amprion diese Leitung nicht verlegen wird, wäre eine Wohnbebauung auch nicht möglich gewesen.