Dinslaken. Das KulturAnders Festival im Walzwerk Dinslaken begann mit einem Band Contest. Diese Bands überzeugten dabei die Jury und gewannen Preise.

Mit dem Fokus auf dem Nachwuchs der Dinslakener Bandszene startete am Freitag das KulturAnders Festival im Walzwerk Dinslaken. Das Konzept ging auf. 250 Freunde, Familienmitglieder und interessierte Rock-Fans verfolgten am Freitag den fünfstündigen Band Contest, unterstützten ihre Favoriten mit ihren Stimmen, gingen aber ebenso bei den Auftritten der anderen Bands mit.

In der Jury dabei

Über die drei ersten Plätze entschieden zu je 50 Prozent die Stimmen der Besucher und das Voting der Jury. Zu der gehörten die Singer-Songwriterin und Countrysängerin Honeygirl Ela, Reiner Langer, die Referentin Öffentlichkeitsarbeit des Sponsors Nispa Kim Ernst und – wie schon bei den SYLS-Vorentscheiden – meine Wenigkeit als lokale Kulturjournalistin. Was macht eine gute Szeneband aus? Für mich ist das neben dem Beherrschen der Instrumente (auf dem jeweiligen Erfahrungslevel) auch das Treffen des musikalischen Nervs der Freunde und Fans und – ganz wichtig – das Herzblut der Bandmitglieder. Rockmusik braucht Leidenschaft, sie muss mehr als berühren: sie muss einen packen.

Sonderpreis vergeben

Sechs Bands traten an, den schwierigen Beginn meisterten Seven Minutes geradezu souverän. Die Band wurde sowohl bei KulturAnders als auch auf dem Flyer der DinTage, wo sie am Eröffnungsfreitag zu hören ist, noch als THG Schulband bezeichnet, dabei ist die Schulzeit vorbei, Maria, Jona, Christina (Gesang), Maja (Gitarre) Lynn (Bass), Benny(Drums) und Chungil (Keyboard) starten jetzt in Eigenregie als Coverband durch. Eine Überraschung zum Schluss ihres Sets war „Just the two of us“, bei dem sich Chungil selbst auf dem Piano begleitete. Die Jury und das Orga-Team sahen so viel Potential in Seven Minutes, dass Thomas Grosse spontan einen Sonderpreis für die Band stiftete.

Weiter ging es mit The Unreason. Lisa (Gesang), Flo (Gitarre), Andy (Bass) und Sanda (Drums) sind erst während der Pandemie ans Musikmachen gekommen. Dennoch setzten sie von Anfang an auf eigene Songs. Die Entwicklung ließ sich vom Aufbau des Sets ablesen. The Unreason gewann von Stück zu Stück an Fahrt. Das letzte war das härteste und druckvollste und so soll es künftig auch weitergehen.

Hart, aber lustig

„Nicht erschrecken“ warnt Falk Flüß vor, bevor er beim Soundcheck ins Mikro growled. Gray ist die härteste Band des Tages, mit Timo Bohmann (Rhythmus-Gitarre), Fabio Mangen (Schlagzeug) und den beiden Neuzugängen Jonah Brunschke (Lead-Gitarre) und Dimitri Knoblauch (Bass) machen Gray einen Mix aus Death Metal und Metalcore mit deutschen Texten. Mal gesellschaftskritisch, mal die eigenen Positionen beleuchtend. Dann geht es ums Selbstbewusstsein als Band, aber auch im den Kater nach einerdurchfeierten Nacht. Wie beim Death Metal üblich geht es um Härte, nicht um Aggressivität: „Deshalb hatten Jonah und Dimitri gestern noch die Idee, sich lustig anzuziehen“, erklärt Timo die Kostümierung der Drei.

Auch Gray ist noch eine ganz junge Band. Für Falk war es erst der achte Auftritt – der erste Open Air, Jonah hat erst vor dreieinhalb Jahren begonnen, sich selbst das Gitarrespielen beizubringen. Ziel für die kommenden Monate ist die Aufnahme einer Single. Die vielen Unterstützer, die Gray mit ins Walzwerk brachten, müssen sich also bis zum nächsten Liveauftritt noch etwasgedulden.

Für einen Kasten Bier

„Wir sind die ‘Opas gegen Rechts’“ witzelte das Trio Dr. Ubagu. Tatsächlich waren Frank (Drums), Andreas (Bass) und Stefan (Guitar), die ihren Bandnamen aus den Anfangsbuchstaben ihrer Instrumente abgeleitet haben, die ältesten beim Contest. Und damit auch die Erfahrensten und technisch Versiertesten. Eine typische „Jury-Band“, die es mit mehrstimmigen Blues und Rock mit Funk-Elementen auf den dritten Platz schaffte. Der Gewinn: ein Kasten Bier.

Wie Dr. Ubagu stammen die Bandmitglieder von No Comply aus Nachbarstädten, sprich Duisburg und Oberhausen, haben ihren Proberaum aber im Walzwerk gefunden. Ein Ort, den die Skatepunks niemalsvergessen werden: Sie haben sich die Koordinaten tätowieren lassen.

Nun erhielt das Walzwerk noch eine weitere Bedeutung für sie: Die Band, die sich 2017 formiert hat, spielte am Freitag erstmals einen Gig nicht mit Covern von Sum 41 bis Blink 182, sondern ausschließlich mit eigenen Skatepunk-Songs. Und das machte No Comply so genial, dass die Band als verdienter Sieger des Wettbewerbs hervorging: 150 Euro für die Bandkasse.

Rock und Grunge

Doch bevor es zur Juryabstimmung und Auszählung ging - was einen zum Teil den exzellenten Auftritt der erfahrenen und deshalb selbstverständlich außer Wertung spielenden Japanese Junkfood verpassen ließ - sagte Moderator Tim Perkovic noch die letzte Band des Contest an: Bricxs um Sängerin Antonia, die stimmlich, aber nicht stilistisch in die Fußstapfen ihres Vaters Thomas „Rutte“ Ruttkowski (20 Summers Left, Johnnys Leidenschaft) tritt. Bricxs interpretieren Klassiker von Nirvana, Queen, Radiohead und Tokio Hotel mit Frauenpower und begeisterten damit das Publikum – vor allem das junge! Ein starkes Statement für Grunge, Rock und Indie, für den es den zweiten Platz und 100 Euro Preisgeld gab.