Emscherbrücke: Erheblicher Schaden für Hafen in Emmelsum
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Voerde/Dinslaken. Das Absacken der Eisenbahnbrücke an der Emscher in Dinslaken hat Konsequenzen bis nach Voerde. Warum der Hafen Emmelsum massiv betroffen ist.
Die Sperrung der Eisenbahnbrücke über die Emscher auf der Güterzugstrecke Oberhausen-Spellen hat für ein Gewerbegebiet im äußersten Norden des Voerder Stadtgebietes weitreichende Folgen: Der zum Hafenverbund DeltaPort gehörende Hafen Emmelsum wird über diese Gleistrasse bedient und kann nun nicht mehr bahnseitig erreicht werden, wie Andreas Stolte auf Anfrage der NRZ erläutert.
Der DeltaPort-Geschäftsführer spricht von einem „essenziellen Transportweg für den Hafen Emmelsum“. Direkt im Hafengebiet liegen drei Unternehmen, die auf den Schienentransport angewiesen seien. Außerhalb des Geländes befinden sich entlang der Güterzugstrecke drei weitere Firmen, die „ebenfalls erhebliche Mengen per Bahn transportieren“, erläutert Stolte.
Acht Güterzüge pro Tag fahren über die Strecke
Der DeltaPort-Geschäftsführer nennt konkrete Zahlen, die das Ausmaß deutlich machen: 2022 beliefen sich die über die Schiene bewegten Güterströme ihm zufolge auf etwa 650.000 Tonnen. „Im Hafen Emmelsum muss mit monatlich ca. 53.000 Tonnen bahnseitigem Ladungsausfall gerechnet werden, der in gleicher Höhe auch nicht mehr für den Schiffsumschlag zur Verfügung steht. Daher ist im worst case ein Gesamtausfall im Umschlagsegment Schiff und Bahn bzw. vice versa mit 106.000 Tonnen pro Monat zu kalkulieren“, führt Stolte weiter aus
Bis zur Sperrung in Folge der abrissbedürftigen Bahnbrücke über die Emscher verkehrten auf der Strecke der früheren Walsumbahn, die bekanntlich für den Personenverkehr reaktiviert werden soll, rund acht Güterzüge mit bis zu 740 Metern Länge – vier zur Einfahrt in den Hafen Emmelsum, vier zur Ausfahrt. „Ab September waren weitere Züge geplant“, erklärt DeltaPort-Geschäftsführer Stolte.
Hafen arbeitet an einer Lösung für die Problematik
Der Hafenverbund prüfe in engem Austausch mit seinen Kunden, sprich, den angesiedelten Firmen, alle in Frage kommenden Alternativszenarien. „Diese führen aber in nahezu allen Fällen zur Verlagerung der Güterströme auf andere multimodale Hafenstandorte“, erklärt Stolte. DeltaPort, zu dem neben dem Gelände in Emmelsum auf Voerder Gebiet der Rhein-Lippe-Hafen und der Stadthafen in Wesel gehören, befindet sich „in enger Abstimmung mit den Behörden“ (namentlich mit dem NRW-Verkehrsministerium und der DB Netz), dem eingesetzten Notfallmanagement und den betroffenen Unternehmen am Hafenstandort.
Es werde mit Vollgas an einer Lösung gearbeitet, sagt der DeltaPort-Geschäftsführer. Geprüft werde auch die Möglichkeit einer Behelfsbrücke für die in Folge des Deichabbruchs in Dinslaken abgesackte Eisenbahnbrücke. Doch selbst wenn es eine Entscheidung dafür gäbe, werden nach Einschätzung Stoltes Monate ins Land gehen, bis eine solche stünde. Von einem Neubau gar nicht zu reden – der sei zurzeit nicht absehbar.
Ausweichen auf Lkw ist keine Alternative
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Ein Ausweichen auf Lkw sei als alternative Möglichkeit nahezu auszuschließen. Gründe: der hohe Massengutanteil und die „weiten Transportentfernungen“. Der Modal Split, ergo, die prozentuale Verteilung des Transportaufkommens auf die verschiedenen Verkehrswege sieht im Hafen Emmelsum wie folgt aus: Der Lkw-Verkehr macht mit 14 Prozent den kleinsten Anteil aus, der Schiffsverkehr naturgemäß den größten (50 Prozent), gefolgt vom Bahnverkehr (36 Prozent).
Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie von DeltaPort sei es, die Verkehre von der Straße „auf das Binnenschiff und die Bahn“ zu verlagern. Ohne Schienenanbindung aber könne die Kombination der „ökologisch verträglichsten Verkehrsträger Schiff und Bahn nicht erfolgen“, erklärt Stolte. DeltaPort plane, den Hafen Emmelsum perspektivisch „als Rail-Port zu ertüchtigen, um somit deutlich mehr Transporte über den Schienenweg abwickeln zu können“.
Schaden für Hafen und Kunden noch nicht absehbar
Neben der Verlagerung in andere Häfen verweist der DeltaPort-Chef darauf, dass gegebenenfalls der Bahnanschluss im Stadthafen Wesel genutzt werden könnte. Im ersten Schritt gehe es nun darum, funktionierende logistische Ketten für die Kunden aufzusetzen. „Im Rahmen der auf andere Hafenstandorte zu erwartenden Verlagerung der Güterströme entsteht ein erheblicher monetärer Schaden für DeltaPort und die dort angesiedelten Kunden“, sagt Stolte. Von welchen Summen da voraussichtlich ausgegangen werden muss, dazu kann er noch nichts sagen: „Dafür ist es noch viel zu früh.“
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