Dinslaken. Das beliebte Eiscafé Lido muss Ende Oktober schließen. Baris und Cigdem Ciplak erklären die Hintergründe. Wie es für beide weitergehen könnte.

Wenn Baris Ciplak hinter der Theke im Eiscafé Lido an der Sterkrader Straße in Hiesfeld steht, dann ist er ganz in seinem Element. Gemeinsam mit seiner Frau Cigdem betreibt er seit elf Jahren die beliebte Gastronomie. Das Ehepaar hat viele Stammkunden im Stadtteil, was man schnell mitbekommt, wenn man kurze Zeit im Laden verbringt. Baris Ciplak begrüßt viele Kunden mit Namen, fragt, wie es ihnen geht. Man kennt sich eben.

Trotzdem wird das Eiscafé Ende Oktober schließen. Keine Entscheidung, die das Ehepaar selbst gefällt hat. Der Mietvertrag für das Ladenlokal wurde ihnen seitens des Vermieters fristgerecht gekündigt. „Wir waren ziemlich überrascht“, sagt Baris Ciplak. Richtig erklären, warum das Mietverhältnis nach elf Jahren enden soll, kann sich das Ehepaar nicht. Zwar bot der Vermieter ihnen an, das Eiscafé noch ein Jahr weiter zu betreiben, danach hätte aber endgültig der Laden geräumt werden müssen. Das kam für das Gastronomenpaar nicht in Frage. Damit war für die beiden schnell klar, dass sie das Eiscafé Ende Oktober schließen müssen.

Mehr als 30 Jahre eine Institution in Hiesfeld

Vor elf Jahren hatten Cigdem und Baris Ciplak das Eiscafé in Hiesfeld übernommen. Zuvor hatte der Vorbesitzer Edgardo das Café schon mehr als 20 Jahre an der gleichen Stelle betrieben. „Meine Frau arbeitet schon seit 18 Jahren hier im Betrieb“, erzählt Baris Ciplak. Dass jetzt Schluss sein soll mit dem Eiscafé vor Ort, hätten sich beide nicht träumen lassen.

Von Eiscreme-Standards bis zu eigenen Kreationen wird das Eis bei Lido selbst hergestellt. Baris Ciplak hat dabei immer neue Ideen für Eiskreationen, die meistens auch seinen Kunden schmecken.
Von Eiscreme-Standards bis zu eigenen Kreationen wird das Eis bei Lido selbst hergestellt. Baris Ciplak hat dabei immer neue Ideen für Eiskreationen, die meistens auch seinen Kunden schmecken. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Denn eigentlich läuft das Geschäft gut. Allerdings, berichtet Baris Ciplak, gibt es seit der Corona-Pandemie auch einige Probleme. Zurzeit sei es oft schwer, verlässliches Personal zu finden. „Wenn ich früher in den Laden gekommen bin, war hier alles vorbereitet und ich konnte mich aufs Eis machen und die Abrechnung konzentrieren“, erzählt er. Heute bleibe dagegen viel an ihm hängen – mit deutlichen Auswirkungen auf seine Arbeitszeit. „So etwas kann man über die Dauer nicht mitmachen.“

Neues Konzept für das Eiscafé schon überlegt

Ärgerlich ist das ungeplante Aus auch, weil das Ehepaar gerade dabei war, das Eiscafé etwas zu modernisieren. „Wir haben aus Respekt vor dem Vorbesitzer Edgardo das Konzept im Wesentlichen so vorgeführt, wie vorher. Wir wollten das auch für die Kunden machen“, sagt Cigdem Ceplak. Allerdings sollte es in Zukunft einige Veränderungen geben: Die Terrasse hatte das Gastronomenpaar schon anders gestaltet, ebenso die Markise. „Und wir hatten schon einen Termin mit einem IT-Experten, um die Digitalisierung etwas voranzutreiben“, erzählt die Gastronomin. Die Kündigung des Mietverhältnisses durch den Vermieter setzte auch diesen Plänen ein Ende.

Was Schade ist. Denn schließlich geht es Baris und Cigdem Ciplak vor allem darum, leckeres Eis an den Mann zu bringen. Genau das zeichnet das Eiscafé Lido bisher nämlich aus: Das Eis aus eigener Herstellung, für das Baris Ciplak die eine oder andere Stunde regelmäßig im Eislabor verbringt. „Mir fallen immer irgendwelche verrückten Ideen ein, die ich ausprobieren möchte“, sagt er.

Vielleicht geht es weiter – wenn sich ein neues Ladenlokal findet

Das würde er natürlich auch weiterhin gerne machen – wenn sich dafür ein entsprechendes Ladenlokal findet. „Das ist gar nicht so einfach“, sagt Baris Ciplak. Denn er bräuchte ein Ladenlokal, mit der Möglichkeit, vor dem Laden die entsprechende Menge an Tischen und Stühlen für seine Gäste aufzustellen. Zudem wäre ihm ein barrierefreier Zugang in den Innenraum wichtig, den er bisher in Hiesfeld nicht hatte – hier geht es über Stufen ins Eiscafé. Nicht ideal für Kunden, die nicht gut zu Fuß sind. Ob ein neuer Laden wieder in Hiesfeld eröffnen würde, kann er auch noch nicht sagen. In die Dinslakener Innenstadt möchte er mit seiner Frau auf jeden Fall nicht. „Da gibt es schon genügend Eiscafés“, sagt er.

Seine Ehefrau Cigdem und er könnten sich auch vorstellen, die Selbstständigkeit ganz aufzugeben. „Wir haben beide eine abgeschlossene Ausbildung und würden auf jeden Fall einen Arbeitsplatz finden“, ist sich Baris Ciplak sicher. Vielleicht, so meint er, war die Kündigung des Ladenlokals in Hiesfeld in dieser Hinsicht auch ein Wink des Schicksals. Eins ist jedoch klar: Die Kunden werden das Eiscafé Lido auf jeden Fall vermissen. „Es ist schade, dass ihr aufhört“, teilen dem Gastronomen gleich mehrere Kunden mit, während er hinter der Theke Eisbecher zubereitet. Vielleicht ist das eine Extraportion Motivation, doch noch irgendwie weiterzumachen. Erstmal freut sich das Paar aber noch über die Kunden, die noch bis zum Ende des Monats kommen. „Bis dahin sollten nach Möglichkeit auch Gutscheine eingelöst werden“, sagt Baris Ciplak.