Wesel/Voerde. Die drei Deltaport-Häfen in Voerde und Wesel verbuchen trotz Herausforderungen in der Branche neue Rekordzahlen. Wie der Hafenchef das erklärt.

Wetterkapriolen, Lieferengpässe, die immer noch andauernde Corona-Krise: Andreas Stolte hätte eigentlich genug Gründe, mit düsterer Miene auf die aktuelle Lage zu blicken. Doch der Geschäftsführer der Hafengesellschaft kann trotz der allgemeinen Schwierigkeiten in der Logistikbranche glänzende Zahlen vermelden: Die Häfen in Wesel und Voerde konnten ihren Umschlag im vergangenen Jahr deutlich steigern und haben einen Rekordwert erreicht. Mehr als vier Millionen Tonnen Güter wurden dort umgeschlagen, das waren 19 Prozent mehr als noch 2020.

Damit liegt die Steigerung des Rhein-Lippe-Hafens und des Stadthafens in Wesel sowie des Hafens Emmelsum sogar über dem Branchenschnitt in Nordrhein-Westfalen. „Unsere Strategie trägt Früchte“, sagt Stolte und meint damit vor allem die Erweiterung der Gewerbeflächen in den Hafengebieten. So hatte der Tiefkühllogistiker Nordfrost seine Flächen im Rhein-Lippe-Hafen verdoppelt, ein neues Terminal gebaut und dafür knapp 50 Millionen Euro am Standort investiert. Auch der Logistikdienstleister Rhenus vergrößert sich gerade in Wesel. Auf Voerder Seite erwartet Stolte in Kürze grünes Licht für den Bebauungsplan zur Westerweiterung, die bis 2026 abgeschlossen sein soll – dabei wird auf 15 Hektar Platz für weitere Ansiedlungen geschaffen, die Kaianlagen werden ausgebaut und die Gleisanschlüsse verlängert.

Angesichts des steigenden Verkehrs sieht Stolte die Lage am Niederrhein und damit am Rande der großen Ballungsgebiete als unschlagbaren Vorteil. „Von den Niederlanden gesehen sind wir der letzte Hafen, der staufrei zu erreichen ist“, sagt der Deltaport-Chef. Zudem wird die Anbindung ans Zugnetz im Stadthafen Wesel und vor allem in Emmelsum immer wichtiger, um Waren unabhängig vom Straßenverkehr zu transportieren. „Jeder Bahnanschluss ist eine Entlastung für die Straße“, sagt Stolte. Die Hafengesellschaft will auch zukünftig auf einen Wachstumskurs setzen und verspürt für die bis 2026 angedachte Erweiterung im südlichen Bereich des Rhein-Lippe-Hafens bereits eine hohe Nachfrage, so der Geschäftsführer.

Unwetter und gestörte Lieferketten treffen den Hafenbetrieb

Trotz der erfreulichen Zahlen hat Deltaport in den vergangenen Monaten die Auswirkungen der gestörten Lieferketten zu spüren bekommen – sei es durch den Stau im Suez-Kanal oder durch wegen der Corona-Krise gesperrte Häfen in China. „Die logistischen Ketten sind weltweit aus dem Tritt geraten, das wirkt sich natürlich auch auf den Niederrhein aus“, sagt Stolte. Das jüngste Beispiel dafür: Die Sturmtiefs, die zuletzt nicht nur hier über die Region gezogen sind, sondern an den Küsten noch viel heftiger gewütet haben.

„Wenn es in den Seehäfen in Rotterdam oder Antwerpen deswegen einen Stillstand gibt, dann merken wir das einige Tage später auch bei uns“, so der Hafen-Chef. Weil sich die Wetterextreme durch den Klimawandel häufen, steht Deltaport vor besonderen Herausforderungen.

Während Hochwasserlagen auf dem Rhein weniger ein Problem für die Schifffahrt sind, gilt das für anhaltende Dürreperioden im Sommer umso mehr. Führt der Rhein zu wenig Wasser, können die Schiffe nicht mit vollen Ladungen fahren. Deswegen ist es für die Hafengesellschaft wichtig, bei Ausfällen im Schiffsverkehr Alternativen bereit zu halten – vor allem durch die Bahn. So gibt es etwa mit dem Dortmunder Hafen nicht nur die Wasserverbindung über den Wesel-Datteln-Kanal, sondern auch die über die Schiene.