Voerde. Der 1. Voerder Karnevalsverein (VKV) betreibt auf mehreren Ebenen aktiv Nachwuchsarbeit. Wie er Kinder und Jugendliche zu Jecken machen möchte.

Nachwuchsarbeit ist für Vereine das A und O, wenn es um den eigenen langfristigen Fortbestand geht. Das ist bei den Jecken nicht anders als bei Aktiven aus anderen Bereichen. Und so gab es für Carolin Kirchner und Charlene Gehlen vor geraumer Zeit vom Vorstand des 1. Voerder Karnevalsvereins (VKV) den Auftrag, die Kinder mehr in den Fokus zu rücken. Die Frage, die sich dabei anfangs stellte: Wie führt man die Jüngsten an den Karneval heran? Da gibt es den klassischen Weg über den Showtanz. Den machen die Sechs- bis Zehnjährigen im VKV bei den „Sternchen“. Einmal in der Woche wird trainiert. Auftritte gibt es nicht allein zur jecken Hochzeit, sondern wie jüngst etwa beim vereinseigenen Sommerfest.

Ziele des VKV: den Zusammenhalt und das Vereinsleben pflegen

Nicht nur das Tanzen ist ein Weg zum Ziel, etwas für den jecken Nachwuchs im VKV zu tun und damit eine Bindung zu ihm herzustellen. Auch darüber hinaus während und außerhalb der Session soll Kontakt zu den Jüngsten und Jungen gehalten, sollen das Vereinsleben und der Zusammenhalt gepflegt werden. Ein Stichwort dabei sind Aktivitäten für Familien – wie das Sommerfest des VKV, Ausflüge oder Nikolausfeiern. So geht es am Samstag ins Irrland in Kevealer-Twisteden und eine Woche später in den Movie Park Germany, der am Aktionstag „Karneval“ jecken Vereinen Tickets zum Sonderpreis anbietet.

Als der Vorstand mit Carolin Kirchner und Charlene Gehlen seinerzeit das erste Gespräch über die künftige Kinder- und Jugendarbeit führte, äußerte er den Wunsch, sowohl das Brauchtum wahren „als auch mit der Zeit gehen“ zu wollen, erklärt der Vorsitzende Martin Scholz und betont: „Der VKV steht dafür, Traditionen auch zu hinterfragen.“ Offenbar liegt der Verein mit dieser Haltung richtig: Hatte er vor vier Jahren noch „knapp 80 Mitglieder, sind es aktuell mehr als 190 – und die Zahl ist steigend“, berichtet Scholz.

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Der VKV veranstaltete 2023 mit der Karnevalsabteilung des MGV „Eintracht“ Spellen eine Kinderkarnevalsparty statt einer Kindersitzung. „Da haben wir das Neue mit dem Alten verbunden“, erläutert Carolin Kirchner. Die Veranstaltungen stießen auf großes Interesse: Im Nu, innerhalb einer halben Stunde, waren die online angebotenen Eintrittskarten für die Feier in „De alde School“ in Löhnen ausverkauft. Kurzerhand wurde ein zweiter Termin angesetzt – hier dasselbe Bild. Binnen kürzester Zeit waren die Tickets auch dafür weg.

Scholz erklärte sich die hohe Nachfrage damals zum einen mit dem geänderten Konzept: „Die Kids wollen tanzen, springen, sich bewegen.“ Zum anderen erinnerte er an die lange pandemiebedingte Zwangspause, die auch die Jecken traf: Vor Corona hatte 2020 zum letzten Mal der Tulpensonntagszug in Voerde stattgefunden. „Danach ist Karneval zweimal ausgefallen“, weshalb 2023 die Eltern dem VKV bei den Partys für die Kinder „die Bude einrannten“, wie es Scholz formulierte. Für die nächste Auflage im Januar 2024 steht fest: „Wir wollen eine dritte Veranstaltung machen“, kündigt Carolin Kirchner an. Wieder soll in „De alde School“ gefeiert werden. Mit der Kinderkarnevalsparty in einen großen Saal zu gehen, ist für den VKV keine Option.

Kinderkarnevalsgottesdienst in der Pauluskirche in Voerde findet auch 2024 wieder statt

Auch soll es 2024 wieder einen Kinderkarnevalsgottesdienst in der Pauluskirche in Voerde geben. „Wir haben uns sehr gefreut, als wir gehört haben, dass der neue Pfarrer voll jeck ist“, sagt VKV-Chef Martin Scholz schmunzelnd. Der Nachfolger von Pastor Möller, der bis zu seinem Weggang vor einigen Wochen die Pfarrei St. Peter und Paul geleitet hatte, ist begeisterter Karnevalist: Christoph Hendrix stand sogar schon selbst in der Bütt. In Voerde, wo die fünfte Jahreszeit seit Jahren ausgiebig und mit dem Tulpensonntagszug als Highlight gefeiert wird, kommt dies erwartungsgemäß gut an.

Für die Jugendlichen, die Zwölf- bis 16-Jährigen, will der VKV im nächsten Jahr in „De alde School“ in Löhnen ebenfalls eine Party steigen lassen. Der Verein hofft darauf, dass Teenager diese Feier moderieren. Wenn ein Jugendlicher oder eine Jugendliche zu den Zwölf- bis 16-Jährigen spricht, hätten die mehr Spaß, ist Carolin Kirchner überzeugt: „Sie kennen sich vielleicht aus der Schule, aus dem Verein“ und können zum Beispiel etwas zur Musik sagen, die gespielt werden soll.

Jugendliche können in neuer Fußgruppe für den Tulpensonntagszug aktiv werden

Die Erwachsenen würden bei der Veranstaltung im Hintergrund bleiben. „Wir übernehmen die Verantwortung“, sagt Martin Scholz. Alkoholtrinken und Rauchen sind tabu. Darüber werde man nicht diskutieren, stellt Scholz klar.

Selbst kreativ werden können die Jugendlichen auch in einer neuen Fußgruppe für den Tulpensonntagszug in Voerde – als kleine Variante der „Phoenixe“, wie Carolin Kirchner erklärt. Mit ihrer farbenfrohen und außergewöhnlichen Verkleidung ziehen sie die Blicke der Besucherinnen und Besucher am Wegesrand auf sich und bringen einen Hauch von Rio-Karneval an den Niederrhein. Die Kostüme sind in Handarbeit gefertigt.

Der VKV möchte den Jüngsten vermitteln, dass Karneval etwas Heimatverbundenes ist, das der eigene Ort vorzuweisen hat, erklärt Carolin Kirchner. Das, was der VKV biete, sei nicht nur Erwachsenenkarneval. Auch die Kinder hätten die Chance, zur jecken Hochzeit mal „aus der Reihe zu tanzen“. Zwei Drittel der Vereinsmitglieder seien Erwachsene, ein Drittel Kinder und Jugendliche. Und dass der Karneval nicht nur etwas für Ältere ist, sondern auch die Jungen in seinen Bann ziehen kann, weiß Carolin Kirchner aus eigener Erfahrung: Sie hat zwei Töchter, „die total jeck sind“.

>>Info: Mittanzende für die neuen „Sternchen“ gesucht

Seit rund zwei Jahren hat der VKV eine Kinder- und Jugendabteilung. Ansprechpartnerinnen sind Charlene Gehlen und Carolin Kirchner.

Eine Änderung ist bei den Kindertanzgruppen geplant. Zur Session 2023/2024, die der VKV am 18. November einläutet, werden bei den „Sternchen“ Jüngere tanzen, nämlich Fünf- bis Achtjährige. Die Älteren (bis zwölf Jahre) können künftig bei den „Shooting Stars“ dabei sein. Insbesondere für die „neuen Sternchen“ werden noch Mittanzende gesucht. Die Jugendabteilung des VKV kann per Mail an jugendabteilung@karneval-voerde.de kontaktiert werden.