Voerde. Bürgermeister Haarmann schließt ein Revival am Haus Voerde nicht aus. Warum der neue Standort aus seiner Sicht aber auch eine Chance sein kann.
Anfang der Woche verkündete der Veranstalter, dass er den beliebten Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus wegen des enormen Aufwandes künftig nicht mehr wird auf die Beine wird stellen können. Die Nachricht über den Rückzug löst bei Ausstellern wie Besuchern Bedauern aus. Da bildet das Stadtoberhaupt keine Ausnahme – und das nicht nur, weil das Event viele Menschen aus Voerde und der Umgebung angezogen hat. Bürgermeister Dirk Haarmann nimmt zu dem Thema Stellung.
Herr Haarmann, nach der Premiere vor 15 Jahren und 14 Veranstaltungen ist der Budenzauber an der Allee Geschichte. Was sind Ihre Gedanken dazu als Bürgermeister und als Privatmensch?
Der Weihnachtsmarkt am Haus Voerde war ein Höhepunkt der Veranstaltungen in unserer Stadt, der eine große Strahlkraft in die Region hatte und für unsere Stadt identitätsstiftend war. Insbesondere das Format mit einem Mix aus klassischen Weihnachtsmarktbestandteilen und einem winterlichen Bühnenprogramm, bei dem sich auch unsere Vereine präsentieren konnten, hat Jung und Alt begeistert. Privat haben wir regelmäßig den Weihnachtsmarkt mit Familie und Freunden besucht. Das wird mir fehlen!
Die Arbeit, die das Team aus dem Kreis des veranstaltenden Vereins Jahr für Jahr investiert hat, um die Veranstaltung auf die Beine stellen zu können, war enorm – die damit verbundene Verantwortung auch. Haben Sie Verständnis für die Entscheidung, die Reißleine zu ziehen?
So schade es um die Einstellung des Weihnachtsmarktes am Haus Voerde auch ist, habe ich in Anbetracht des enormen privaten und ehrenamtlichen Engagements und der steigenden finanziellen Risiken großes Verständnis für diese Entscheidung der Veranstalter. Mit großem Respekt für das Engagement müssen wir dankbar sein, dass der Weihnachtsmarkt so in den Jahren stattfinden konnte.
Ohne die vielen ehrenamtlich geleisteten Stunden wären die Kosten für den Budenzauber noch einmal mehr gestiegen. Sehen Sie auch angesichts dessen und der nicht vorhandenen Infrastruktur an der Allee überhaupt eine Chance, das Event irgendwann einmal durch einen professionellen Veranstalter am Wasserschloss wieder an den Start zu bringen?
Zunächst einmal bin ich froh, dass das Stadtmarketing Voerde, das sich ja selbst in einer Phase der Neuorientierung befindet, für dieses Jahr einspringt. Die neu zu gründende Stadtmarketinggesellschaft – so der Rat dann die dazu erforderlichen Beschlüsse auch fassen wird – wird dann als eine der ersten Aufgaben ein ganzheitliches Veranstaltungsformat inklusive Weihnachtsmarkt für unsere Stadt in enger Abstimmung mit den Stadtteilen entwickeln. Wir werden dann sehen, in welcher Form der Weihnachtsmarkt dann ein neues Gesicht bekommt.
Sie schließen also eine Rückkehr des Budenzaubers an die Allee trotz der angesprochenen Probleme, die damit einher gehen, nicht per se aus?
Warum sollte man das zum jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich ausschließen, wo doch das neue Stadtmarketing noch nicht einmal gegründet ist? Wir sollten aber nicht spekulieren, sondern zunächst einmal den kommenden Weihnachtsmarkt planen und im Anschluss auswerten.
Wie könnte eine Neuauflage irgendwann an der Allee Ihrer Meinung nach gelingen?
Da möchte ich der Arbeit des neuen Stadtmarketing nicht vorgreifen, zumal die formalen Beschlüsse seitens des Stadtrates ja noch gefasst werden müssen.
Der Umzug des Budenzaubers auf den Rathausplatz stößt in den sozialen Medien auf ein geteiltes Echo. Es gibt Zweifel, dass in dem Umfeld weihnachtliche Stimmung aufkommen kann. Wie sehen Sie das?
Ich kann die Bedenken nachvollziehen, da das Ambiente am Haus Voerde in der Tat einzigartig ist. Uns war es aber wichtig, dass in diesem Jahr ein Weihnachtsmarkt überhaupt stattfinden kann. Das wäre in Anbetracht der Rahmenbedingungen am Haus Voerde, die ja letztlich die Veranstalter zur Aufgabe gezwungen haben, auch gar nicht anders machbar gewesen. Wir alle müssen unsere hohen Erwartungen sicher etwas runterfahren. Aber andere Städte zeigen uns auch, dass es in Innenstadtlagen durchaus gut funktionieren kann.
Kann die Stadtmitte als Veranstaltungsort Ihrer Einschätzung nach Chancen bergen? Wenn ja, inwiefern?
Mit Sicherheit wird das weihnachtliche Ambiente in der Stadtmitte dadurch deutlich verbessert. Der Einzelhandel hat zudem immer darum geworben, mit einem Weihnachtsmarkt auch die Innenstadt zu beleben und damit auch Einzelhandel und Gastronomie zu unterstützen.
Künftig soll, wie Sie ja auch schilderten, das Stadtmarketing in Voerde nicht mehr über einen Verein, sondern hauptamtlich über eine GmbH organisiert werden. Welche Vorteile gehen damit grundsätzlich und mit Blick auf den Voerder Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz einher?
Nach dem bisherigen Konzept soll sich das Stadtmarketing mit hauptamtlichem Personal neben den Aspekten des Citymanagements und der Unterstützung von Einzelhandel und Gastronomie auch um ein passendes Veranstaltungsformat kümmern. Dafür muss die Gesellschaft aber auch mit einem entsprechenden Budget ausgestattet werden. Insgesamt stehen im Vergleich zur jetzigen ehrenamtlich geführten Vereinsorganisation damit mehr Ressourcen zur Verfügung, die ein entscheidender Gelingensfaktor sein werden.
Für wann etwa rechnen Sie mit der Gründung?
Es ist vorgesehen, dass der Rat der Stadt Voerde mit dem Haushalt 2024 ff. die notwendigen Beschlüsse fassen wird, damit der formelle Gründungsprozess in 2024 erfolgen kann.
Auf dem Rathausplatz wird irgendwann eine große Baustelle sein, wenn der westliche Teil des alten Wohn- und Geschäftshauses abgerissen und ein Neubau errichtet wird, in dem unten Gastronomie und oben Büros einziehen sollen. Der Weihnachtsmarkt müsste wieder umziehen, das Gleiche gilt für den Wochenmarkt. Nur, wohin könnten diese ausweichen?
Ich gehe davon aus, dass nur die unmittelbar angrenzende Teilfläche in Anspruch genommen werden muss und der Markt weitestgehend unbeeinflusst stattfinden kann. Dies würde dann auch für den Weihnachtsmarkt gelten.
Die Fragen stellte: Petra Keßler