Dinslaken. Das SYLS-Festival öffnete das Burgtheater Dinslaken für regionale Szene: Zurecht. Das Publikum erlebte tolle Rock-Shows – und das von Anfang an.

Es kann ja nie schaden, Feedback von außen zu erhalten, um zu wissen, was man hat. Am Samstag war es Motorjesus-Sänger Chris „Howling“ Birx aus Mönchengladbach, der es auf den Punkt brachte: „Das ist ein richtig geiles Theater hier“, bestaunte er das Burgtheater bei seinem ersten Besuch in Dinslaken, und sagte: „und Support your local scene ist immer wichtig!“

So sollte es am Din-Tage-Samstag sein. Die große Bühne des Burgtheaters, auf der auch die internationalen Stars des Fantastivals und der Sommerkultur stehen, wurde zum Forum für regionale Acts, die so auch einmal die Gelegenheit bekommen, ihre Qualitäten in einem solchen Rahmen unter Beweis zu stellen. Und gleich der Opener des diesjährigen SYLS-Festivals, die zweitplatzierte des Vorentscheids im ND-Jugendzentrum im Mai, zeigte, wie wichtig und wie richtig das ist: Bei Slinky Mind aus Oberhausen stimmte einfach alles..

Rockige, energiegeladene Stimme der Sängerin trägt und prägt den Sound

Das fing bei der Show-Einlage zu Beginn an: Die Jungs der Band trugen Matrosenhütchen, Frontfrau Clara hatte die Kapitänsmütze auf. Die rockige, energiegeladene Stimme der Sängerin trägt und prägt den Sound von Slinky Mind. Und sie gibt damit den anderen die Chance, wahrer Spielfreude den freien Lauf zu lassen. „Das ist heute die energiereichste Setlist, die wir je gespielt haben“, meinte Gitarrist Eric: 30 Minuten lang boten Slinky Mind volle Power. Aber da sie sich stilistisch nicht festlegen lassen wollen, bot jeder Alternativ-Rock-Song neue Überraschungen: Die Bandbreite der Zitate reicht von Punk bis Funk.

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Und auch das machte Slinky Mind richtig: Die Band sprach das Publikum an, lud es ein, mitzumachen. Schon nachmittags wären sie in der Neustraße unterwegs gewesen und hätten die fehlende SYLS-Plakatierung durch persönliche Ansprache potenzieller Besucher ersetzt, erzählt Martin Baumann vom SYLS-Team. Die kamen tatsächlich und sangen und klatschten mit wie die anderen, die um diese Zeit ins bereits verhältnismäßig gut gefüllten Burgtheater gekommen waren.

Es hat sich eine Bandfreundschaft entwickelt

Auch das gehört zum SYLS: Zwischen Slinky Mind und den Erstplatzierten des Vorentscheids hat sich eine Bandfreundschaft entwickelt: Sie führte bereits zu einem ersten gemeinsamen Gig in Dorsten. Am Dienstag betraten Kombiticket aus Bocholt als zweites die Bühne. Deutschsprachiger Rock mit einem Touch 80er-Jahre, zentriert um die teils sehr persönlichen Texte von Frontfrau Marie Schmalz.

Kein SYLS ohne deftigen Punk. Dafür sorgte in diesem Jahr GvH, oder vollständig: Gisela von Hinten. Die Musiker aus Duisburg und Stuttgart haben diese Band erst 2017 gegründet, waren aber lange genug dabei, um sofort durchzustarten. 2018/19 Touren durch halb Europa, am Ende jenen Jahres die erste Veröffentlichung „Wir sind nur Tiere“. Schräg, aber tatsächlich funktionierend: Ihre Punk-Version von Peter Alexanders „Die kleine Kneipe“. „Hier fragt dich keiner, was du hast oder bist“ schreit Sänger Since als gesellschaftspolitisches Statement heraus und das Publikum singt mit.

Auch eine echte Dinslakener Band im Line-up

Mit Japanese Junkfood stand auch eine echte Dinslakener Band im Line-up. Die Shirts der Musiker (KISS, Misfits, Ramones) gaben die Richtung vor: stilistisch weit gefasster Rock mit einem leichten Vintage-Touch. Den Auftritt beim SYLS nutzen Japanese Junkfood auch, um das Material der neuen EP vorzustellen. Inzwischen hatte sich das Burgtheater gut gefüllt. Auffallend war die Altersstruktur: Über ein Dutzend Kinder im Grundschulalter oder noch jünger tobte noch zu später Stunde erst über die Ränge des Burgtheaters und fand sich dann vor der Bühne ein. „Das ist unsere Basis von morgen“, freute sich Martin Baumann.

Ein letzter Umbau: Motorjesus erwiesen sich trotz des krankheitsbedingten Ausfalls des zweiten Gitarristen als überaus würdiger Headliner: In einer Kulisse zwischen U.S.-Tankstelle, Rennstrecke und Wüsten-Sackgasse ließen sie de Rock-Motoren aufheulen und gaben Vollgas. Motorjesus liefern sich wilde Rennen mit der Hölle, besingen ihre 80er-Jahre-Martial-Arts-Heroen und haben vor allem eines: ansteckend viel Spaß. Dazu ein volles Haus im Burgtheater, weil Motorjesus’ schnörkelloser Rock in Dinslaken in allen Generationen auf offene Ohren stößt. Ein guter Griff des SYLS-Teams.

>> Support your local scene

SYLS steht für Support your local scene. Die wichtigste Unterstützerin für die lokale Szene im Rahmen der Jugend-Din-Tage ist die SYLS AG, die sich nach der coronabedingten Zwangspause für das diesjährige Festival neu zusammengefunden hat. In ehrenamtlicher Arbeit organisiert sie das Festival, wurde im Burgtheater unterstützt durch die Din-Event.

Das Jugendamt fördert das größte Event für Livemusik junger Bands in Dinslaken, bietet aber zugleich zeitgleich im Stadtpark eine Disko für Jugendliche an – ein niederschwelliges Angebot, wo das SYLS auch dazu anregen soll, auf den Geschmack zu kommen, selbst Musik machen zu wollen.

Die Zukunft der Szene sieht Martin Baumann, SYLS-Organisator und Leiter des ND-Jugendzentrums, derzeit positiv. Es gebe wieder vermehrt Anfragen.