Dinslaken. Real hat Insolvenz beantragt. Auch der Real-Standort in Dinslaken ist betroffen. Erneut müssen hier etwa 80 Mitarbeiter um ihre Zukunft bangen.
Erneuter Tiefschlag für die Mitarbeiter des Real Dinslaken: Die real GmbH hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung soll ermöglichen, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Verhandlungen mit Wettbewerbern über die mögliche Übernahme von mein real-Standorten zu führen. Das teilte Real am Freitag mit. Insgesamt sind 62 Filialen betroffen.
Jahrelang haben die rund 100 Mitarbeiter des Warenhauses an der Thyssenstraße bereits in der Vergangenheit um ihren Job gebangt. 2020 hatte die SCP Group die 276 Real-Märkte von der Metro übernommen. Bis Juni 2022 wurden rund 160 Standorte an neue Betreiber übergeben. „Durch die Abgabe der Märkte unter anderem an Kaufland, Globus, Edeka und Rewe konnten tausende Arbeitsplätze gesichert werden“, so Real. Die Mitarbeiter des Real in Dinslaken aber hingen die ganze Zeit über in der Luft.
Neustart mit Hoffnung vor einem Jahr
Die letzten 62 Märkte – darunter auch Dinslaken und Kamp-Lintfort – wurden im Juni 2022 an die Unternehmerfamilie Tischendorf abgegeben. Real in Dinslaken startete im Juli neu – unter dem Namen „Mein Real“ und mit großen Hoffnungen. Mit Manfred Friol übernahm ein langjähriger Mitarbeiter des Dinslakener Markts die Leitung, der Kassenbereich wurde umgestaltet, für 2025 waren neue Investitionen geplant, auch sollte wieder ausgebildet werden. Die 87 verbliebenen Mitarbeiter atmeten auf. Vorerst.
Denn angesichts der „kritischen wirtschaftlichen Verfassung der real GmbH“ habe SCP das Unternehmen im Mai dieses Jahres wieder erworben. „Wir haben das Unternehmen im Mai in einer Krisensituation übernommen und alle Anstrengungen darauf ausgerichtet, es mit einem tragfähigen Konzept zurück auf die Erfolgsspur zu bringen. Trotz umfassender operativer Verbesserungen konnten zuvor getroffene fehlgeleitete operative Managemententscheidungen vor dem Hintergrund des herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Umfelds nicht schnell genug korrigiert werden“, so Bojan Luncer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Real GmbH.
So soll es weitergehen
Der Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung biete „eine neue Chance zur Fortführung des Geschäftsbetriebs.“ Ein solches Verfahren stehe nur Unternehmen offen, „die zwar vor wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, aber einen tragfähigen Geschäftsplan vorlegen können.“
Die Beschäftigten müssen nun wohl wieder um ihre Existenz fürchten. Die Geschäftsführung werde gemeinsam mit einem Sachwalter „alle Anstrengungen zur Restrukturierung unternehmen, mit dem Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten,“ heißt es.
Bojan Luncer dankt „insbesondere unseren Kolleginnen und Kollegen, die die umfassenden operativen Verbesserungsmaßnahmen in den vergangenen Monaten mit großem Engagement mitgetragen haben und gleichzeitig mit Ihrem Einsatz tagtäglich für unsere Kunden da sind.“ Die Real GmbH werde „alle im Rahmen des Insolvenzrechts bestehenden Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten erfüllen und die Geschäfte bis auf Weiteres fortführen.“ Dies gelte insbesondere für die Zahlung der Löhne und Gehälter der über 5000 Beschäftigten.
Zur Zukunft des Real Dinslaken und den Investitionsplänen gab es am Freitag keine Auskunft. Der Filialleiter war ebenso wenig zu erreichen wie der Betriebsrat.
Das sagt Verdi
Heino-Georg Kassler, Verdi-Landessekretär für den Einzelhandel, ist empört: „Die Beschäftigten müssen erneut die Zeche für das Missmanagement der Geschäftsführung zahlen.“ Bei Schließungen während einer Insolvenz betrügen die Kündigungsfristen maximal drei Monate. Bei Schließungen und dem Gang in die Arbeitslosigkeit seien Abfindungen auf maximal 2,5 Monatsgehälter begrenzt. „Damit kann die SCP das Geschäft kostengünstig abwickeln. Das ist skandalös, da die Gehälter durch Insolvenzgeld und somit letztlich den Steuerzahler gezahlt werden.“ (mit dpa)