Dinslaken. Laut NRZ-Immobilien-Check würden viele Hausbesitzer Geld ins Dach stecken. Warum nicht in Pflanzen investieren. Das raten Experten.

Den Sanierungsbedarf ihres Hauses oder ihrer Wohnung schätzen Immobilienbesitzer eher gering an. Das ergab die für den großen NRZ-Immobilien-Check durchgeführte repräsentative Umfrage. Es wurde aber auch danach gefragt, was sie machen würden, wenn ihnen 20.000 Euro zur Verfügung gestellt würden. Viele würden das Geld in die Dämmung oder in die Erneuerung des Daches stecken. Warum in einem solchen Fall in Pflanzen investieren. Ein begrüntes Dach hat einige Vorteile.

„Besseres Klima, bessere Atmosphäre“ steht mit blauer und grüner Kreide auf dem Boden auf dem Neutorplatz. An ihrem Infostand beraten Vertreter von Stadtverwaltung und Emschergenossenschaft/Lippeverband Interessierte zum Thema Dachbegrünung. „Gründach – Dach mit Plus“ lautet das Motto. Worin dieses Plus besteht, erklären Heinz-Josef Hochstrat vom Fachdienst Tiefbau bei der Stadt Dinslaken und Deniz Giessen von der Emschergenossenschaft.

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Anhand eines Modells, bei dem sich die einzelnen Schichten wie Schubladen aufziehen lassen, erläutern die beiden den Aufbau eines grünen Daches. Auf die Dachabdichtung – etwa eine Bitumenbahn – wird ein Vlies als Schutzschicht aufgebracht, hierüber kommt eine Drainage. Die erinnert vom Aussehen her ein wenig an das Innere eines Eierkartons und dient einerseits dazu, das Wasser für trockenere Zeiten festzuhalten, andererseits kann überschüssiges Wasser darüber abgeleitet werden. Auf die Drainage kommt ein weiteres Vlies als Filterschicht. Als nächstes folgt das Substrat, in das die Pflanzen gesetzt werden. Die Pflanzen für eine Dachbegrünung sollten widerstandsfähig sein, damit sie auch Dürreperioden aushalten können, empfiehlt Heinz-Josef Hochstrat. Geeignete Pflanzen sind beispielsweise Gräser der Gattung Schwingel wie Raublättriger Schafschwingel, verschiedene Kräuter- und Nelkenarten oder Klatschmohn.

Eine grüne Klimaanlage

Das Modell des begrünten Daches zeigt aber nicht nur dessen Aufbau, sondern auch die Vorteile: Die Artenvielfalt werde gefördert, Lebensraum für Tiere entsteht und „man gibt der Welt etwas zurück“, sagt Deniz Giessen. Das Gründach sei außerdem eine grüne Klimaanlage, weil es zur Kühlung beitrage. Die Pflanzen verbesserten zudem die Luft, weil Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff umgewandelt werde. Doch auch das Dach selbst profitiere von der Begrünung, ergänzt Heinz-Josef Hochstrat: Bei großen Temperaturschwankungen können Risse im Dach entstehen. Die Dachbegrünung reguliert die Temperatur, schützt das Dach und macht es somit langlebiger.

Die Vorteile einer Dachbegrünung haben Markus Beck, Deniz Giessen und Heinz-Josef Hochstrat mit diesem Modell erläutert. Es stellt den Aufbau eines begrünten Daches dar.
Die Vorteile einer Dachbegrünung haben Markus Beck, Deniz Giessen und Heinz-Josef Hochstrat mit diesem Modell erläutert. Es stellt den Aufbau eines begrünten Daches dar. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

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Eine Begrünung kann nicht nur auf Hausdächern angepflanzt werden, die Dächer von Garagen oder Gartenhäusern eignen sich ebenfalls. „Es muss nicht viel Fläche sein“, sagt Heinz-Josef Hochstrat. Dennoch ist ein Gründach gerade für Hausbesitzer interessant, denn die Begrünung ist eine natürliche Dämmung, die Energiekosten lassen sich verringern.

Bepflanztes Dach schützt auch bei Starkregen

In Hitzeperioden wird durch ein grünes Dach die Umgebungstemperatur um etwa zwei Grad gesenkt. Großflächige Begrünung und Verdunstungskühle könnten in Städten die Temperatur und den Hitzestress deutlich senken, zählt Hochstrat den Vorteil eines bepflanzten Daches auf. Auch bei Starkregenereignissen könnten solche Dächer eine dämpfende Wirkung haben und helfen, das Wasser aufzufangen.

Wer handwerklich begabt ist, kann ein begrüntes Dach selbst anlegen, die Materialien gibt es auch im Baumarkt. Ob in Eigenregie oder mit der Unterstützung von Profis aus Dachdecker- und Landschaftsgartenbaubetrieben – wer ein Gründach anlegen möchte, kann bei der Emschergenossenschaft eine Förderung beantragen. Die liegt bei 50 Euro pro Quadratmeter, gefördert werden maximal 3000 Euro für 60 Quadratmeter.

Hier landen die eingereichten Anträge

Die eingereichten Anträge landen auf dem Schreibtisch von Deniz Giessen. „Man merkt, wie unterschiedlich die Flächen sind. In einer Stadt haben sich acht Nachbarn zusammengetan und ihre Garagendächer begrünt“, erzählt der Mitarbeiter der Emschergenossenschaft.

„Der Klimawandel ist nicht zu stoppen“, macht Heinz-Josef Hochstrat klar, aber es sei wichtig, um jedes Zehntel weniger über 1,5 Grad der Klimaerwärmung zu kämpfen. „Es müssen nicht die großen Maßnahmen sein, viele kleine Maßnahmen bewirken am Ende viel“, sagt Hochstrat. Eine davon kann ein begrüntes Dach sein.

Mehr Infos, auch zum Förderprogramm, gibt es unter www.klima-werk.de/gruendachfoerderung.