Dinslaken. Stars schätzen am Fantastival in Dinslaken die familiäre Atmosphäre. Dafür sorgen Ehrenamtler. Sie wissen, welche Wünsche die Künstler haben.
Akribisch kratzt Erich-Wilhelm Heinser die Klebereste eines alten Plakates vom Kassenhäuschen des Burgtheaters in Dinslaken ab. „Die Anwohner machen ihre Vorgärten fürs Fantastival immer so schön, da soll es hier auch perfekt aussehen“, sagt er schmunzelnd und greift zum Universal-Verdünner. Damit verschwinden auch die letzten Reste von der Glasscheibe.
Im Burgtheater selbst wird am Mittwoch ebenfalls noch kräftig angepackt. Damit die Besucher wissen, an welchem Stand es Getränke und an welchem es kalte und warme Speisen gibt, bringen Siggi Erdmann und Hubert Schwark die entsprechenden Schilder an. Seit Sonntag sind gut 40 ehrenamtliche Helfer der Freilicht AG für den Aufbau des Fantastivals im Einsatz, haben Zelte und Pavillons aufgebaut, Bauzäune aufgestellt und die Garderoben für die Künstler hergerichtet. „Wir liegen gut in der Zeit. Jetzt geht es noch an den Feinschliff“, erklärt Lea Eickhoff, Geschäftsführerin der Freilicht AG.
Fantastival-Stars kommen mit bis zu 35 Personen nach Dinslaken
Im Burgtheater sind so kurz vor dem Fantastival-Start am Donnerstag aber nicht nur die Ehrenamtler aktiv. Auf der Bühne bauen professionelle Tontechniker Lautsprecher und Mikrofone auf. Zig Meter Kabel werden auf, vor und hinter der Bühne verlegt.
An anderer Stelle wird Arbeit erledigt, die zumindest die Besucher nicht sehen werden. Astrid Eickhoff und Hildegard Höying richten die Garderobe für Michael Schulte her, der das Fantastival am Donnerstag eröffnet. Eickhoff hat dafür frische Blumen aus ihrem Garten mitgebracht. Sie kommen auf die großen Tische im Saal Agen. Eine Etage darüber, im Ratssaal, ist schon das Buffet aufgebaut. Hier werden die Künstler und ihre Crew versorgt. „Die Künstler kommen teilweise mit bis zu 35 Personen“, erzählt Lea Eickhoff.
Den Einlass ins Burgtheater übernehmen ehrenamtliche Helfer
Zudem reisen sie schon in der Nacht vor dem eigentlichen Konzert an und verbringen den gesamten Tag im Burgtheater. „Dabei werden sie von uns betreut. Das beginnt schon mit dem Frühstück.“ Im Vorfeld erhält die Geschäftsführerin eine lange Liste vom Management der Künstler, was diese an Ton- und Lichttechnik sowie Backstage wünschen. „Mal wird eine Flasche Champagner oder ein guter Gin gewünscht. Und alle legen mittlerweile Wert auf Bio. Aber das ist bei uns sowieso schon Standard“, so Eickhoff. Statt jeder Menge Alkohol ordern die Stars etwas Anderes: Wasser. Mehr als 500 Flaschen hat das Fantastival-Team schon gekauft.
Vom Aufbau über die Künstlerbetreuung bis zum Einlass: Das Fantastival lebt vom Ehrenamt. „Wir haben keine fremden Security-Männer mit Knopf im Ohr. Bei uns stehen Peter oder Beate am Eingang“, sagt Eickhoff. „Es ist diese familiäre Atmosphäre, die das Fantastival so besonders macht.“
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Aufgeregt, bekannte Stars zu betreuen, sei Lea Eickhoff nicht. „Ich bin eher angespannt, ob alles klappt.“ Aber insbesondere die deutschen Künstler seien entspannt und würden die besondere Atmosphäre des Burgtheaters und vor allem das Engagement des ehrenamtlichen Teams schätzen. „Für uns ist es das größte Kompliment, wenn die Künstler uns sagen, dass sie sich wohlgefühlt haben. Das bestärkt und motiviert uns, schließlich machen wir das gesamte Fantastival mit viel Herzblut.“
Anwohner freut sich über das Fantastival in der Nachbarschaft
Erich-Wilhelm Heinser hat sein Werkzeug mittlerweile zusammengepackt. Die Scheibe des Kassenhäuschens glänzt wieder. „Jetzt bin ich zufrieden“, sagt der 68-Jährige lachend. Seit 20 Jahren hilft er beim Auf- und Abbau des Fantastivals. „Ich wurde beim ersten oder zweiten Fantastival, das ich mir als Besucher angeschaut hatte, angesprochen, ob ich nicht beim Abbau helfen könne.“ Das tat er – und er ist geblieben.
Sein Aufgabengebiet: die Werkzeuglogistik und die Außenwerbung. „Ich bin schon in die Bäume geklettert, um die Banner aufzuhängen“, erzählt Heinser und zeigt nach oben. In den Baumkronen vor dem Burgtheater wehen die Plakate. Während er erzählt, gesellt sich Fritz Börsch dazu. Er wohnt gegenüber der Freilichtbühne. „Es ist wirklich bemerkenswert, was die Freilicht AG jedes Jahr auf die Beine stellt. Meine Frau und ich freuen uns schon auf die Konzerte. Wir machen die Fenster auf, trinken ein Gläschen Wein und genießen die tolle Musik.“