Voerde. NRZ fragte über soziale Medien: Hat der Budenzauber auf dem Marktplatz eine Chance? Das Echo: positiv wie negativ. Anwohnerin übt scharfe Kritik.
Nach fast 15 Jahren an Wasserschloss und Allee zieht der Voerder Weihnachtsmarkt zurück in die Innenstadt. Die Entscheidung des Veranstalters, sein Engagement aufgrund massiver Kostensteigerungen und des zu hohen auch logistischen Aufwandes zu beenden und den Staffelstab an den Stadtmarketing-Verein zu übergeben, stößt, gemessen an den vielen Reaktionen in den sozialen Medien, größtenteils auf Verständnis. Beim neuen Standort gehen die Meinungen dagegen auseinander. Dies zeigen die Kommentare, die auf eine Frage abgegeben wurde, die wir via Facebook und Instagram gestellt haben: „Hat der Budenzauber auf dem Marktplatz eine Chance?“ Das Echo darauf ist geteilt. Positive und skeptische bis negative Stimmen halten sich in etwa die Waage.
Zu denen, die hier mit einem klaren „Nein“ antworten, gehört etwa Nina Weber: Alleine die große Bühne mit all den Live-Bands falle weg, dazu „das tolle Abendprogramm“. Mit dem Aus des Weihnachtsmarktes am Wasserschloss gibt es für sie eine Attraktion „in Voerde weniger“. Der Rathausplatz sei kein Vergleich oder adäquater Ersatz – „von der Schlossatmosphäre ganz zu schweigen“. Ähnlich argumentiert Britta C. Hornemann: Der Weihnachtsmarkt am Wasserschloss sei etwas Besonderes gewesen, in der Stadt indes „wäre es einfach 08/15“. Auf Instagram sind Kommentare wie „Nein, ein Markt wie 1000 andere“, „Mittelmaß hat keine Chance“, „Leider nein, er verliert seinen Charme“ zu lesen. Das Flair gehe verloren, meint Anja Bresch, ihr habe früher schon der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz nicht gefallen.
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Sinnbildlich nach unten zeigt der Daumen im Falle des neuen Veranstaltungsortes auch bei einer weiteren Facebook-Nutzerin. Emeline Danguy kommentiert: „Vor dem Weihnachtsmarkt am Wasserschloss hatten wir jahrelang den Markt in der Stadt. Der war nie schön. Weihnachtsmärkte ähneln sich. Das Besondere ist noch die Örtlichkeit. Das Wasserschloss war perfekt.“ Doch alle schönen Plätze würden sich anscheinend nicht mehr lohnen, meint sie und richtet dabei den Blick nach Dinslaken: Den Weihnachtsmarkt am Scholtenhof gebe es auch nicht mehr. Jasmin Richter pflichtet ihr bei: Ja, der fehle auch. Keine Begeisterung kommt ebenfalls bei Nadine Both auf, wenn sie an den Umzug des Budenzaubers auf die Fläche am Rathaus denkt: Das „Wasserschloss Voerde passte super mit der ganzen Atmosphäre usw.“, auf einem „Marktplatz, nein, tut mir leid, kommt das einfach nur rüber wie ein Wochenmarkt“.
Nur ganz wenige äußern sich auf unsere Umfrage hin negativ über den Budenzauber vor der illustren Kulisse am Haus Voerde: „Am Schloss waren wir nur einmal, zu überlaufen!“, sagt Bert Frei. Genauso sieht das Christine Müller. Ein ausgeglicheneres Urteil fällt Facebook-Nutzerin Nici Li: „Natürlich war es am Schloss eine andere Atmosphäre, als es auf dem Markt werden wird. Durch die Allee war es gemütlich, aber mit der richtigen Dekoration und Lichtspielen kann es auf dem Markt wieder gemütlich werden!“ Sie ist nicht die Einzige, die dem neuen Veranstaltungsort eine Chance geben möchte.
Buchhändlerin: Vielleicht gemeinsam überlegen, wie wir daraus das Beste machen?
In die von der NRZ angestoßene Debatte über den neuen/alten Veranstaltungsort für den Voerder Weihnachtsmarkt schaltet sich auf Facebook auch eine ortsansässige Buchhändlerin ein: „Vielleicht können wir gemeinsam überlegen, wie wir daraus das Beste machen?“, wirbt Sabine Friemond. Die Inhaberin der „Lesezeit!“ an der Bahnhofstraße könnte sich vorstellen, dass es eventuell viele Ideen gibt und man aus diesem Weihnachtsmarkt „auch etwas Besonderes macht“. Sabine Friemond richtet den Blick dabei in die Niederlande: „Ich bin immer ganz begeistert von dem Charles-Dickens-Weihnachtsmarkt in Deventer. Ist natürlich ambitioniert, aber...!“.
Auch eine Instagram-Userin, die dort unter dem Namen „fraupausbacken“ unterwegs ist, glaubt an ein Gelingen des Weihnachtsmarktes auf dem Rathausplatz: „Dort war er früher ja auch! Es kommt auf einen guten Mix der Stände an!“ Mit ihrer Ansicht steht sie bei weitem nicht alleine: „Ich mochte den alten Weihnachtsmarkt in Voerde immer sehr. Am Schloss fehlten mir vor allem die Reibekuchen der Feuerwehr, die früher immer am Rathaus stand. Und der Schützenverein mit seinen leckeren Bratwürsten“, schreibt Sylvia Paesler auf Facebook.
Der Weihnachtsmarkt am Rathaus hätte „definitiv“ eine Chance, „sofern die Betreiber was ähnlich Gediegenes gestalten würden wie am Wasserschloss, schreibt B-Tina Röhlings – und weiter: „Ich persönlich würde es begrüßen, wenn die üblichen Holzhütten die Innenstadt und die weißen Gastronomie-Zelte mit einer Bühne den Marktplatz schmücken würden.“ Die Facebook-Nutzerin berichtet von Anwohnern, die aktuell bereits auf die Barrikaden gehen würden, und fragt sich: „Aber warum eigentlich? Früher fand der Weihnachtsmarkt immer in der gesamten Innenstadt statt. Und das an allen (!) Advents-Wochenenden! So bin ich hier groß geworden. Und es war immer schön! Ohne Facebook- und Instagram-Diskussionen.“ Sie appelliert, „zur Abwechslung einfach mal pauschal dankbar zu sein dafür, dass überhaupt irgendwas möglich gemacht wird trotz Inflation & Co...“.
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Der Alternative auf dem Rathausplatz will sich auch eine weitere Instagram-Nutzerin nicht grundsätzlich verschließen: „Würde mir nur wünschen, dass dann auf dem vergleichsweise kleinen Platz nicht direkt eine Bühne mit unheimlich lauter Musik steht. Dem kann man sich dann nämlich nicht mehr entziehen“, so steffi.graefin.handarbeiten.
Hart getroffen fühlt sich von der Rückkehr des Budenzaubers vor das Rathaus dagegen anna_kantara. „Ich bin Anwohnerin in diesem Bereich und obwohl man Kompromisse an diesem Wohnort eingehen muss, wird es wirklich langsam zu viel! Die Stadt Voerde ist groß und mir scheint es unerklärlich, warum so viele Veranstaltungen am Marktplatz stattfinden müssen. Die Lärmbelästigung – und zwar ohne Vorwarnung der Stadt – ist immens.“
Regelmäßig müssten Anwohner ausweichen und könnten ihre Parkplätze nicht nutzen, obwohl sie dafür bezahlen. Man möge sich vorstellen, man kommt von der Arbeit und müsste kilometerweit weg parken, „weil wieder alles gesperrt wurde aufgrund eines Events“, von dem man nicht einmal etwas gewusst habe; Lärm über Tage hinweg, eine hohe Zahl von Besuchern, „die Dreck machen“.
Anwohnerin berichtet von negativen Auswirkungen durch Events am Rathausplatz
Die Bürgerin übt scharfe Kritik auch in Richtung Rathaus: „Es dauert nicht selten Wochen, bis das wieder sauber gemacht wurde. Die Rattenplage gibt es auch hier, weil die Müllmassen nicht frühzeitig beseitigt werden. Auch da haben sich Anwohner schon mehrfach an Ordnungsbehörden der Stadt gewannt, ohne Erfolg bisher. Ein- und Ausfahrten, Garagen werden nicht frei gehalten bei solchen Veranstaltungen.“ Fazit der Anwohnerin: „Lieber nur alle zwei Jahre einen Weihnachtsmarkt an der Allee, aber dafür nicht am Rathausplatz.“