Voerde. Der Verein „Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde“ zieht nach sechs Veranstaltungen die Reißleine. Und doch gibt es eine gute Nachricht.

Ein langes Kapitel geht in Voerde zu Ende – ein zugeklapptes wird wieder aufgeschlagen: 15 Jahre, nachdem der Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde seine Premiere feierte, ist der illustre Veranstaltungsort nunmehr Geschichte: Der Budenzauber kehrt in die Innenstadt zurück, die Organisation übernehmen andere. Stefan Schmitz und sein Team ziehen nach sieben Jahren und sechs Veranstaltungen die Reißleine und geben den Staffelstab in andere Hände. Der Verein Stadtmarketing Voerde wird den Voerder Weihnachtsmarkt 2023 auf dem Rathausplatz veranstalten.

Unter seiner Federführung hatte der Budenzauber 2008 im Umfeld des Wasserschlosses seinen Auftakt genommen. Später traten der Förderverein Haus Voerde und danach eine Veranstaltungsagentur an seine Stelle, bevor dann 2016 der neu gegründete Verein „Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde“ die Veranstaltung organisierte – bis auf eine Ausnahme Jahr für Jahr: 2020 bremste Corona das öffentliche Leben bekanntlich komplett aus. Der beliebte und über die Stadtgrenzen hinaus bekannte und viele Besucher anziehende Budenzauber musste abgesagt werden.

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Mann der ersten Stunde beim Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde ist Stefan Schmitz. Der Vorsitzende des gleichnamigen Vereins erklärt die Gründe für den Rückzug: Er verweist auf die „zeitintensiven Vorbereitungsmaßnahmen“ – Planung, Anmeldeverfahren, Finanzierung, etc. – und nicht zuletzt die Durchführung des Marktes, die in den vergangenen Jahren stetig größer geworden und für sie „als kleinen Veranstalter nicht mehr länger zu leisten“ seien. Ein weiterer Punkt betrifft die seit dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz im Dezember 2016 erhöhten Sicherheitsauflagen. „Bereits ein Jahr nach Neugründung hatten wir als Veranstalter mit deutlichen Mehrkosten“ durch die verschärften Anforderungen zu kämpfen, erinnert Schmitz.

Schließlich kam die Pandemie, die dazu führte, dass der Budenzauber nach der Absage 2020 im Jahr darauf nur mit aufwendigen Schutzmaßnahmen über die Bühne gehen konnte. Schmitz spricht von „massiven Kostensteigerungen“ auch gerade noch im vergangenen Jahr, mit denen sich der Verein konfrontiert sah. Um diese zum größten Teil abzufedern und nicht an die Hütten- bzw. Standbetreiber weiterzugeben, seien unter anderem die aus Bad Kreuznach angemieteten Holzhütten zuletzt auf einem Voerder Betriebsgelände eingelagert, durch das ehrenamtlich arbeitende Team um Stefan Schmitz zum Veranstaltungsgelände transportiert und mit Unterstützung des Vermieters von ihm auf- und abgebaut worden. Auch wurden laut Schmitz zusätzliche Sponsoren gesucht.

„Dieser enorme Aufwand ist so nicht länger zu leisten“, sagt er. 2022 habe dabei kurzfristig Personal zweier in Voerde ansässiger Handwerksbetriebe aushelfen müssen, „um den Abbau nach Veranstaltungsende überhaupt stemmen zu können“. Was nun erschwerend hinzu kommt: Der Hüttenbauer hat signalisiert, dass aufgrund fehlenden Personals in seiner Branche und des erhöhten Aufwandes in den nächsten Jahren mit „deutlichen Preissteigerungen“ zu rechnen ist – beziehungsweise seien Auf- und Abbau aufgrund der Vielzahl an Holzhütten personell nicht mehr zu schaffen. Beides sei wegen des unwegsamen Geländes im Schlosspark und entlang der Allee „nur mit einem enormen Personal- und Zeitaufwand zu bewerkstelligen“, erklärt Schmitz.

Voerder Vereinsvorsitzender spricht von massiven Preissteigerungen

Die angekündigten zusätzlichen Kosten müssten dann „auf Ausstellerinnen und Aussteller umgelegt werden“, was den Markt bei der kurzen Veranstaltungsdauer von drei Tagen für die Ausstellenden „finanziell uninteressant machen würde“. Bestehen bleibe das personelle Problem für die Umsetzung des Auf- und Abbaus, für den Schmitz und seine Mitstreiter ihre Freizeit opferten. Für die Durchführung des Weihnachtsmarktes, zu der unter anderem auch das Herrichten der Infrastruktur, die Straßenbeschilderungen, die Beleuchtung oder die Anmeldung der Ausstellenden am Ort gehörten, nahmen sie über eine Woche Urlaub.

Was hinzu kommt, sind Schmitz zufolge „weitere massive Preissteigerungen“ der laufenden Betriebskosten: Versicherungen, Energiekosten (Strom), Material- und Einrichtungskosten (Infrastruktur), Sicherheitsdienst, Ersthelfer usw. würden kontinuierlich teurer. „Hier wurden leider die schiere Größe des Marktes und das Veranstaltungsgelände ohne jegliche Infrastruktur auf Dauer zum Problem. Die finanzielle Sicherstellung für die Durchführung der Veranstaltung nimmt somit für uns eine Größe an, die nicht mehr gestemmt werden kann“, sagt Schmitz. Die im ersten Quartal des Jahres 2023 für die Planung eingeholten Angebote/ Preisabfragen hätten eine Steigerung der Gesamtkosten für einen Markt an der Allee um knapp 15 bis 20 Prozent prognostiziert.

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Nicht zu vergessen: die Beleuchtung an der Allee. Die unzähligen Lichterketten in den Bäumen dort, „die Jahr für Jahr für ein großartiges Ambiente“ gesorgt hätten, seien mittlerweile über 15 Jahre alt und in den vergangenen Jahren immer wieder repariert und ausgetauscht worden. 2022 habe man festgestellt, dass inzwischen ein großer Teil „irreparabel beschädigt ist“. Die Kosten für die Erneuerung der Beleuchtung in den Bäumen beziffert Schmitz auf 15.000 bis 20.000 Euro. „Woher sollen die kommen?“, fragt er sich. Sein trauriges Fazit: „Personell, finanziell und logistisch ist der mit der Durchführung des Weihnachtsmarktes verbundene Aufwand am Standort ,Allee’ für uns als Veranstalter leider nicht mehr zu stemmen. Die Gefahr, dass das Ambiente, die Qualität der Angebote und dadurch dann der ganze Weihnachtsmarkt leiden, ist groß.“

Die Entscheidung, den Budenzauber am Wasserschloss nicht mehr zu veranstalten, sei ihnen nicht leicht gefallen, sondern schweren Herzen getroffen worden. „Wir haben das mit Herzblut gemacht, aber wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen“, sagt Stefan Schmitz. Als Mann der ersten Weihnachtsmarktstunde am Wasserschloss trifft ihn der Rückzug auch persönlich. „Man hat hier nette Leute kennengelernt, wir waren ein gutes Team und das hat immer Spaß gemacht“, sagt er. Der Verein bedankt sich bei allen Beteiligten und Besuchern „für die vielen schönen Jahre“ – und insbesondere bei den Sponsoren, die den Markt finanziell unterstützt und möglich gemacht hätten. „Ebenfalls herzlich bedanken möchten wir uns bei der Stadt Voerde und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Fachdiensten sowie bei den Rettungseinheiten des DRK und der Feuerwehr“, erklärt der Verein.

Voerde: Neuer Veranstaltungsort ist auf dem Rathausplatz

Den Voerder Weihnachtsmarkt in kleinerer Form und mit einem, wie er sagt, „Wachstumspotenzial für die nächsten Jahre“ in der Innenstadt zu veranstalten, hält Stefan Schmitz für die „gesündeste Lösung“. Die dafür nötige Infrastruktur sei auf dem Rathausplatz anders als im Schloßpark/Allee bereits gegeben. Der Termin bleibt derselbe: Die Veranstaltung läuft am dritten Adventswochenende, in diesem Jahr also vom 15. bis 17. Dezember.

Ab sofort können sich Ausstellende unter der folgenden E-Mail-Adresse bewerben: weihnachtsmarkt@stadtmarketing-voerde.de. Anmeldeschluss ist der 30. Oktober 2023.