Dinslaken. Viele Dinslakener sehen bei ihrem Haus laut NRZ-Immobilien-Check keinen Sanierungsbedarf. Expertin erklärt, wieso oft das böse Erwachen folgt.

Im Rahmen des großen NRZ-Immobilien-Checks haben wir Immobilienbesitzer auch danach gefragt, wie sie den Sanierungsbedarf ihrer Immobilie einschätzen. Ein deutliches Ergebnis kam heraus: Besitzer von Einfamilienhäusern, Eigentumswohnungen oder Mehrfamilienhäuser sehen den Bedarf für eine Sanierung als eher gering an. Für Cordula Freitag von Haus & Grund in Dinslaken ist das Ergebnis keine Überraschung. Es spiegelt sich mit Erfahrungen, die die Geschäftsführerin in Gesprächen mit Eigentümern gemacht hat. Auch Eigentümer, die sich von ihrer Immobilie trennen wollen, sehen es so. Und erleben in Gesprächen mit Fachleuten dann eine Überraschung. Doch was sollten Immobilienbesitzer beachten, wenn sie sich mit dem Thema Sanierung beschäftigen?

Ein wichtiger Baustein zu mehr Klimaschutz

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Insgesamt ist alles, was sich um das Thema Sanierung dreht, ein großes Thema. Zum einen geht es um den Erhalt der Bausubstanz, durch entsprechende Maßnahmen lässt sich der Wert des Hauses oder der Eigentumswohnung steigern. Gerade energetische Sanierungen sind ein wichtiger Baustein zu mehr Klimaschutz. Und schont das eigene Budget, wenn sich dadurch andere Ausgaben reduzieren lassen.

Wichtige Informationen, was an einer Immobilie gemacht werden soll oder muss, kann eine Beratung durch einen Energieberater liefern. Nach einem Erstgespräch schaut sich der Experte die Immobilie an und ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) wird erstellt. Zudem gibt es Hinweise, wo es für bestimmte Maßnahmen Fördergelder gibt.

Gebäudeenergiegesetz ist zu beachten

Cordula Freitag ist Geschäftsführerin der Haus und Grund GmbH in Dinslaken.
Cordula Freitag ist Geschäftsführerin der Haus und Grund GmbH in Dinslaken. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Dach, Fassade sowie Fenster und Türen – das sind neben der Haustechnik die Bereiche, die ein Immobilienbesitzer im Blick haben sollte. Hier rät Cordula Freitag, dass die Eigentümer Wartungsverträge mit Fachfirmen abschließen sollten. So könnten gravierendere Schäden vermieden werden. Auch mit Blick auf den Versicherungsschutz sei es ein Vorteil. So könne nachgewiesen werden, dass man sich um die Immobilie gekümmert hat. Ansonsten wäre der Versicherungsschutz gefährdet, so Freitag.

Dass aber nicht alle Immobilienbesitzer so handeln, stelle sie gerade fest, wenn eine Immobilie veräußert werden soll. Häufig schätzen die Eigentümer den Sanierungsbedarf geringer ein, als er in Wirklichkeit ist. Und was häufig vergessen wird. Diejenigen, die eine Bestandsimmobilie erwerben, müssen innerhalb von zwei Jahren bestehende Sanierungspflichten erfüllen. Welche das sind, wird in einigen Paragrafen des seit 2020 gültigen Gebäudeenergiegesetzes geregelt. Geregelt wird die Dämmung von Dach oder Dachboden, der Austausch der alten Heizung sowie das Isolieren von Rohrleitungen. Und dafür werden dem Immobilienbesitzer auch Fristen gesetzt.

Wer sich mit dem Gedanken beschäftigt, seine Immobilie zu sanieren, sollte vorab die Schritte überlegen. Einen Sanierungsleitfaden ist zum Beispiel im Münsterland erstellt und veröffentlich worden: „Sanierungsleitfaden Münsterland. Erfolgreich sanieren in zehn Schritten“. In den Kapiteln wird erläutert, worauf es ankommt, was zu beachten ist, welche Vorschriften eine Rolle spielen und wo Hilfe zu bekommen ist. An einer Stelle heißt es, dass sich als Beratungsinstrument immer mehr der individuelle Sanierungsfahrplan neben der klassischen Energieberatung durchsetze.

Bald soll es Fördermittel geben

Immobilienbesitzer halten damit ein gesamtheitliches Sanierungskonzept in ihren Händen. Sie müssen aber nicht alles, was aufgeführt wird, umsetzen, sondern sich einzelne Maßnahmen herausgreifen. Wichtig ist, sich im Vorfeld einer Sanierung intensiv beraten zu lassen. Nur dann ist sichergestellt, dass Immobilienbesitzer einen Überblick über anstehende und effiziente Baumaßnahmen sowie Hinweise zu Fördermöglichkeiten erhalten. Zudem soll es für die Nutzung des individuellen Sanierungsfahrplans ab 2024 sogar Fördermittel geben.

Einen solchen individuellen Fahrplan kann Cordula Freitag nur empfehlen. Dabei werde festgestellt, was gemacht werden muss. Häufig drehen sich die Sanierungsgedanken von Immobilienbesitzern um das Thema Heizen. Fernwärme ist für viele eine Alternative, doch so Freitag, ist es vielen nicht bewusst, dass es an manchen Stellen gar nicht geht, die Immobilie nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen werden kann.