Dinslaken. 20 Summers Left gaben mit dem britischen Gastsänger James Ferraby am Samstagabend im Burgtheater Vollgas.
Es begann bei den Din-Tagen auf dem überfüllten Neutorplatz, es ging weiter nach der Corona-Zwangspause im letzten Jahr im Burgtheater und wurde dort nun – nach dem verschobenen Frühjahrs-Gig – am Samstag fortgesetzt. Die Sommer kommen und gehen, aber 20 Summers Left bleiben 20 Summers Left. Ist halt Rock’n’Roll: der ewige Jungbrunnen. Und so unerschöpflich der Name, so auch die Songs, die diese Metal-Formation covert: Partyhits, die jeder mitsingen kann und von denen kein einziger Titel angesagt werden muss.
Mit der Musik der alten TV-Show „Musikladen“ aus der Zeit, als es im deutschen Fernsehen noch reine Rock/Popsendungen im Abendprogramm gab, beginnt die Show, dann krachen die E-Gitarren von Jason Banks und Bernd Gröters, Wayne Banks’ Bass und Eddy Ostras zu dieser frühen Stunde kurz nach 20 Uhr noch nicht von innen beleuchtetes Schlagzeug los.
Wacken? Ja, gibt es auch. Aber jetzt spielt hier die Musik. Und während man im norddeutschen Dorf mehrere Acts braucht, um Metal und Party zu bieten, erledigen das 20 Summers Left im Alleingang. Gut, die haben auch gleich drei Sänger. Neben der Stammbesetzung Thomas „Rutte“ Ruttkowski für den Soul und Jörg „Justy“ Gast für den Hard Rock ist dieses Mal James Ferraby der Dritte im Bund.
James stammt aus Leicester, wurde von den Banks-Brüdern aus Nottingham ins Schlepptau genommen und besticht mit einer Gesangsstimme, die exzellent zur Pop- und Rock-musik der 1980er Jahre passt. Wenn er Sachen wie John Farnhams „You’re the Voice“ oder „Shout“ von den Tears for Fears oder auch „It’s no good“ von Depeche Mode singt, fühlt sich das weniger nach einer Coverversion an. Es ist eher, als erlebe man hier einen Metal-Remix eines altvertrauten Sounds live auf der Bühne.
Es geht ab im Programm
Auf einer Bühne, auf der es Rutte allerdings nicht lange hält. Aber wie kommt er hoch auf die Ränge zum Publikum? Das Burgtheater ist auf Rock-Konzert getrimmt: Absperrgitter rund um die Stufen zur Vorbühne. Wirkt im ersten Moment etwas übertrieben auf Distanz gehend, aber sehr schnell stellt Rutte klar, dass die Gitter dazu einladen sollen, runter von den Rängen zu kommen und vorne zu tanzen und zu feiern. Er selbst muss sich dann erstmal mit Hilfe der Security einen Weg durch die Absperrung bahnen.
Eine gute Stunde später klärt es sich dann auch auf, wofür die Gitter tatsächlich da sind. „Es wird jetzt dunkel und damit auch wärmer“, verwirrt Justy die feiernde Menge: „Eddy, gib Gas.“ Im nächsten Moment gibt nicht nur Eddy hinten am Schlagzeug Gas, sondern die kleinen schwarzen Kästen im Bühnengraben ihren Flüssigbrennstoff: Feuerbälle schießen hoch: „I’m so exited“.
Musikalisch gab Justy zuvor „Knock on Wood“, „Thunder“ und „Lightning“ – „Das war doch schon Hard Rock“, kommentiert Rutte den Song, der in der Metal-Version so schlüssig herüberkommt, dass man nicht nur die Disco-Version von Amii Stewart, sondern vor allem auch das Original selbst von Eddie Floyd für stilfremde Adaptionen halten möchte.
Dabei ist das genau das Konzept der 20 Summers Left. Es geht ab im Programm des „Mitsing-Gedöns“ auf der Überholspur der Tanzfläche. Eddy Ostra und Wayne Banks treiben das Tempo an, Jason Banks und Bernd Gröters überbieten sich an Geschwindigkeit. Der Krefelder haut für Alex Hitz in die Saiten, der gesundheitlich noch etwas ausgebremst ist und erst in den letzten 20 Minuten zum Einsatz kommt. „I got a feeling tonight’s gonna be a good night“. Aber natürlich ist noch nicht Schluss. Keine Party ohne ABBA. Und auf „Mama Mia“ folgt noch „Video killed the Radio Star“, das bei 20 Summers Left so wenig fehlen darf wie „Larger than Life“.
Der Ton macht die Musik
Heavy Metal, Schlager oder wie am Donnerstag Funk auf Weltklasse-Niveau: Die Sommerkultur im Dinslakener Burgtheater hat einen exzellenten Klang und dafür sorgen die eigenen Soundtüftler der Din-Event an der Technik. Druckvoll, aber nicht laut, transparent und so nuanciert abgemischt, dass man jedes Instrument bis zu den einzelnen Komponenten des Schlagzeugs klar heraushört. So ist bei der Sommerkultur nicht nur das Burgtheater ein optischer Standortfaktor, da macht auch der Ton der Din-Event die Musik.