Voerde. Beim Möllener Schützenfest begeistert die Reiterstaffel traditionell die Besucher. Doch in diesem Jahr war die gewohnte Größe gefährdet.
Wenn am Samstag die Schützen des BSV Möllen zu ihrem Umzug durch den Ortsteil antreten, werden sie von ihrer Reiterstaffel angeführt. Eigentlich sind hier sechs Reiter mit Pferd im Einsatz. Da allerdings Mareike Kapp als amtierende Königin des Schützenvereins in der Kutsche fährt und nicht auf dem Pferderücken sitzt, gibt es eine Reiterin weniger. Wobei. „Eigentlich könnte ich auch mit dem Kleid auf dem Pferd sitzen. Den passenden Damensattel dafür gibt es“, überlegt die amtierende Regentin der Möllener Schützen. Wahrscheinlich wird sie aber, der Tradition entsprechend, auch in die Kutsche statt aufs Pferd steigen. „Ich mache beides gerne“, sagt sie.
Pferde gehören beim Möllener Schützenfest zur Tradition
Dass beim Möllener Schützenfest überhaupt Pferde im Einsatz sind, hat eine lange Tradition. „Soweit ich mich erinnern kann, hat es in Möllen schon immer Pferde beim Schützenfest gegeben“, erzählt Gisbert Möltgen. Der Ehrenoberst der Reiterstaffel und „Opa der Truppe“, wie er sich selbst nennt, liegt dabei sicher nicht falsch, wie eine Aufnahme des Schützenumzugs aus dem Jahre 1925 zeigt: Deutlich sind hier die Reiter zu sehen, die den Zug anführten.
Dass die Truppe mittlerweile ein halbes Dutzend Reiter beim Schützenfest im Einsatz hat, ist dabei auch vor allem dem Einsatz von Gisbert Möltgen zu verdanken. Lange Zeit saßen nur drei Personen in Möllen bei Schützenfesten auf dem Pferd: Möltgen selbst, damals noch als Oberst, und zwei Adjutanten. Das änderte sich 2009: Einer der Adjutanten war krank, der andere im Urlaub. Der damalige zweite Vorsitzende des Vereins, Jörg Ingenhoff, vermittelte Kontakte zu Reiterinnen, damit Gisbert Möltgen nicht alleine hoch zu Ross am Schützenfest teilnehmen musste: Kristin Langenfurth (damals noch Kapp), Mareike Kapp und Alexandra Gockel wurden rekrutiert.
Jugend hat in der Reiterstaffel mittlerweile das Kommando
„Ich habe bei einer Vorstandssitzung angemerkt, dass man die Reiterstaffel eventuell erweitern sollte, um auch Nachwuchs zu haben“, erzählt Gisbert Möltgen. Beim Schützenfest 2010 saßen dann, neben den oben genannten Reiterinnen – zusammen mit Adjutant André Hinnemann und Adjutantin Sarah Szedziak sechs Reiter fest im Sattel. Seither sind immer ein halbes Dutzend Reiter beim Schützenfest mit dabei.
Zwischenzeitlich gab Gisbert Möltgen den Staffelstab und das Amt des Oberst an Jan-Gerrit Kapp weiter. Das war 2018. „Mir war es wichtig, dass die Jugend das Ganze übernimmt“, erklärt er. Auch wenn er sich, als Ehrenoberst, natürlich weiter aufs Pferd setzt. Aktuell besteht die Reiterstaffel, neben ihm und seinem Nachfolger, aus den Adjutantinnen Kristin Langenfurth und Alexandra Gockel, sowie den Reiterinnen Mareike Kapp und Frauke Rockhoff.
Pferde speziell für die Einsätze beim Schützenfest ausgebildet
Die Pferde für die Einsätze der Reiter gehören übrigens nicht mit zur Staffel. Sie werden für das Schützenfest beim Reitstall Schweckhorst in Rees-Haldern ausgeliehen. „Das kann man nicht mit jedem Pferd machen. Die Pferde sind speziell dafür ausgebildet“, erklärt Mareike Kapp, selbst ausgebildete Pferdewirtin. „Die Pferde sind eigentlich nur bei solchen Events unterwegs“, erklärt Gisbert Möltgen.
Stress sei das für die Tiere nicht, die so ruhig sind, das auch Menschen, die nicht von Kindesbeinen an Reiten, gut mit ihnen klarkommen. „Ich hatte, als ich das Amt des Oberst übernommen habe, überhaupt nichts mit Pferden zu tun“, erzählt Gisbert Möltgen. Bis man ihn dann beim Schützenfest in Holthausen zum ersten Mal auf ein Pferd setzte. Überhaupt reicht die Reitererfahrung in der Staffel vom Quasi-Profi bis hin zu den Mitgliedern, die eigentlich nur in Vorbereitung auf das Schützenfest einige Male im Sattel sitzen. „Da passen Pferde, die auch mal eine halbe Stunde stillstehen können, ohne mit einem Muskel zu zucken, ganz gut zu uns“, scherzt Gisbert Möltgen.
Spendensammeln zur Finanzierung der Teilnahme am Schützenfest
Eine besondere Herausforderung stand für die Reiterstaffel in diesem Jahr an. Beim BSV Möllen wurden einige Budgetkürzungen vorgenommen, die auch die Reiterstaffel betrafen. „Die allgemein steigenden Kosten haben sich auch bei den Pferden bemerkbar gemacht“, erklärt Gisbert Möltgen. Um den Verein so gut wie möglich zu entlasten, zogen die Reiterinnen und Reiter also selbst los, um Geld einzusammeln.
Dabei kamen nicht nur Spenden von Firmen wie der Langenfurth Baugesellschaft, der Bäckerei Ernsting, Stahl- und Metallbau Gockel & Huck, Tischlerei Gockel, dem Architekturbüro Neuziggrad und der Volksbank – auch viele Vereinsmitglieder warfen Geld in den Hut. „Auch der Kuchenverkauf beim Maibaum-Aufstellen der Möllener Vereinsgemeinschaft hat uns sehr geholfen“, berichtet Kristin Langenfurth. „Wir waren begeistert von dieser Unterstützung“, sagt Gisbert Möltgen.
Und so kann die Reiterstaffel nicht nur in voller Stärke beim Schützenfest antreten, wenn es am Samstag zum Umzug durch den Stadtteil und am Sonntag zum Großen Zapfenstreich an Haus Wohnung geht. Dank der Bäckerei Ernsting und der Langenfurth Baugesellschaft werden die Reiter auch mit eigenen, neuen Satteldecken für die Pferde auftreten. Die Mitglieder der Reiterstaffel hoffen, auch in den kommenden Jahren weiterhin in voller Stärke beim Schützenfest dabei sein zu können – als eine der wenigen Reiterstaffeln in der Umgebung.