Rees-Haldern. Pferde vom Reitstall Schweckhorst in Haldern sind bei Schützenfesten im Einsatz. Dann kam Corona. Wie der Reitstall die Krise überstanden hat.
Es scheint ruhig zu sein auf dem Pferdehof von Alois Schweckhorst in Rees-Haldern. Nur Leo, der sechsjährige Labrador, scharwenzelt übers Gelände. Dann, ziemlich unerwartet, tauchen ein paar Pferde auf, galoppieren über den Meierhof. „Die haben jetzt kurz auf der Weide gestanden, damit sie sich ans frisches Futter gewöhnen“, erklärt Petra Vernooy, die sie geholt hat. Roncalli, Adonis und Don wollen erst noch in die Nachbarboxen, finden dann aber den richtigen Weg. Die Pferde, erklärt die Pferdewirtschaftsmeisterin, werden gerade auf ihre nächsten Aufgaben vorbereitet. Denn sie sind zuallererst bei Schützenfesten im Einsatz. Und die finden ja nach der langen Corona-Auszeit endlich wieder statt.
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Die sechs Mitarbeiter des Reitstalls in Haldern haben jedenfalls wieder alle Hände voll zu tun, nachdem während der Pandemie nicht nur die Kutschräder still standen und es nur vereinzelt Reitunterricht gegeben hat. Der Betrieb lief auf Sparflamme. Jetzt müssen die 53 Pferde versorgt, gepflegt und bewegt werden. „Und eben für ihre nächsten Termine bei Schützenfesten, aber beispielsweise auch bei Hochzeiten, trainiert werden“, sagt die 58-Jährige.
Einige Pferde in Haldern sind während der Pandemie altersbedingt gestorben
Dass der Reitstall, der während der Pandemie eigentlich seinen 50. Geburtstag hätte feiern wollen, relativ gut über die Runden gekommen ist, darüber wundert sich auch Tanja Schweckhorst. „Das ist schon eine Glanzleistung von meinem Mann“, lobt die 43-Jährige ihren Gatten, Alois Schweckhorst. Der habe einfach gut gewirtschaftet. Dabei sei das alles andere als leicht gewesen, trotz staatlicher Unterstützung.
Denn während die Einnahmen so gut wie komplett weggebrochen waren, mussten die Tiere ja weiter versorgt werden, auch medizinisch. Im Laufe der zwei Jahre hat sich die Anzahl auch verkleinert. „Einige ältere Pferde sind gestorben“, erzählt die Pferdewirtschaftsmeisterin, die hier alle „Flori“ nennen. Jetzt wolle man die Zahl natürlich wieder aufstocken, „damit immer genug Tiere zur Verfügung stehen, falls es mal Ausfälle gibt, etwa krankheitsbedingt“, sagt sie. Doch das sei nicht leicht.
Preis für ein neues Pferd hat sich fast verdoppelt
Denn die Preise für ein ausgebildetes Pferd, das man kaufen will, hätten sich in den vergangenen zwei Jahren so gut wie verdoppelt. Erschwerend kommen gerade auch die gestiegenen Preise für Energie, etwa für Diesel, den sie für die Pferdetransporter benötigen, aber auch für Futter hinzu. „Das macht das alles nicht leichter“, wissen die beiden Frauen. Denn die Pferde von Alois Schweckhorst sind ja nicht nur im Kreis Kleve bei Schützenfesten unterwegs, sondern bis nach Recklinghausen, Haltern, auch in die Niederlande hinein.
Wobei das Schweckhorst-Team, zu dem auch die 19-jährige Maren Hurkens zählt, die zur Pferdewirtin ausgebildet wird, überaus glücklich ist, dass es bei ihnen rund läuft. „Es gibt Betriebe, meist etwas kleinere, die haben die Corona-Zeit nicht überlebt“, weiß Petra Vernooy. Was zur Folge habe, dass der Reitstall Schweckhorst jetzt sogar noch mehr Anfragen hätte als vor der Pandemie. „Mehr annehmen können wir aber eher nicht, schon aus logistischen Gründen“, sagt Tanja Schweckhorst. Dann bräuchte man zum Beispiel mehr Transport-Kapazitäten.
Stute Moritza will nach 40 Jahren immer noch nicht in Rente gehen
Unterdessen hat die nächste Gruppe Schimmelstuten die Boxen verlassen und trabt in Richtung Weide. „Die bleiben aber nur maximal zwei Stunden draußen. Die Mägen müssen sich erst mal ans frische Gras gewöhnen“, erklärt die Fachfrau. Den Pferden auf dem Meierhof, so scheint es jedenfalls, geht es ziemlich gut. Tanja Schweckhorst nickt. „Die machen auch ihre Arbeit gerne. Unsere Stute Moritza etwa ist seit 40 Jahren bei uns. Und will immer noch nicht in Rente gehen“, sagt sie mit einem Lachen. Sobald der Hänger offen ist, stürme sie darauf zu und wolle hinein – zum nächsten Einsatz beim Schützenfest. Dafür sei sie aber dann doch zu alt.