Voerde. Wichtige Ost-West-Verbindung wird ab 25. August, 21 Uhr, beidseits der Bahn zur Sackgasse. Warum der Übergang wegfällt und welche Folgen das hat.

Noch kann der Verkehr auf der Schwanenstraße in Voerde die Gleise der Betuwe-Strecke Oberhausen-Emmerich passieren. In wenigen Tagen jedoch ist damit Schluss. Denn: Der dortige Bahnübergang wird am Freitag, 27. August, 21 Uhr, für immer geschlossen. Dann gibt es auf der Ost-/Westverbindung, die auf der einen Seite in die B8 und auf der anderen in die Dinslakener Straße mündet, kein Durchkommen mehr. Die Schwanenstraße wird in Höhe der Bahnlinie zur Sackgasse.

Hintergrund der Maßnahme: Im Zuge des dreigleisigen Ausbaus der 73 Kilometer langen Betuwe-Strecke werden alle Bahnübergänge – insgesamt sind es 55 – beseitigt. „Das vermeidet lange Wartezeiten an den Schranken, verkürzt Wegezeiten und hat auch positive Effekte für die Pünktlichkeit im Bahnverkehr“, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die Bahnübergänge würden „ganz überwiegend durch Über- oder Unterführungen ersetzt“. Die Querung an der Schwanenstraße in Voerde gehört nicht dazu.

Stadt Voerde zog vor Gericht – ohne Erfolg

Die Stadt hatte sich lange vehement gegen einen ersatzlosen Wegfall des Bahnübergangs dort gewehrt und war am Ende vor das erst- und letztinstanzlich zuständige Bundesverwaltungsgericht gezogen. Doch die Leipziger Richter gaben im Sommer 2021 dem Eisenbahnbundesamt (EBA) Recht, das auch dieses von der Deutschen Bahn beantragte Vorhaben genehmigt hatte. Das Gericht sah in der Entscheidung des EBA keine Rechtsverstöße zu Lasten der Kommune. Die Stadt indes brachte immer wieder an, dass negative Folgen für die städtebauliche Entwicklung und Erschwernisse für Einsätze der Feuerwehr zu befürchten seien, wenn die Unterführung an der Steinstraße in Folge eines Unfalls oder einer Überschwemmung nicht passierbar ist. Diese und weitere Argumente, die sie anbrachte, verhallten.

Ein Schild an der Dinslakener Straße weist kurz vor der Einmündung zur Schwanenstraße auf die Sperrung ab Freitagabend, 25. August, hin.
Ein Schild an der Dinslakener Straße weist kurz vor der Einmündung zur Schwanenstraße auf die Sperrung ab Freitagabend, 25. August, hin. © FFS | Markus Joosten

Dagegen urteilte das Bundesverwaltungsgericht: Die Beseitigung des Bahnübergangs verletze das Selbstverwaltungsrecht der Stadt Voerde „weder im Hinblick auf die Planungshoheit noch in Bezug auf Belange des Brandschutzes“. Die Deutsche Bahn ihrerseits rechtfertigt die ersatzlose Beseitigung des Bahnübergangs Schwanenstraße damit, dass es „in ausreichender Nähe gute Querungsmöglichkeiten über die Gleise“ gebe. Neben der Unterführung an der Steinstraße in etwa 900 Metern Entfernung verweist sie auf die Rahmstraße, die zirka 600 Meter entfernt liegt. Der dort beseitigte straßengleiche Bahnübergang wurde durch eine Überführung für den Kfz-Verkehr und eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer ersetzt.

Dadurch, dass die Gleise auf der Schwanenstraße bald nicht mehr passierbar sind, werden sich die Verkehrsströme dies- und jenseits der Zugstrecke zwangsläufig verändern. Die Wege werden länger – zum Beispiel für diejenigen, die im Siedlungsbereich östlich der Bahnlinie wohnen und von dort aus nach Möllen wollen. Statt über die Dinslakener Straße führt der Weg zunächst über die Bundesstraße B8 und dann über die Rahmstraße in den Voerder Stadtteil.

Auch hat die Schließung Auswirkungen auf die Buslinie 25 der Niag, die auf ihrem Weg zwischen den Haltestellen Kurfürstenring und Alexanderstraße den Bahnübergang Schwanenstraße passiert: Die Haltestelle Kurfürstenring entfällt mit der Sperrung ersatzlos, wie Niag-Sprecher Michael Block erklärt.

Bushaltestelle Kurfürstenring in Voerde entfällt ersatzlos

Die Busse der Linie 25 führen dann eine Umleitung. In Richtung Dinslaken geht es ab der Haltestelle Alexanderstraße weiter links über die Schwanenstraße auf die B8 und dann weiter via Rahmstraße Richtung Möllen auf die dann gewohnte Strecke – und umgekehrt. „Hier kann es je nach Verkehrslage zu Verspätungen von bis zu zwei Minuten kommen“, kündigt Block an. Die Aussage beruht auf Erfahrungswerten aus einer früheren temporären Sperrung des Bahnübergangs Schwanenstraße.

Die Zugstrecke Oberhausen-Emmerich ist im Zeitraum vom 19. August bis 29. September aufgrund von Bauarbeiten teilweise eingleisig und teils komplett gesperrt. Die Deutsche Bahn bündele dann ein umfangreiches Maßnahmenpaket entlang der Bahnlinie. Das Projektteam fokussiere sich diesmal unter anderem auf Arbeiten an Gleisen, Weichen, Brücken, Lärmschutzwänden und Oberleitung. Die Sperrung der Bahnstrecke werde auch dazu genutzt, um mit dem Rückbau des Bahnübergangs Schwanenstraße zu starten.

Dort, wo heute der Bahnübergang ist, wird künftig eine drei bis vier Meter hohe Lärmschutzwand mit transparenten Elementen das Bild auf der Schwanenstraße prägen.
Dort, wo heute der Bahnübergang ist, wird künftig eine drei bis vier Meter hohe Lärmschutzwand mit transparenten Elementen das Bild auf der Schwanenstraße prägen. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Mit der dauerhaften Schließung ab Freitag, 25. August (21 Uhr), wird ein Überqueren der Gleise für die Verkehrsteilnehmenden – Kfz, Fußgänger und Radfahrer – an dieser Stelle dann nicht mehr möglich sein. „Die Baustelle wird dauerhaft unter anderem mit Hilfe von Bauzäunen gesichert. Während der rund vierwöchigen Bauzeit wird der Bahnübergang zudem technisch außer Betrieb genommen“, erläutert die Bahnsprecherin. Schilder nordöstlich (ab der B8) sowie südwestlich (ab der Dinslakener Straße) des Baubereichs weisen auf die Sperrung hin. Der Bahnübergang werde bis Ende des Jahres zunächst „optisch vorhanden bleiben“. Mit dem Rückbau der Anlagen werde das Projektteam voraussichtlich Ende des Jahres beginnen.

Anstelle des Bahnübergangs wird künftig eine Lärmschutzwand das Bild prägen.

Diese ist zwischen drei und vier Meter hoch „und mit transparenten Elementen ausgestattet“, wie die Bahnsprecherin weiter ausführt. Davor ist ein Wendehammer vorgesehen, der für die Autofahrerinnen und Autofahrer bis spätestens Mitte 2025 nutzbar sein soll.

>>Info: Start verschoben – die nächsten Schritte

Ursprünglich sollte der Bahnübergang Schwanenstraße bereits im Dezember 2021 geschlossen werden. Doch aufgrund erforderlicher Anpassungen im Bauablaufplan wurde die Maßnahme um mehr als ein Jahr nach hinten verschoben.

Die Fachleute würden nach der Schließung des Bahnübergangs zunächst einige Versorgungsleitungen umverlegen. „Das ist nötig, um das Baufeld für den Gleisbau frei zu machen“, erklärt die Sprecherin der Deutschen Bahn. Anschließend werde mit den ersten Erdarbeiten für den Bau des dritten Gleises sowie mit ersten Straßenarbeiten für den zukünftigen Wendehammer in der Schwanenstraße begonnen. Nach Abschluss der Erdarbeiten sollen der eigentliche Gleisbau und der Bau der Lärmschutzwand folgen.

Aktuell erarbeiten Fachfirmen die finalen Bauabläufe für die Maßnahme am Bahnübergang. Erst danach werde es möglich sein, ein konkretes Enddatum für die anstehenden Arbeiten zu nennen.